Filmabend mit dem Zeitzeugen Theodor Heinrichsohn in Frankfurt
Romana Reich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Zu einer außergewöhnlichen Dokumentation über Shanghai in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts und einem Gespräch mit dem Zeitzeugen Theodor Heinrichsohn laden das Referat für Internationale Angelegenheiten der Stadt Frankfurt, das Deutsche Filminstitut und das Konfuzius-Institut Frankfurt für Montag, 20. Oktober um 18.30 Uhr in das Deutsche Filminstitut, Schaumainkai 41, ein.
Der Filmemacher Frank Sieren hat Theodor Heinrichsohn portraitiert, der 1930 im chinesischen Changsha geboren wurde und in Shanghai aufwuchs. Der Sohn einer mandschurischen Prinzessin und eines deutschen Missionars – und im übrigen der älteste noch lebende China-Deutsche - wurde Augenzeuge der japanischen Invasion in China und erlebte, wie Shanghai immer stärker in den Sog des Zweiten Weltkriegs geriet. 1955 wurde er als „unerwünschter Ausländer“ des Landes verwiesen. Seine Mutter hat er bis zu ihrem Tod nicht wiedergesehen, da sie China nicht verlassen durfte.
Zu den Aufnahmen für den Film sind der Porträtierte und der Regisseur noch einmal nach Shanghai gereist. Heinrichsohn hat Sieren dort unter anderem die Orte seiner Schulzeit und Jugend gezeigt und seine ehemaligen Schulfreunde getroffen.Interessant sind auch die Passagen, die das Mutter-Sohn-Verhältnis damaliger Zeit zeigen: Heinrichsohn mußte zu Neujahr den rituellen Kotau vor der eigenen Mutter machen; erzogen wurde er von seiner chinesischen Kinderfrau, die ihm die Mythen des Alten China erzählte, so auch die Welt der Geister in den chinesischen Geistergeschichten.
Das Dilemma als Kind von zwei Kulturen, was ja oft auch gerade als gut gilt und gefeiert wird, war hier allerdings in der Differenz deutlich: Teddy Heinrichsohn litt darunter, daß er wechselweise den Ansprüchen nicht genügen konnte. Für die nationalsozialistisch beeinflußte Kaiser-Wilhelm-Schule in Shanghai war er nicht deutsch genug, er war ja „Nichtarier“ und damit ungeeignet für die dortige HJ-Gruppe. Für seine Mutter, die mandschurische Prinzessin, war er nicht chinesisch genug.
Unter dem Titel „Meine Mutter, die mandschurische Prinzessin“ (Deutschland 2014, R: Frank Sieren, Martin Gronemeyer, Anke Redl, 45 Minuten) ist ein Film mit Erinnerungen an eine außergewöhnliche deutsch-chinesische Jugend in einer bewegten Zeit entstanden. Im Anschluss an die Filmvorführung steht Teddy Heinrichsohn für eine Gesprächsrunde und Fragen zur Verfügung.
INFO:
Der Eintritt ist frei. Eine Reservierung bis Freitag, 17. Oktober, ist erforderlich unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! . Informationen bekommt man unter der Telefonnummer 069/212-31888.