Friederike Mayröcker zum 90. Geburtstag im Deutschen Filmmuseum Frankfurt

 

Helga Faber

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die österreichische Schriftstellerin Friederike Mayröcker ist ein lebender literarischer Mythos. In ihrer Wohnung in der Wiener Zentagasse lebt und schreibt sie seit nunmehr 50 Jahren.

 

Mehr als 70 Bücher mit Poesie und Prosa sowie gut 30 Hörspiele sind hier während dieser Zeit entstanden. Anläßlich ihres 90. Geburtstags am 20. Dezember zeigen wir Carmen Tartarottis Film DAS SCHREIBEN UND DAS SCHWEIGEN.

 

 

Samstag, 20. Dezember, 18 Uhr

DAS SCHREIBEN UND DAS SCHWEIGEN

Deutschland 2009. R: Carmen Tartarotti. Dokumentarfilm. 90 Min. 35mm

 

In einer fünfjährigen Drehzeit begleitete die Regisseurin Carmen Tartarotti die Dichterin Friederike Mayröcker in ihrer Wohnung und auf Lesereisen mit Kamera und Mikrofon und befragte sie auf diskrete Weise zu ihrem Schaffen. Der sehr intime und poetische Film wurde 2009 mit dem Hessischen Filmpreis ausgezeichnet.

 

Auch wenn man den Film nicht kennt, weiß man um das Habitat, wie man in Wien zu den Siebensachen sagt, die einer um sich in seinem Zuhause versammelt.Das, was dann in der Biologie als Lebensraum bezeichnet wird. Bei Mayröcker ist es das große Bett, in dem sie sozusagen lebt,auf tausend Zettlen schreibt, liest...

 

Ihre Arbeitsweise hatte Friederike Mayröcker so analysiert: „Ich lebe in Bildern. Ich sehe alles in Bildern, meine ganze Vergangenheit, Erinnerungen sind Bilder. Ich mache die Bilder zu Sprache, indem ich ganz hineinsteige in das Bild. Ich steige solange hinein, bis es Sprache wird.“

 

Der neunzigjährige Geburtstag der alten Dame ist auch Anlaß, an ihren Lebensmenschen zu erinnern, an den uvergessenen Ernst Jandl, ihr Schreib- wie auch Liebes- und Lebenspartner, mit dem sie seit 1954 zusammenlebte und der 2000 mit 74 Jahren starb, obwohl sie ihm ja ein Jahr voraus war, allerdings nur im Jahresdatum, in Wirklichkeit nur einige Monate. Er war zu Lebzeiten erst einmal sehr viel bekannter als sie und heute bei ihrem 90. Geburtstag müssen wir uns eingestehen, wie vergessen derzeit Ernt Jandl in der Öffentlichkeit ist. Nicht bei denen, die ihn liebten, denn Jandl war so einer, den man einfach lieben mußte, ob seiner Phantasie, seinem Witz, der ja ein Sprachwitz war.

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