Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. Januar 2015, Teil 2
Kirsten Liese
Berlin (Weltexpresso) – Kurzgesagt handelt der Film von derGeschichte einer Nonne, die ein taubstummes und blindes Mädchen aus ihrem inneren Gefängnis befreit. Da Ganze passiert in einer Klosterschule und wird nur möglich durch die Sprache des Herzens.
DIE SPRACHE DES HERZENS
Frankreich Ende des 19. Jahrhunderts, eine Klosterschule für gehörlose Mädchen erhält ungewöhnlichen Nachwuchs: Die Neue (auch im wirklichen Leben taub: Ariana Rivoire) ist blind, taub, stumm und halb verwildert. Sie flüchtet in die Bäume und wehrt sich mit Leibeskräften gegen alle gut gemeinten Bemühungen einer gesellschaftlichen Integration.
Sogar die Oberin erklärt sie für einen hoffnungslosen Fall. Nur die Ordensschwester Marguerite (Isabelle Carré) sieht in dem Mädchen „eine eingesperrte kleine Seele“ und fühlt sich mit aller Beharrlichkeit zu ihrer Erzieherin berufen. Leidet sie an einem Helfersyndrom?
Jedenfalls lohnt es sich, die Geduld für diese bisweilen etwas qualvolle, aber wahre Geschichte aufzubringen, die sich zum Glück nicht im Spirituellen verliert und weit weniger sentimental daherkommt als der deutsche Titel.
Man fühlt sich vielmehr an die Erfolgsbiografie der berühmten amerikanischen Schriftstellerin Helen Keller erinnert, von der sich Regisseur Jean-Pierre Améris inspiriert fühlte. Auch seine kaum bekannte Heldin Marie Heurtin hat es in Wirklichkeit gegeben.
Behutsam und mit kleinen Gesten zeichnet der Film nach, wie die Nonne verbissen um Maries Vertrauen kämpft, sie mit ihren sturen Versuchen bisweilen regelrecht zu Dingen nötigt, die sie gar nicht will.
Aber irgendwann zahlt sich die Engelsgeduld eben doch aus. Von diesem Wendepunkt an kann man sich der emotionalen Kraft dieses leisen, treffend besetzten Kammerspiels nicht mehr entziehen.