MITTENDRIN. Persönliches Tagebuch der BERLINALE 2015 vom 5. bis 15. Februar, Tag 2

 

Hanswerner Kruse

 

Berlin (Weltexpresso) - Berlinale Blog Tag 1: Kontrastreicher hätte mein Eröffnungstag gestern kaum werden können. Morgens sah ich in einer Pressevorführung der Festivalreihe „Forum“ eine Doku über eine Kreative aus Berlin Mitte und eine ärmliche polnische Frau.

 

Deren unterschiedliche Lebensentwürfe sollten in diesem nahezu aussagefreien und cineastisch völlig uninspirierten Wackelfilm deutlich werden. Dagegen war dann der offizielle Eröffnungsfilm der Berlinale, „Nadie Quiere La Noche“ (Niemand will die Nacht), der spanischen Regisseurin Isabel Coixet geradezu umwerfend.

Dieser Wettbewerbsbeitrag ist ganz großes Kino: Mit riesigen Landschaftsbildern am Nordpol und extremen Nahaufnahmen der Akteure erzählt er nach einer wahren Bebenheit die dramatische Geschichte einer Frau, die ihrem Mann in das ewige Eis folgt. Wie immer staune ich in der anschließenden Pressekonferenz, wie klein die Schauspieler in Wirklichkeit sind. Und das im Film so strapazierte Gesicht von Juliette Binoche (50) ist ungeschminkt und mädchenhaft jung. Wie in dem deutsch-polnischen Film des „Forums“ geht es auch in diesem Werk um den außergewöhnlichen Lebensentwurf einer Frau.

Eigentlich soll das „Forum“ mit seinen mehr als 30 Filmen unangepassten und eigenwilligen Filmemachern ein Debüt ermöglichen. Dafür gibt es sogar einen Preis auf der Berlinale. Häufig werden die preisgekrönten Regisseure Jahre später in prestigeträchtigere Filmreihen des Festivals oder sogar zum Wettbewerb eingeladen.

Damit kein falscher Eindruck entsteht – es gibt wirklich viele herausragende Werke im „Forum“, die jungen Filmkünstlern aus Afrika, Asien oder Südamerika zum ersten Mal ein Forum bieten. Ich habe hier schon spannende Debütfilme gesehen und hoffe auch diesmal noch auf ein paar interessante Arbeiten.

Foto (Handy): Juliette Binoche in der Pressekonferenz