Die Wettbewerbsfilme der 65. Berlinale vom 5. bis 15. Februar 2014, Film 9

 

Claudia Schulmerich

 

Berlin (Weltexpresso) – Eine Zumutung ist dieser neue, der siebte Film von Terrence Malick und ich warte darauf, daß dieser Bilderreigen in der Ästhetik der Werbefilme jemandem wirklich gefällt. Man hat nämlich stark den Eindruck, hier würde einem bedeutungsvoll aufgedrückt, daß einem dieser Schmonz als aufgeklärter moderner Mensch gefallen müßte.

 

 

Für uns war das Schwulst. Hollywoodmännerschwulst von den getriebenen Erfolgreichen im System, die eigentlich nur auf Kosten der Frauen leben, dies auch wissen, weshalb ein schlechtes Gewissen hinzukommt. Damit ist aber schon viel an Erklärung geleistet, denn im Film bekommen wir nur eine ununterbrochene Abfolge von Aufnahmen von oben nach unten, von unten nach oben, Katastrophen wie Sturmfluten mit oder war das nun ein Traum? Das mögen wie sonst an Filmen, wenn zwischen Realität und Träumen oder Erinnerungen nicht zu unterscheiden ist. Aber hier? Hier ist es nur ein weiterer Punkt in der Beliebigkeit des Geschehens, wo dauernd magersüchtige junge Frauen auf den höchsten und extrem häßlichen Stöckelschuhen mit ihren Spargelbeinen nicht mal laufen können, sondern permanent umknicken. Ein Symbol für den ganzen Film.

 

Haben diese jungen dünnen Dinger die Ungetüme ausgezogen, sind sie nackt oder halbnackt und bewegen sich im Wasser; viel Wasser ist zu sehen, was in Los Angeles, wo das Ganze tatsächlich spielt, nicht unwahrscheinlich ist. Unwahrscheinlich ist aber so ein Geschehen, daß ausgerechnet Hauptdarsteller Christian Bale als Rick in Form zu bringen versucht, was keine Form hat, in dem er den anwesenden Pressevertretern zunehmen irritiert, weil immer dieselben Fragen nach dem Sinn des Ganzen kommen, immer wieder die Gesschichte dieses Mannes erzählt. Die man nicht sieht oder fühlt. Darum geht es nämlich. Weshalb der Regisseur Terrence Malick, der in Berlin weilt, auf der Pressekonferenz nicht da war, wurde nicht einmal angesprochen. So wurden immer wieder und auch noch am Ende die anwesenden Produzenten für den Regisseur gehalten, der einfach fehlte. Gleichzeitig meinen wir, daß er das Recht der Abwesenheit hat. Denn der Film soll der Ausweis seiner Arbeit sein und nicht erklärende Worte.

 

Und den Film, um das noch einmal ganz deutlich zu sagen, halten wir für überflüssig. Und zwar total. Und warum wir bei Christian Bale ein „ausgerechnet“ hinzufügten, hat schlicht damit zu tun, daß dieser begabte und auch intelligente Schauspieler hier überhaupt keine Darstellungsmöglichkeiten, keine Rolle hat, sondern wie ein Zombie durch den Film torkelt, auf der Suche nach sich selbst, mag ja sein, aber in einem Dauerzustand von Somnambulismus. Das hat dieser Schauspieler nicht verdient, so unterfordert zu werden. Daß er keinen Text zu lernen hatte, keinen Monolog, kaum Dialoge zu sprechen hat, liegt an der Konstruktion, die man von Malick kennt, daß eine Stimme uns für das Geschehen, das allzubunte Treiben auf der Leinwand eine Welterklärung liefert.

 

Es gibt viele Motive, sich einen Film anzuschauen. Man kann ästhetische Gründe haben, sich einfach entspannen wollen, einen bestimmten Schauspieler erleben oder eine tolle Geschichte erzählt bekommen. Es gibt Tierfilme, Liebesfilme, Thriller, auch Dokumentarfilme oder Geschichtsdarstellungen, für alles kann Film gut sein. Warum man sich diesen Film anschauen soll, für den noch dazu ein irrsinniger Aufwand getrieben wurde, das muß mir erst einmal jemand erklären. Auf der Berlinale alle 23 Wettbewerbsfilme sehen zu müssen, kann bei solcher Zumutung auch eine Bestrafung sein.

 

INFO:

 

R: Terrence Malick

USA 2014

Englisch, 118'

D: Christian Bale, Cate Blanchett, Natalie Portman