MITTENDRIN. Persönliches Tagebuch der BERLINALE 2015 vom 5. bis 15. Februar, Tag 4
Hanswerner Kruse
Berlin (Weltexpresso) - Ich beschäftige mich an diesem Wochenende mit der Berlinale-Reihe "NATIVe - a Journey into Indigenous Cinema" und schreibe darüber nächste Woche. Als Einstieg hier die Pressekonferenz zu "Ixcanul", ein indigener Film im Wettbewerb.
Dies ist der erste Film auf einer Berlinale aus Guatemala, das sich erst seit einigen Jahren bescheiden als Filmland entwickelt. Der Regisseur Jayro Bustamante und die zwei Schauspielerinnen María Mercedes Coroy (als Mutter) und MaríaTelón (Tochter) sind unglaublich glücklich hier zu sein und so freundlich aufgenommen zu werden.
Der Regisseur berichtet, dass nicht alle Mayas so abgelegen wie im Film leben. Viele wohnen auch in Städten, haben Schulen besucht und sprechen Spanisch. Aber diese indigene Bevölkerung ist überwiegend immer noch sehr arm und wird diskriminiert. Darum ist es dem Regisseur auch so wichtig, dass dieser Film – zunächst im Ausland – so begeistert aufgenommen wird. Er wollte ursprünglich aus sozialen Gründen mit dem Maya-Frauen in Kontakt kommen und war fasziniert von der Geschichte, die ihm eine Frau erzählte und die er unbedingt verfilmen wollte.
Eine Zuschauerin fragt nach den „starken Frauen“. Die beiden anwesenden Darstellerinnen wurden vom Regisseur in seinem Workshop zum Geschichtenerzählen entdeckt. Alle Frauen waren von der Filmidee begeistert, aber als es an das Casting ging, wollten viele zunächst aus familiären Gründen doch nicht mitmachen. Alle Frauen des Films sind nicht ausgebildete Schauspielerinnen, einzig Coroy, die Mutter, hatte schon mal Theater gespielt und eine Nebenrolle in einem Film. Die beiden Schauspielerinnen sahen erst auf der Berlinale völlig begeistert den Film auf einer großen Leinwand.
Der Regisseur will weiter indigene Filme machen und hofft, dass dadurch die Diskriminierung der Mayas reduziert werden kann. Er versteht sich jetzt als indigener Filmemacher, der einen Blick „von außen auf diese Bevölkerungsgruppe“ werfen will.