Die Wettbewerbsfilme der 65. Berlinale vom 5. bis 15. Februar 2014, Film 5

 

Claudia Schulmerich

 

Berlin (Weltexpresso) – Schon wieder eine Frau als Hauptperson, eigentlich zwei Frauen, denn neben der Tochter, die eigene Wege einschlägt, was übel ausgeht, erleben wir eine Mutter, in deren Brust mindestens zwei Herzen schlagen. Eines für die Tochter und eines für die Tradition ihres Volkes.

 

Tradition ist nämlich die Grundlage des Überlebens dieser Mayanachkommen in Guatemala und so hat es durchaus historische Bedeutung, daß der erste guatemaltekische Film auf einer Berlinale einer ist, der von sich sagt, daß er kein Film über die indigene Kultur in Guatemala sei, sondern aus ihr heraus entwickelt wurde.

 

Es geht um die 17jährige Maria (Maria Mercedes Coroy), einzige Tochter von einer Art Wanderarbeitern, die aber beim Herrn einer Kaffeeplantage Arbeit, Brot und ein Heim gefunden haben. Der Herr wird vertreten durch seinen Vorarbeiter, der als kinderreicher Witwer die fleißige und hübsche Maria heiraten will. Das scheint Maria das Ende ihres noch nicht einmal begonnenen Lebens. Sie möchte hinaus in die Welt und benutzt als Instrument dazu einen leichtsinnigen Kaffeepflücker, einen Trunkenbold und spielsüchtig dazu. Sie gibt sich diesem hin, damit er sie mit in die USA nimmt, wohin er sich durchschlagen will. Dieser nun nimmt gerne ihre Entjungferung vor – und haut heimlich ab.

 

Was keiner wußte, ist, daß durch die Beischlafsbestechung ein Kind gezeugt wurde. Und hier nimmt der Film, der uns vorher das Landleben an Tier- und Pflanzenbeispielen vorführte und arbeitsreiche Lebensbedingungen schildert, eine von uns nicht erwartete Wendung, von der sich so manche gute Bürgermutter der westlichen Welt ein Stück abschneiden könnte. Nachdem die Mutter die Schwangerschaft der Tochter entdeckt, weiß, daß nun die Ehe platzen wird und die eigene Zukunft an diesem Ort nicht mehr gesichert ist, versucht sie als erstes mit ihr bekannten Mittelchen die Leibesfrucht abzutöten. Als dies nichts hilft, schaltet sie total um, bringt Maria, ihrem Mann und der Umwelt nahe, daß es um den Respekt um werdendes Leben gehe, daß nämlich ein zukünftiges Menschlein auf der Welt willkommen zu heißen ist und alles dafür getan werden muß, daß dieses Kind zur Welt kommt.

 

Der Regisseur Jayro Bustamante, der auch das Drehbuch schrieb, hat an dieser Stelle noch Überraschungen bereit, die durchaus auch Komik beinhalten, selbst Krimi-Elemente besitzen und überhaupt für Interesse an einer Welt sorgen, die unsere nicht für die beste aller Welten hält.

 

INFO:

 

R: Jayro Bustamante
Guatemala, Frankreich 2015
Kaqchikel, Spanisch, 90'
D: María Mercedes Coroy, María Telón, Manuel Antún, Justo Lorenzo, Marvin Coroy, Leo A