Die Wettbewerbsfilme der 65. Berlinale vom 5. bis 15. Februar 2014
Kirsten Liese
Berlin (Weltexpresso) – Stars sind wichtig für ein A-Festival, aber große Namen kein Garant für einen guten Film. Diese traurige Erfahrung bestätigt sich leider gleich mehrfach auf der 65. Berlinale.
So hatte der amerikanische Kultregisseur Terrence Malick in seiner außer Konkurrenz gezeigten Meditation „Knight of cups“ nicht viel mehr zu bieten als esoterisches Geschwafel und schöne, aber allzu prätentiöse Bilder.
Enttäuschend aber auch der sonst so tolle Andreas Dresen („Sommer vorm Balkon“,„Halt auf freier Strecke“), der mit seinem Wettbewerbsbeitrag „Als wir träumten“ nur ein Lebensgefühl einfängt, den Figuren aber nicht tiefer auf den Zahn fühlt, so dass sich ein Mosaik aus Momentaufnahmen ergibt, aber keine berührende Geschichte.
Der Schriftsteller Clemens Meyer lieferte die literarische Vorlage zu diesem Drama über vier Jungen, die ihre Kindheit als Pioniere mit rotem Halstuch in der DDR erlebten und nun kurz nach der Wiedervereinigung in Leipzig erwachsen werden. Es sind allesamt junge Wilde Anfang 20, die ihr Unabhängigkeitsbedürfnis mit lauter Musik und Genussmitteln rauschhaft ausleben und sowohl mit der Justiz als auch einer Gruppe gewaltbereiter Skinheads in Konflikt geraten. Vergleichbare Szenen mit grölenden, rauchenden, Bier trinkenden Jugendlichen hat man dutzendfach gesehen. Dresen gewinnt keine Dimension dazu, der Film gelangt über eine reine Zustandsbeschreibung nicht hinaus.
Sogar der mit einem Ehrenbären geehrte, bald 70-jährige Wim Wenders enttäuscht mit seinem jüngsten Werk „Everything will be fine“, ebenfalls außer Konkurrenz im Wettbewerbsprogramm und völlig unnötig in 3 D gedreht. Im Zentrum dieser Geschichte und Schuld und Vergebung steht der Schriftsteller Tomas (James Franco), der in einen Unfall mit zwei rodelnden Kindern gerät, von denen eines ums Leben kommt. Juristisch hat das für den Romancier keine Folgen, noch nicht einmal die Mutter des Kindes (Charlotte Gainsbourg) verurteilt ihn, er selbst aber leidet unter tiefen Schuldgefühlen. Über eine in Zeitraffern gestraffte Periode von vielen Jahren will Wenders nun einen inneren Heilungsprozess nachzeichnen. Davon ist allerdings nicht viel zu spüren, so versteinert wie der Held anderen Figuren im Dialog begegnet, wirkt er bis zum Ende hin wie ein Autist. Zwar bescheren einige verschneite Landschaftspanoramen dem Film einige Schauwerte, aber das ist zu wenig.
Den besten Eindruck unter den deutschen Wettbewerbsbeiträgen hinterließ bislang „Victoria“ von Sebastian Schipper, ein in einer einzigen Einstellung gedrehter nächtlicher Trip von jungen Leuten im Berlin. Zwar sind die ersten 50 Minuten, in denen die Jugendlichen auf einer Dachterrasse Alkohol trinken und dummes Zeug labern, eingefangen mit unruhigen Bildern einer Handkamera, eine Zumutung. Dann aber beginnt unverhofft ein durchaus packender Krimi um einen Banküberfall, bei dem die Titelheldin, eine junge Spanierin, sich den verkrachten Existenzen als Komplizin anschließt. Einige Kritiker haben in diesem Film bereits einen Anwärter auf einen Goldenen oder Silbernen Bären gesehen. Das wäre indes ein wenig hoch gegriffen.