MITTENDRIN. Persönliches Tagebuch der BERLINALE 2015 vom 5. bis 15. Februar, Tag 8

 

Hanswerner Kruse

 

Berlin (Weltexpresso) - „Entweder Du holst mich hier ‘raus oder ich hole Dich rein“, droht im Knast der verhaftete Kommissar Blochin (Jürgen Vogel) seinem Kollegen. So offen endet der erste Teil der spannenden neuen TV-Serie „Blochin“. Zur Premiere auf der Berlinale (!) hatte Kinoregisseur Matthias Glasner („Gnade“) seinen Lieblingsakteur Vogel und zahlreiche weitere bekannte Schauspieler mitgebracht.

 

Kommissar Blochin war früher tief in die organisierte Kriminalität verstrickt und kennt immer noch zahllose Gangster und Huren. Der ruhig gewordene Wilde versucht mit seiner MS-kranken Frau und Tochter ein neues Leben, bis die Vergangenheit ihn einholt.

„Blochin“ sollte im ZDF eigentlich eine jeweils eineinhalbstündige, in sich abgeschlossene Reihe werden - so wie beispielsweise „Bela Block“. „Aber dann hatte der Sender Lust und war mutig genug, daraus eine Serie zu entwickeln“, freut sich Glasner. „Es wird nicht so viel ermittelt, die Figuren verändern sich im Laufe der Zeit.“

 

Der erste, auf dem Festival zu sehende Teil ist mutig und experimentell erzählt, er ähnelt eher dem Französischen Film Noir als manchen „Tatorten“ mit ihrer drögen Ermittlungsarbeit. Düstere Bilder, eine unrealistische Handlung – wie kann ein ehemaliger Verbrecher Kommissar werden? Beschwerden der Polizei und der Zuschauer sind zu erwarten, wie seinerzeit bei Dominik Grafs Serie „Im Angesicht des Verbrechens“ bei der ARD.

 

Doch Glasner ist euphorisch: „Im Deutschen Fernsehen herrscht jetzt Aufbruchsstimmung, es kündigt sich ein schönes neues Zeitalter an!“

 

Seit dem letzten Jahr hat die Berlinale diese weitere, kleine Sparte und zeigt TV-Serien. Das Ziel ist nicht, im digitalen Zeitalter das oft totgesagte Kino zu retten. Eher scheint es, als wolle das Fernsehen auf dem Festival beweisen, dass es auch Aufregendes und Neues entwickeln kann. „Blochin“ ist durchaus leinwandtauglich, aber der Termin für den Serienstart ist noch ungewiss.

 

Foto (c) ZDF: Serienfoto aus "Blochin"