Die Wettbewerbsfilme der 65. Berlinale vom 5. bis 15. Februar 2014, Teil 24

 

Claudia Schulmerich

 

Berlin (Weltexpresso) – Zuerst ist es die Mühe, alle 23 Filme des Wettbewerbs anzuschauen, die Pressekonferenzen zu verfolgen, dabei auch selbst nachzufragen, die entsprechenden Filmrezensionen zu schreiben. Aber dann ist es die Spannung auf die Preisvergaben, die einen antreibt, nun noch einmal von vorne, über potentielle Preise nachzudenken.

 

Der wichtigste Preis ist der Goldene Bär für den Besten Film. Aber auch Regiepreise und vor allem die Darstellerpreise sind besonders interessant.Schauen wir daraufhin noch einmal die Filme in der Reihenfolge Ihrer Pressevorführungen an, beschränken uns aber auf die 19 Filme, die für den Wettbewerb standen, während MR.HOLMES und EVERY THING WILL BE FINE, ELSER und CINDERELLA außer Konkurrenz liefen. Die Berlinale 2015 sei der Auftritt von starken Frauen, hatte Berlinalechef Kosslick vorher betont und so fing das Festival auch an. Doch Hollywoodkino mit starken Frauen kam auf dieser Berlinale für viele Kritiker einfach nicht an.

 

Kann man das für NADIE QUIERRE LA NOCHE noch verstehen, weil trotz der schauspielerischen Leistungen der beiden Frauen, Juliet Binoche und Rinko Kikuchi, der Film gar zu sehr die Erwartungen bestärkt und oft geradezu komisch wirkt, so finden wir den Werner Herzog Film QUEEN OF THE DESSERT unterwertig besprochen. Nicole Kidman spielt richtig gut und die Liebesszenen mit dem von James Franco dargestellten Liebhaber haben Feuer, wie uns überhaupt James Franco in dieser Rolle ausnehmend gut gefiel und wir ihm glatt einen Darstellerpreis für diese Rolle gäben. Ob man auch Charlotte Rampling in 45 YEARS eine starke Frau nennen soll? Eigentlich ja, denn auch starke Frauen können sich irritieren lassen, wie es die englische Filmschauspielerin subtil vormacht, der fast alle schon im Vorhinein vor dem Sehen anderer Filme den Darstellerinnenpreis zuerkannten. Nur diese frühzeitige Preisvergabe, ehe man anderen eine Chance gibt, verärgerte.

 

Starke Frauen sind in einem speziellen Sinn auch Mutter und Tochter aus IXCANUL. Das ist darüber hinaus durch die spezifische Thematik, die mit der Machart korrespondiert, auch ein Film, der für einen Preis in Frage kommt. Aber auch die Kammerzofe im gleichnamigen Film und verkörpert von Léa Seydoux ist eine der Frauen, die schon aufbegehrten, als das noch sehr gefährlich war. Die nächste wäre VICTORIA, die Überraschung vom deutschen Regisseur Sebastian Schipper, wobei diese Victoria, die als einzige der Hauptdarsteller den Film überlebt, sehr glaubhaft von Laia Costa gespielt wird. Der Film, in dem viele den Goldenen Bärengewinner ausmachen, hat für uns eine schwache Seite, das sind die ersten fünfzig Minuten und eine sehr starke für den Rest, mit einer Spannungssteigerung, die es in sich hat. Nein, wir würden diesem Film den Hauptpreis nicht zuerkennen, aber er wäre sowohl für den Regiepreis wie vor allem für den der Kameraarbeit ein würdiger Anwärter, weil er seine 140 Minuten ohne Schnitt herunterspult.

 

In KNIGHTS OF CUPS gibt es ebenfalls eine Reihe von Frauen, die psychisch stärker sind als der Hauptdarsteller, aber die vergessen wir genauso schnell wie den ganzen Film. In EL CLUB gibt es eine kirchliche Schwester, die wir auch schnell vergessen, sowieso geht es hier um Männer und diesem chilenischen Film gelingt eine schaurige Darstellung des Problems des Kindesmißbrauchs von Priestern, die auf jeden Fall preiswürdig ist. Dagegen finden wir das für ALS WIR TRÄUMTEN LEIDER NICHT. Auch, wenn wir ein Fan von Andreas Dresen sind und auch Clemens Meyer gerne lesen, gefällt uns dieser Männerfilm einfach nicht; die einzige Frau in der Gruppe ist ganz und gar keine Siegerin. Dagegen zeigt BODY verschiedene Frauen, wo sich die Frage nach stark oder schwach weniger stellt, der Film hat etwas, käme aber insgesamt doch nicht für den Goldenen Bären in Frage, weshalb vielleicht ein Regiepreis passend wäre. Fortsetzung folgt.