Neu auf DVD und BluRay PRIDE

 

Margarete Frühling

 

München (Weltexpresso) - Prideist trotz der ernsten Themen ein liebenswerterFilm. Er spielt 1984 - als Margret Thatcher regierte, die Minenarbeiter gegen Zechenschließungen streikten und Schwulsein in Großbritannien noch verfolgt wurde.

 

Der Student Joe (George MacKay) möchte seine neue Kamera bei einer Schwulendemonstration in London ausprobieren, hat sich aber gegenüber seinen konservativen Eltern noch nicht als schwul geoutet. Er bekommt gegen seinen Willen, ein Plakat in die Hand gedrückt und landet dadurch in Gethin's (Andrew Scott) Buchladen. An diesem Abend hat Mark Ashton (Ben Schnetzer), ein sozialistischer Schwulen-Aktivist und Mitglied der kommunistischen Partei Großbritanniens, die Idee eine Gruppe zur Unterstützung der streikenden Bergarbeiter zu gründen. Die Gruppe LGSM (Lesbians and Gays Support the Miners) wird gegründet. Die Mitglieder sammeln Geld in bunten Plastikeimern, um dies den Bergarbeitern zukommen zu lassen wollen.

 

Hier fangen allerdings die Probleme an, da die angesprochenen Bergarbeiter, das Geld von "Perversen aus der Großstadt" nicht annehmen wollen. Nach vielen Telefonaten landen sie im keinen Ort Onllwyn in Wales. Der örtliche Gewerkschaftsführer Dai (Paddy Considine) ist interessiert und besucht die Unterstützer in London und lädt die bunte Truppe zu sich nach Hause ein.

 

Mark und seine Freunde fahren in ihrem auffälligen Kleinbus nach Wales, dabei sind u.a. Jonathan, ein Schauspieler (Dominic West), Jeff (Freddie Fox), Mike (Joseph Gilgun), die etwas vorlaute Lesbe Steph (Faye Marsay) und Joe, der seinen Eltern erzählt hat, dass er zu einem Seminar der Uni fahren will. Der Waliser Gethin bleibt dagegen in London zurück.

 

In Wales werden sie freundlich von Dai begrüßt. Allerdings haben die übrigen Bewohner etwas Probleme mit den seltsamen Fremden aus der Großstadt. Das ändert sich erst, als Jonathan die Frauen, u. a. Hefina (Imelda Staunton) und Sian (Jessica Gunning) zum Tanzen auffordert. In dieser Nacht bieten aber nur Dai und seine Frau den Londonern eine Übernachtungsmöglichkeit - alle campen im Wohnzimmer. Nach und nach bricht aber das Eis, so dass eigentlich nur noch die Schwägerin von Cliff (Bill Nighy), der sich im Laufe des Films outen wird, und ihre Söhne Gegner der Londoner sind.

 

Als Mark erfährt, dass der Wagen der Bergarbeitergewerkschaft nicht mehr fahrtüchtig ist, organisieren sie einen neuen Kleinbus mit LGSM-Signet, mit dem Hefina stolz durch Wales fährt. Die Frauen kommen auch auf Einladung der Gruppe nach London und besuchen neugierig mit ihnen schwule Bars. Hefina erreicht es auch, dass Gethin, der nach seinem Outing nicht mehr mit seiner Mutter gesprochen hat, diese in Wales besucht. Als er später allein Geld sammelt und dabei zusammengeschlagen wird, werden sowohl seine Mutter als auch die walisischen Freunde ihn im Krankenhaus besuchen kommen.

 

Da sich der Streik in die Länge zieht und mit immer härteren Mitteln geführt wird, organisiert die LGSM in London ein Benefizkonzert - "Pits & Perverts", zu dem sich eine große Gruppe aus Onllwyn nach London aufmacht. Genau an dem Wochenende soll in Wales darüber abgestimmt werden, ob die örtliche Bergarbeiter-Gewerkschaft wirklich mit Schwulen-Aktivisten in Verbindung gebracht werden möchte. Natürlich wird der Abstimmungs-Termin im letzter Minute nach vorne verlegt, so dass die Gruppe nicht rechtzeitig zur Abstimmung aus London zurück sein kann und die Hilfen abgebrochen werden müssen.

 

Der Freundschaft zwischen den Walisern und den LGSM-Aktivisten schadet das aber trotz allem nicht. Als im nächsten Jahr eine große Schwulen-Parade in London stattfindet, nehmen die walisischen Bergarbeiter und ihre Familien daran teil, dadurch ist Marks Gruppe die Größte und wird die Demonstration anführen. Beim Dreh dieser Szenen haben Bergleute aus Onllwyn und Mitglieder der LGSM von 1984 als Statisten mitgewirkt.

 

 

Der Film hat einen politischen Unterton, der aber nie zu sehr in den Vordergrund gestellt wird (anders als z.B. bei Billy Elliot (2000), der während des gleichen Streiks spielt). Auch das Thema AIDS, das ja zu dieser Zeit gerade anfing, Aufmerksamkeit zu erregen, wird nur am Rande gestreift (Jonathan erzählt den walisischen Freunden, dass er als einer der ersten in England gegen AIDS behandelt worden sei). Im Abspann erfährt man allerdings, dass Jonathan heute noch lebt und Mark Ashton am 11. Februar 1987 an AIDS gestorben ist.

 

Insgesamt hat Regisseur MatthewWarchustrotz der ernsten Themen einen fröhlichenFilmüber die Thatcher-Zeit und die Probleme von Minderheiten gedreht. Er ist warmherzigund witzig,mit tollen schauspielerischen Leistungen. Aus dem wunderbaren Ensemble sticht vor allem Irmela Staunton als Hefina heraus, die sowohl neugierig, zupackend und, wenn nötig, auch grob ist. Der Film feierte seine Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2014 und gewann dort die Auszeichnung Queer Palm Award.

 

Daneben erhielt er unzählige weitere Nominierungen und Preise vor allem als bester Film, z.B. bei den Golden Globe Awards, BAFTA Awards, British Independent Film Awards, Gay and Lesbian Entertainment Critics Association (GALECA), London Critics Circle Film Awards und auch in Deutschland beim Hamburger Film Festival 2014.

 

Ein Film, den man nicht verpassen sollte.

 

 

INFO:

 

Der Film erscheint am 26.März auf DVD und BluRay. Er wird als deutsche Fassung und Originalfassung mit deutschen und englischen Untertiteln jeweils in Dolby Digital 5.1 ausgeliefert. Extras sind eine Featurette "Die wahre Geschichte", 6 deleted oder erweiterte Szenen, und ein Kinotrailer.

 

Pride (Großbritannien 2014)

Genre: Komödie

Filmlänge: 120 Min.

Regie: Mark Warchus

Darsteller: Ben Schnetzer, Paddy Considine, George Mackay, Bill Nighy, Irmela Staunton, Andrew Scott u.a.

Verleih: Senator Filmverleih

FSK: ab 6 Jahren

Erscheint auf DVD und BluRay am 26.März 2015

 

Bild: Steph (Faye Marsay), Joe (George Mackay), Mark (Ben Schnetzer), Mike (Joseph Gilgun), Dai (Paddy Considine) und Carl (Kyle Rees) – Gays und Minenarbeiter vereint im Kampf gegen die Regierung: "Pits & Perverts" reichen sich die Hand.

Copyright: Senator Film Verleih