Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 26. März 2015, Teil 1

 

Margarete Frühling

 

München (Weltexpresso) - Jakob (Sebastian Blomberg), Dominik (Kai Schumann) und Oliver (Jan Messutat) sind seit vielen Jahren beste Freunde. Die drei jungen Männer spielen zusammen Fußball und treffen sich danach in der Kneipe. Erst jetzt erkennt man, dass sie katholische Priester sind.

 

Oliver ist gerade in die Bistumsverwaltung versetzt worden und will seine Freunde auch dort unterbringen. Jakob arbeitet seit einigen Jahren als Gefängnisseelsorger, Dominik ist Priester in einer Gemeinde in einem sozialen Brennpunkt und ist für sein Engagement bei Jugendlichen beliebt.

 

Während einer gemeinsamen Messe erscheinen zwei Polizisten und verhaften Dominik. Er wird in das Gefängnis eingeliefert, in dem Jakob Seelsorger ist. Die Anzeige einer Mutter wirft Dominik vor, ihren Sohn missbraucht zu haben. Oliver glaubt an falsche Anschuldigungen. Jakob versucht mehr über die Familie herauszubekommen und versucht, an Vera, die Mutter des Jungen (Sandra Borgmann) heranzukommen. Obwohl Dominik es vehement abstreitet, wächst bei Jakob der Zweifel, ob die Anschuldigung nicht doch der Wahrheit entsprechen könnte.

 

Als Dominik nach einen Gottesdienst im Gefängnis den Missbrauch schließlich gesteht, ist Jakob erschüttert, schweigt aber auch erst einmal. Nachdem Dominik im Gefängnis zusammengeschlagen wird, wird er gegen eine Kaution entlassen. Während eines Gottesdienstes in Dominiks Gemeinde erfährt Jakob von einem zweiten Jungen mit kroatischem Hintergrund, der stark traumatisiert wirkt, als er Dominik sieht. Jetzt versucht Jakob sowohl mit Oliver als auch mit dem zuständigen Kardinal (Hartmut Becker) darüber zu sprechen, was die Kirche in diesem Fall unternehmen will. Aber selbst von ihm bekommt er lediglich die Antwort: "Eine Kirche ist wie eine Mutter, und eine Mutter schlägt man nicht."

 

Bei dieser Gelegenheit wird Jakob vom Kardinal zu einer Priester-Ordination eingeladen. Dort trifft er einen anderen Seelsorger, von dem er erfährt, dass es bereits früher in einer anderen Gemeinde Vorwürfe gegen Dominik gegeben hat. Als er auch noch mitbekommt, dass sich Oliver das Stillhalten von Vera erkauft hat, zerbricht nicht nur die Freundschaft und Jakobs Glaube an ihre gemeinsame Sache, sondern er fasst auch gegen den ausdrücklichen Willen seiner Vorgesetzten den Entschluss, zur örtlichen Staatsanwaltschaft zu gehen.

 

 

Regisseur Gerd Schneider, der auch das Drehbuch verfasste, hat vor seinem Regiestudium an der Filmakademie Baden- Württemberg ein Studium der katholischen Theologie in Köln absolviert und bereitete sich auf das Priesteramt vor. Diese Authentizität merkt man dem Film in jeder Einstellung an. Er verurteilt die Vertreter der Kirche nicht, liefert aber eine Beschreibung, die Gründe für eine kritische Position entfaltet. Besonders zeigt er die Ohnmacht und die Angst der Kirche, sich der Verantwortung zu stellen, die Vorgänge offen zu diskutieren und nicht unter der Hand zu erledigen.

 

Die schauspielerischen Leistungen der drei Hauptakteure und von Sandra Borgmann als Mutter sind hervorragend. Besonders Sebastian Blomberg, der als in sich zerrissener, den Glauben an sich, an seine Kirche und die Menschheit verlierender Jakob, gibt eine sehr eindringliche Vorstellung.

 

Leider ist Verfehlung kein Film, der im Kino erfolgreich sein dürfte. Da aber SWR, BR und Arte an der Finanzierung beteiligt waren, wird er sicher im Fernsehen - hoffentlich zu guter Sendezeit - gezeigt werden.

 

Dies ist ein Film, den man sich unbedingt ansehen solle und der noch lange im Gedächtnis hängen bleibt.

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Verfehlung (Deutschland, 2014)

Genre: Drama

Filmlänge: 95 Minuten

Regie und Drehbuch: Gerd Schneider

Darsteller: Sebastian Blomberg, Kai Schumann, Jan Messutat

Filmverleih: Casino Filmverleih

FSK: ab 12 Jahren

Kinostart: 26. März 2015

 

 

Foto: In der Sakristei vor der Messe - zwei Polizisten wollen Dominik (Kai Schumann) verhaften. (c) Camino