Serie: 9. SchulKinoWochen Hessen vom 9. bis zum 20. März 20 15, Mit Locationscout IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS, Teil 3

 

Thomas Adamczak

 

Wiesbaden (Weltexpresso) - Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um auf die Überschrift dieses Artikels zu verweisen. Bei der Filmvorführung von „Im Labyrinth des Schweigens“ stand als Expertin ein Locationscout für das Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern zur Verfügung: Frau Yvonne Wassong.

 

Frau Wassong ging auf die Drehorte des Films ein. Für etwa acht Filme sucht sie pro Jahr die geeigneten Drehorte, zum Beispiel auch Kneipen für Tatort-Filme. Wegen des begrenzten Budgets sei Auschwitz als Drehort nicht infrage gekommen. Auen gebe es ja genug in Hessen, aber leider kaum welche, an deren Rändern auch Birken stehen. Auschwitz sei „birkenlastig“, was die Suche nach einem geeigneten Drehort in Hessen erschwert habe. Vier volle Tage Suche nach Birken! Kein Problem sei es dagegen gewesen, auf einer Wiese Zäune, Stacheldrahtzäune, aufzustellen.

 

Am Ende ihrer Anmerkungen zu den Drehorten wird den Schülerinnen und Schülern die Frage gestellt, wie ihnen der Film gefallen habe. Ein Schüler antwortet. Ihm wird ein Mikrofon gereicht. „Spannend“ sei er gewesen, der Film „Im Labyrinth des Schweigens“.

 

Damit war das angekündigte „Filmgespräch“ zu Ende. Über den Inhalt des Films kein Wort.

 

 

Sprachlosigkeit, also Schweigen als Reaktion auf „Im Labyrinth des Schweigens“

 

Anschließend wurde mir von verschiedener Seite versichert, unter anderem von einem Mitarbeiter des Fritz-Bauer-Instituts, dass es sonst sehr wohl inhaltliche Diskussionen über diesen Film gebe. Das bekräftigen auch die Erfahrungen von Christina Weide, die sich in den EKINOS in Frankfurt nach ihrer Aussage´ mit Erfolg besonders um den Einbezug von Schulklassen und die anschließende Diskussion mit ihnen beim Film “Im Labyrinth des Schweigens“ bemühte.

 

Also Zufall, dass diesmal eine inhaltliche Diskussion Fehlanzeige war? Was es doch für Zufälle gibt!

 

Neben mir saßen Schülerinnen aus einer IGS in Hochheim. Ich frage nebenhin nach ihren Endrücken vom Film. Die Mädchen sprudeln los.

 

Hundert Schülerinnen und Schüler, die einen solchen Film sehen. Man kann den SchulKinoWochen Hessen gar nicht genug danken, dass solche Angebote gemacht werden. Und die Zielsetzungen (siehe Teil 1) sind ja auch völlig richtig, wenn auch, wenn man solche Beispiele aus der Praxis mitbekommt, etwas hochgegriffen. Selbstverständlich muss ein solcher Film besprochen werden, ermöglicht er doch in hervorragender Weise einen Blick auf deutsche Geschichte. Und die Begleitmaterialien, die den Lehrerinnen und Lehrern zur Verfügung gestellt werden, unterstützen eine solche Zielsetzung durchaus. Eine Filmvorführung im Rahmen der SchulKinoWochen stellt eine Öffentlichkeit her. Schülerinnen und Schüler aus verschiedener Schulen begegnen sich, können miteinander ins Gespräch kommen, sich argumentativ aufeinander beziehen, was bei einem Film wie „Im Labyrinth des Schweigens“ eine ganz wichtige Erfahrung hätte sein können. Auch zwischen etwa hundert Schülerinnen und Schülern kann eine Diskussion initiiert werden.

 

Diese Chance ist am 20.3.2015 in Wiesbaden leider nicht genutzt worden.

 

Diese verpaßte Gelegenheit für die Schüler wird einem noch deutlicher, wenn man, wie der Verfasser dieses Artikels, den hervorragenden Dokumentarfilm"Fritz Bauer – Tod auf Raten“ von Ilona Ziok anschaut, den er zur Vorbereitung auf den Spielfilm gesehen hat. Es geht immer um den Filminhalt und den Filmgehalt. Noch dazu bei einem solchen Film! Was denn sonst?Und diese Chance wurde an diesem Vormittag bei den Schülern leichtfertig verspielt.

 

Auf der Homepage zu dem Film „Fritz Bauer –Tod auf Raten“ findet sich ein Mini-Essay, den der Schriftsteller Horst Bingel dem großen Humanisten Fritz Bauer gewidmet hat:

 

Wir aber haben noch immer nicht geweint. Deutschland, eine Nation auf Stelzen. Die Aufarbeitung unserer Geschichte, eine einzige leere Volkshochschulstunde. Was war, war nicht wahr.“ Horst Bingel: Über das Weinen (Auszug)

 

Foto: Im Bild der im Sommer 2014 verstorbene große Theaterschauspieler Gert Voss als Fritz Bauer