Vortrag von Regine Prange LECTURE & FILM:„Das Blinde sehen: Geschichte und Mythos in EDIPO RE“, heute im Deutschen Filmmuseum Frankfurt

 

Hubertus von Bramnitz

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Heute, das heißt wirklich heute am Donnerstag, 16. April, um 20:15 Uhr genau gesagt. Wir wollten dies unbedingt ankündigen, denn wir hatten einst bei der Vortragenden studiert. Regine Prange ist Professorin für Neuere und Neueste Kunstgeschichte, Kunst- und Medientheorie an der Goethe- Universität Frankfurt.

 

Mit großem Elan war sie aus Berlin in – wie man damals dachte – provinzielle Frankfurt gekommen. Dabei halten wir uns für die deutsche Filmstadt! Alles unwichtig. Wichtig ist der Inhalt: Pier Paolo Pasolini war von der Figur des Jesus Christus ebenso fasziniert wie von Ödipus, dessen freudianische Deutung er im Prolog zu EDIPO RE (IT/MA 1967) entfaltete. Beide Figuren – Christus und Ödipus – sind verbunden durch das Motiv des sühnenden Selbstopfers. An der Ödipus-Sage faszinierte Pasolini besonders die Unwissenheit des Helden, die seiner Handlungsweise eine gewisse Unschuld verleiht. Durch den Versuch, seinem Schicksal zu entkommen, sorgt Ödipus für die Erfüllung der Prophezeiung.

 

Pasolinis mythische Filmerzählung EDIPO RE markiert von Anfang an die ‚blinden‘ Momente, in denen sich die Tragödie ankündigt und vollzieht. Sie wird dabei auch als ein Bild für die Geschichte der modernen Zivilisation lesbar, welche der Erlösung bedarf. Nach Pasolinis Auslegung transformiert die Selbst-Blendung des „christomorphen Ödipus“ (Franco Citti) seine unwissende Blindheit in ein nunmehr erkennendes ‚blindes Sehen‘. Und zwar nach dem Vorbild des Teiresias – ein Sehen, das sich der Führung des Volkes überlässt. Es beschreibt gleichzeitig die Rolle Pasolinis als eines Intellektuellen, dem im zeitgenössischen Italien eine Außenseiterrolle zugewiesen wird.

 

Filmbeginn: ca. 21:15 Uhr

EDIPO RE Edipo Re – Bett der Gewalt

Italien/Marokko 1967. R: Pier Paolo Pisolini. D: Silvana Mangano, Franco Citti,

Alida Valli. 104 Min. 35mm. OmeU

 

Laios und Iokaste, die Herrscher von Theben, erfahren durch ein Orakel, dass ihr Sohn den Vater umbringen und die Mutter heiraten wird. Sie beauftragen einen Diener, ihren Sohn Ödipus zu töten. Doch der Diener setzt das Kind in den Bergen bei Korinth aus. Dort findet es ein Bauer, der es König Kreon übergibt. Als Ödipus erwachsen ist, erfährt er vom Orakel des Apollon die grauenvolle Weissagung. Das Schicksal nimmt seinen Lauf. Pasolini bezeichnete EDIPO RE als seinen autobiografischsten Film, da die Ödipusfigur darin dem Vatermord näher steht als dem Inzest.

 

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Regine Prange ist Professorin für Neuere und Neueste Kunstgeschichte, Kunst- und Medientheorie an der Goethe-Universität Frankfurt.

 

INFO:

 

Die Reihe organisieren das Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, das Institut für Kunstgeschichte und das Institut für Romanische Sprache und Literaturen der Goethe-Universität gemeinsam mit dem Kino des Deutschen Filmmuseums im Netzwerk der Hessischen Film- und Medienakademie.

 

Deutsches Filmmuseum Frankfurt

Donnerstag, 16. April, um 20:15 Uhr

Frankfurt am Main

EDIPO RE