Serie: FRANKFURT LIEST EIN BUCH: Mirjam Pressler, „Grüße und Küsse an alle“ vom 13. bis 26. April, Teil 10

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Der Sonntag im Filmmuseum stand ganz im Licht von Anne Frank und ihrer Familie. Nach der mittäglichen Matinee folgten um 18 Uhr gleich zwei Filme, denen sich ein Gespräch mit der Regisseurin und Gerti Elias sowie Mirjam Pressler anschloß, das einen lange in den Kinosesseln hielt.

 

Um 12 Uhr hatte es mit MEINE TOCHTER ANNE FRANK. Anne Frank und ihr Vater Otto Frank begonnen. Das ist der Film, der auch jüngst im Fernsehen gezeigt wurde und Götz Schubert als Vater Otto und Mala Emde als überzeugende Anne Frank zeigt. Der Film beschäftigt sich intensiv anhand des Tagebuchs mit dem Leben derer, die im Hinterhaus der Firma in Amsterdam über 20 Monate versteckt blieben, bis sie verraten wurden. Es waren acht Personen, von denen uns vom Tagebuch einige vertrauter sind als andere. Hier kommen sie alle zu Wort, bzw. ins Bild. Später wird im Gespräch nach den Filmen Gerti Elias und Mirjam Pressler aufgrund der vorgefundenen Briefe noch mehr zum Vater Otto sagen.

 

Daß sich Anne zu ihm besonders hingezogen fühlte, das liest man aus den Tagebüchern heraus. Und das könne man nach Sichtung der Briefe auch völlig verstehen, denn er sei ein so aufmerksamer und liebenswerter Mann gewesen, der alles zusammenhielt. Abgesehen davon, daß sich sehr oft Mädchen mit ihren Vätern sehr viel besser verstehen – auch weil sie sich gerne von denen anhimmeln lassen - , kommt im Fall der Mutter Edith Frank hinzu, daß diese von sehr zurückhaltendem Wesen gewesen sei. Anne war einfach ein anderes Temperament, während Schwester Margot der Mutter sehr geähnelt habe. Otto Frank, der im Familienhaus in Basel lebte – er hatte als einziger der Familie den KZ-

Aufenthalt überlebt und war von den Russen im Januar 1945 befreit worden – habe oft darüber gesprochen, erzählten die beiden Damen später im Gespräch, daß es immer nur um Anne ginge, seine Margot aber „ein Engel“ gewesen sei. So ist das mit den Worten, die in schriftlicher Form überleben: wer schreibt, der bleibt.

 

Die Premiere des Films, bei dem wir noch sind und der in der Matinee im Filmmuseum gezeigt wurde, war im Hessischen Rundfunk im Frühjahr, damals wohnte Buddy Elias mit seiner Frau Gerti diesem Ereignis noch bei. Doch er, der sich so sehr auf das Frankfurter Lesefest gefreut hatte, starb im März und konnte so auch nicht mehr die heutige Premiere des Film von Hanna Laura Klar erleben, ANNES COUSIN, womit ja er selbst gemeint ist: Buddy Elias. Man wundert sich dann über den Titel, der natürlich weltumspannend mehr hergibt als der Name Buddy Elias. Denn alles, was mit Anne Frank zu tun hat, erregt heute Aufsehen. Aber hier in Frankfurt, wo er längst ein Begriff ist, wird man immer sagen: Der Film über Buddy Elias. Seine Mutter Leni war der Bruder von Otto Frank. Beide Geschwister, die noch zwei weitere Brüder hatten, waren sehr aufeinander bezogen.

 

Wie hoch das Filmmuseum diesen Sonntag hängte, kann man auch daran sehen, daß die Chefin, Claudia Dillmann, die Begrüßung am Abend übernommen hatte, die sehr viel mehr wurde als eine Begrüßung, weil sie dem trotz herrlichem Sommerwetter ausverkauften Haus – die lange Schlange an der Kasse war beeindruckend – das Engagement des Filmmuseums bei der FRANKFURT LIEST EIN BUCH generell und diesmal mit Mirjam Pressler Buch GRÜSSE UND KÜSSE AN ALLE, dem Buch um die Familie Frank, deutlich machte. Denn dieser Familie Frank Sonntag im Filmmuseum ist ja nicht alles, es gab vorher im Rahmen dieser 14 Tage schon zwei Filmveranstaltungen und es kommen auch noch die Schulvorstellungen am Mittwoch.

 

Claudia Dillmann gab einen Abriß über die verschiedenen Anne-Frank-Filme, die zigfach sind. Gerade in Deutschland wurde aber filmisch weniger gemacht. Der jüngste hr-Film hat darauf reagiert, weil jetzt das Umfeld der Anne Frank, ihre Familie genauer untersucht und beschrieben wird. In dem Kontext steht ja auch das Buch und ebenfalls der dann folgende Film über den Cousin Buddy. Der größte Beifall brandete auf, als Claudia Dillmann die beiden Mitstreiterinnen des Lesefests begrüßten, Gerti Elias und Mirjam Pressler, die im Anschluß an die beiden Filme dann zum Gespräch mit der Regisseurin nach vorne kamen. Fortsetzung folgt.

 

Foto: Gerti und Buddy Elias, (c) Familienstiftung

 

 

Info:

 

Mirjam Pressler/Gerti Elias „Grüße und Küsse an alle“

Die Geschichte der Familie von Anne Frank

Fischer Taschenbuch Verlag

432 Seiten. Kartoniert.

10,99

ISBN 978-3-596-18410-1

 

 

Das 16 seitige DIN A4 Programm FRANKFURT LIEST EIN BUCH liegt an verschiedenen Stellen der Stadt aus. Sie finden es auch unter:

www.frankfurt-liest-ein-buch.de