Die Hessische Filmförderung vergibt mehr als 375 000 Euro Fördermittel

 

Romana Reich

 

Wiesbaden (Weltexpresso) – Das ist ja noch die Frage, was sinnvoller ist: kleckern oder klotzen? In Richtung kleckern geht es, wenn die Hessische Filmförderung (HFF) insgesamt 29 Projekte mit 377.500 Euro unterstützen wird. 7 000 Euro für den wunderbaren Film voll des Jazz um den legendären Carlo Bohländer auf jeden Fall, hätte mehr verdient.

 

Das Folgende haben die Jurys der kulturellen Filmförderung des Landes Hessen (HFF-Land) und der Filmförderung des Hessischen Rundfunks (HFF-hr) bei ihren Frühjahrssitzungen beschlossen.

 

Acht Projekte sollen gemeinsam von HFF-hr und HFF-Land mit insgesamt 190.000 Euro gefördert werden. Die Jury für die HFF-hr entschied sich für weitere acht Projekte, denen sie 67.200 Euro zusprach. Die Jury für die HFF-Land wählte weitere zehn Projekte aus, die vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst mit 103.500 Euro unterstützt werden sollen. Darüber hinaus sind 3 Abschlussfilme hessischer Hochschulen für eine Förderung mit insgesamt 16.800 Euro vorgesehen (HFF-Land und HFF-hr).

 

Die Jury-Entscheidungen trafen für die HFF-Land: Michael Busch (Regisseur, Professor an der Universität der Künste Berlin), Cordula Kablitz-Post (Regisseurin, Produzentin) und Joachim Ortsmanns (Produzent) sowie für die HFF-hr: Esther Schapira (Redakteurin FS Politik und Gesellschaft, hr), Cyril Tuschi (Regisseur und Produzent) und Andreas Ulmke-Smeaton (Produzent).

 

Informationen gibt es auch unter www.hessische-filmförderung.de.

 

 

Alle Förderergebnisse im Überblick

 

Produktionsvorbereitung/Dokumentarfilm

 

Stadtallendorf Romeo & Julia

HFF-hr: 10.000 Euro

Antragsteller: Madonnen Film GmbH, Maria Speth, Regie: Maria Speth

Der Dokumentarfilm begleitet an einer Gesamtschule die Theaterinszenierung von „Romeo und Julia", die die Alltagsrealität und Umgangssprache der Schüler widerspiegeln soll. Die Schüler sind unterschiedlichster Herkunft: Türkei, Russland, Polen, Griechenland, Italien, Bulgarien, Deutschland. Wie werden ihre Lebenserfahrungen das Theaterstück und das Theaterstück ihr Leben verändern?

 

Die persönliche Handschrift

HFF-hr: 3.000 Euro

Antragsteller/in: Cinetix Medien und Interface, Lilo Mangelsdorff, Regie: Lilo Mangelsdorff

Stirbt die Handschrift als Kulturtechnik aus und fristet bald nur ein Nischendasein? Und brauchen wir im digitalen Zeitalter des Tippens und Wischens überhaupt noch eine Handschrift?

 

Produktionsvorbereitung/Kurzspielfilm

 

Voiceover

HFF-Land: 2.500 Euro

Antragstellerin: Valentina Knezevic, Regie: Valentina Knezevic

Voiceover" beschreibt den Krieg aus der ganz intimen und subjektiven Sicht von Soldaten und hinterfragt gleichzeitig die Notwendigkeit und die Legitimität moderner Kriege.

 

 

Drehbuch/Experimentalfilm

 

Die Asche meines Großvaters

HFF-Land: 10.000 Euro

Antragsteller: Enkelejd Lluca, Buch: Enkelejd Lluca

Leonard lebt in den Tag hinein und nimmt Drogen. Als sein Großvater stirbt, kehrt er zur Trauerfeier in sein Heimatland Albanien zurück. Seine Reise wird zu einem skurrilen Roadtrip, der ihn in seine Vergangenheit zurückführt.

 

 

Drehbuch/Spielfilm

 

Ein neues Stück Vergangenheit

HFF-hr: 4.500 Euro, HFF-Land: 4.500 Euro

Antragsteller: Hadi Khanjanpour / neoPol Film, Buch: Hadi Khanjanpour

Nima weiß nicht so richtig, was er vom Leben will. Als er endlich dabei ist, seinen Weg zu finden, wird er mit einer Straftat aus seiner Vergangenheit konfrontiert.

 

Glücksräder

HFF-Land: 10.000 Euro

Antragsteller: Cinetopia Medienservice GmbH, Klaus Sprenger,

Buch: Julien Prévost

Lukas muss Sozialstunden beim schwerkranken Reinhold leisten. Als Reinhold erfährt, dass er nicht mehr lange zu leben hat, entschließt er sich, nach Mexiko zu fliegen, um einen Wunderheiler aufzusuchen. Widerwillig kommt Lukas mit und erlebt nicht nur eine neue Welt - er setzt sich auch mit seinem eigenen Leben auseinander.

 

Was meine Mutter nicht von mir wissen darf

HFF-hr: 8.500 Euro

Antragsteller: neoPol Film, Kellner & Zapf GbR, Regie: Jakob Zapf

Malve (12) reicht's. In der Schule ist sie Außenseiterin, und der Freund ihrer Mutter nervt. Als sie in den Besitz eines tödlichen Gifts kommt, bringt sie nach und nach all ihre Widersacher um - und ihr Umfeld blüht auf.

 

 

Produktion/Animationsfilm

 

säen

HFF-Land: 5.000 Euro

Antragstellerin: Maryna Miliushchanka, Regie: Maryna Miliushchanka, Tetyana Zolotopupova

Ukrainisches Brachland. Ein verlebter Bauernhof. Eine Kirche. Ein Kind und eine Oma leben nebeneinander vor sich hin. Bis ein Lamm in ihr Leben tritt. Ein Animationsfilm zwischen fremder Nostalgie und universaler Melancholie.

 

Pyramiden

HFF-hr: 10.000 Euro

Antragsteller: René Rogge, Regie: René Rogge

Ein ägyptischer Finanzbeamter wird in eine der Pyramiden von Gizeh eingemauert - weil er Größenwahn und Protzerei des Pharao aufdecken wollte. Der Animationskurzfilm soll als Satire auf Großbauprojekte verstanden werden, die seit einigen Jahren in Deutschland immer wieder für Skandale sorgen.

 

Friseurtermin verschoben

HFF-hr: 4.300 Euro

Antragsteller/in: Marc Rühl, Regie: Marc Rühl

Nachdem er bei einem Unfall seinen Kopf verloren hat, leidet der namenlose Hauptcharakter unter einer Depression. Seine Freunde machen sich zunächst Sorgen, sind aber schließlich nur noch genervt. Der Animationsfilm hinterfragt, wann der Wille zu helfen zur Überforderung wird.

 

Gott kommt!

HFF-hr:10.000 Euro

Antragsteller: Lukas Thiele Filmproduktion, Regie: Stefan Vogt

Der Animationsfilm erzählt in zwölf Episoden von einem Dorf: Egal was passiert - Feste, Krieg, Naturkatastrophen - die Bewohner passen sich den neuen Umständen an. Nur der Pfarrer bleibt in seinem Dogmatismus gefangen - und seine Kirche deswegen leer.

 

 

Produktion/Dokumentarfilm

 

Armenia

HFF-hr: 10.000 Euro, HFF-Land: 18.000 Euro

Antragsteller: Slowboat Films GmbH, Marc Alexander Littler, Regie: Marc Alexander Littler

Die Dokufiction „Armenia" erzählt von Vertreibung, Entwurzelung und dem Gefühl der inneren Heimatlosigkeit. Dabei geht sie der Frage nach, ob man wissen muss, woher man kommt, um zu wissen, wer man ist.

 

Dennis Hopper: Hollywoods Uneasy Rider

HFF-hr: 35.000 Euro, HFF-Land: 25.000 Euro

Antragsteller: Emotional Network GmbH, Hermann Vaske, Regie: Hermann Vaske

Dennis Hopper war ein wahrer Renaissance-Mensch; ein Künstler, Regisseur,

Schauspieler, Sammler und Fotograf. Herman Vaske kommt in seinem Dokumentarfilm dem wahren Dennis Hopper mit all seiner Faszination und seinen Rätseln auf die Spur.

 

Sylvi und der Bumerang in der Wellritzstraße

HFF-Land: 15.000 Euro

Antragsteller: Nanook Pictures, Thomas Diehl, Regie: Thomas Lawetzky

Ein Porträt über eine außergewöhnliche Frau und eine außergewöhnliche Straße: Sylvia Bernhardt hat 50 Jahre lang die legendäre Kneipe „Bumerang" in der Wiesbadener Wellritzstraße geführt. Sylvi kann vom Wandel der Jahrzehnte erzählen, wie sich ihre Nachbarschaft von einer typischen deutschen Arbeiter- und Kleingewerbestraße zu einer „Multikulti"-Straße entwickelte.

 

 

Produktion/Experimentalfilm

 

Hotel Kummer

HFF-hr: 3.000 Euro, HFF-Land: 5.000 Euro

Antragstellerin: Daliah Ziper, Regie: Daliah Ziper

In der Hoffnung auf eine bessere Zukunft fern von Armut, Arbeitslosigkeit und Antisemitismus, reisten um 1900 Tausende jüdische Frauen von Osteuropa nach Südamerika. Doch dort erwartete sie nur ein Leben in der Prostitution. Auf ihrer Reise machten die Frauen Halt im Wiener Hotel Kummer, wo der Traum von einem besseren Leben noch greifbar war.

 

 

Produktion/Kurzspielfilm

 

Die Brücke

HFF-hr: 6.400 Euro

Antragsteller: Xaras Media GbR, Bahman Kormi, Regie: Bahman Kormi

Die Brücke ‐ das sind festinstallierte Fernrohre und betonierte Sitzgelegenheiten mit Blick auf Start‐ und Landebahn des Frankfurter Flughafens. Hier entsteht ein Filmporträt über Architektur und Mensch, Rhythmen und Zustände, Sehnsucht und Fernweh, Jahres- und Tageszeiten.

 

 

Produktion/Spielfilm

 

In my Room

HFF-Land: 20.000 Euro

Antragsteller: Pandora Film GmbH & Co. Verleih KG, Regie: Ulrich Köhler

Regisseur Ulrich Köhler ("Schlafkrankheit") erzählt in seinem neuen Spielfilm von Armin (Hans Löw), der sich in seinem Leben nie so richtig festlegen konnte. Als er eines Morgens erwacht, sind alle Menschen verschwunden.

 

Morris aus Amerika

HFF-hr: 20.000 Euro, HFF-Land: 18.000 Euro

Antragsteller: Lichtblick Media GmbH, Martin Heisler, Regie: Chad Hartigan

Morris zieht von den USA ausgerechnet nach Heidelberg. Er ist 13, schwarz, dick und zum ersten Mal verliebt: in Kati aus dem Jugendzentrum. Alles gar nicht so einfach.

 

Teheran Tabu

HFF-Land: 18.000 Euro

Antragsteller: Little Dream Entertainment GmbH, Frank Geiger, Regie: Ali Soozandeh

Der Spielfilm erzählt die Geschichte von vier jungen Bewohnern der gigantischen Metropole Teheran. Sie sind alle auf der Suche nach Nähe und Lebensfreude und kämpfen dabei mit den restriktiven Gesetzen und der Tabuisierung von Sex in der iranischen Gesellschaft.

 

 

Postproduktion/Dokumentarfilm

 

"Versicherungsvertreter 2 – Mehmet Göker macht weiter"

HFF-hr:15.000 Euro

Antragsteller: sternfilm, Regie: Klaus Stern

Die Geschichte um Mehmet E. Göker aus Klaus Sterns preisgekröntem Dokumentarfilm "Versicherungsvertreter" ( u. a. Helmut Schmidt Journalistenpreis) geht weiter. Göker hat über 10 Millionen Euro Schulden bei deutschen Krankenversicherungen angehäuft und wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Dennoch laufen seine Versicherungsgeschäfte im großen Stil weiter.

 

 

Verleih/Vertrieb/Dokumentarfilm

 

Beyond Punishment

HFF-Land: 7.000 Euro

Antragsteller: Piffl Medien GmbH, Hans-Christian Boese, Regie: Hubertus Siegert

Drei Männer, die getötet haben, und drei Familien, die jemanden verloren haben. Unvorstellbar, dass sich beide Seiten annähern. Der Film beobachtet dreimal das Unmögliche: Seinem Feind begegnen, in Gedanken, in Botschaften, im realen Leben.

 

Carlo, Keep Swingin'

HFF-Land: 7.000 Euro

Antragstellerin: Ok & Stock Filmproduktion UG, Elizabeth Ok, Regie: Elizabeth Ok

Der Dokumentarfilm erzählt vom Leben und Schaffen des begnadeten Jazzers und Querdenkers Carlo Bohländer, der im Nachkriegsdeutschland den einzigartigen Frankfurter Jazzkeller gründete, wo Jazzlegenden wie Chet Baker und Ella Fitzgerald auftraten. "Carlo, Keep Swingin'" (Nominierung Hessischer Filmpreis 2014) ist dabei nicht nur Musikerbiografie, sondern auch ein spannendes Zeitdokument über die subversive Macht des Jazz.

 

Seht mich verschwinden

HFF-hr: 10.000 Euro, HFF-Land: 9.000 Euro

Antragsteller: farbfilm verleih GmbH, Reno Koppe, Regie: Kiki Allgeier

Nie wurden die Folgen von Anorexie so öffentlich und deutlich gezeigt wie an dem "Magersucht-Model" Isabelle Caro. Filmemacherin Kiki Allgeier begleitete mit der Kamera die junge Frau bei ihrem Kampf gegen Anorexie und thematisiert ihre Co-Abhängigkeit vom Medienrummel bis zu ihrem Tod im November 2010.

 

Von Caligari zu Hitler

HFF-hr: 1.000 Euro, HFF-Land: 9.000 Euro

Antragsteller: Realfiction, Joachim Kühn, Regie: Rüdiger Suchsland

Ein Film über die Geschichte des deutschen Kinos zwischen 1918 und 1933, den "Goldenen Zwanzigern" zwischen Abgrund und Traumfabrik. Im Zentrum steht dabei der Frankfurter Filmkritiker und Feuilletonist Siegfried Kracauer, der in seinem gleichnamigen filmhistorischen Werk "Von Caligari zu Hitler" von Weltkriegstrauma, Krisenangst und Führersehnsucht im deutschen Film erzählt.

 

 

Verleih/Vertrieb/Spielfilm

 

Welcome to Karastan

HFF-Land: 9.000 Euro

Antragsteller/in: Piffl Medien GmbH, Hans-Christian Boese, Regie: Ben Hopkins

Eine skurille Komödie über die Fallstricke des Filmemachens von Regisseur Ben Hopkins ("Die neun Leben des Thomas Katz"), der zusammen mit Pawel Pawlikowski ("Ida") das Drehbuch schrieb. In den Hauptrollen spielen Matthew MacFadyen und Richard von Weyden.

 

Hedi Schneider steckt fest

HFF-hr: 10.000 Euro, HFF-Land: 8.000 Euro

Antragsteller: Pandora Film GmbH & Co. Verleih KG, Bjoern Hoffmann, Regie: Sonja Heiss

Hedi, Uli und ihr Sohn Finn haben sich ihr Leben gut eingerichtet. Doch plötzlich steckt Hedi fest. Erst mal nur im Aufzug, aber dann auch im Kopf. Mit schwebender Leichtigkeit und zärtlichem Humor erzählt Regisseurin Sonja Heiss (Hessischer Filmpreis 2014) von Familie, Liebe und Panikattacken.

 

Hochschulabschlußfilme

 

Genug

HFF-Land/Hochschulförderung: 3.300 Euro

Hochschule Rhein-Main, Regie: Jakob Schmidt

 

Hinter dem Meer

HFF-hr: 5.000 Euro, HFF-Land/Hochschulförderung: 1.000 Euro

Hochschule Darmstadt, Regie: Janis Marx

 

The Cat and its Artist

HFF-hr: 5.000 Euro, HFF-Land/Hochschulförderung: 2.500 Euro

Kunsthochschule Kassel, Regie: Maike Mahira Koll

 

 

Foto: Carlo Bohländer

 

 

 

Artikel über die gefördeten Filme in Weltexpresso:

 

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/kino/4522-carlo-keep-swingin

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/kino/4521-eroeffnung-mit-hedi-schneider-steckt-fest