Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 23. April 2015,   Teil 4

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Uns hat dieses filmische Kammerspiel im exqusiten Haus in den Bergen in Dschungelumgebung gefallen, weil wir nie gedacht hätten, wie klug, nein wie clever und schlau diese künstliche Intelligenz in einem hübschen Frauenkörper einem, zwei, drei tumben Männern, alles Spezialisten im Erfinden dieser Intelligenz, überlegen sind und diese übertölpeln.

 

Nein, den Schluß verraten wir nicht. Aber der Anfang des als psychologischer Thriller angekündigten Films läßt schon ahnen, daß gehörig Unerwartetes auf den Helden zukommt. Der Held ist der 08/15 Angestellte Caleb, mit der angemessenen Ungelenkheit, die er nach und nach verliert verkörpert von Domhnall Gleeson,der bei der größten Internetfirma der Welt arbeitet und firmenintern einen Wettbewerb gewinnt, bei dem uns gleich komisch zu Mute wird. Der Siegerpreis ist nämlich ein einwöchiger Aufenthalt beim im Geheimen lebenden Firmenchef, einer legendären Internetmogulgestalt.

 

Caleb fühlt sich wunderbar, denn eine Woche unter solchen Bedingungen scheint ja auch das Non plus Ultra. Zwar wundert er sich, als ihn eine Maschine als Einzelgast da mitten in den Bergen absetzt, wo er dann im Grünen herumstolpernd das Haus seines Chefs nur zu Fuß erreichen kann. Dieser Nathani, den Oscar Isaac angemessen undurchsichtig spielt, ist mehr als exzentrisch und alles ist hightechgemäß eingerichtet. Die Türen funktionieren nur mit den modernsten Einlaßmethoden – ha, das wird sich rächen, hätten sie doch nur die guten alten und immer funktionierenden Türklinken - und alles ist dort so ausgestattet, wie man es von einem milliardenschweren Internetfuzzi erwarte darf.

 

Der tut erst mal sehr freundlich – aua, das ist immer hintersinnig, wenn sich ein Chef so um einen Angestellten kümmert. Und dann stellt Caleb fest, daß er mitnichten eine Woche Urlaub gewonnen hat, sondern gezielt eingesetzt wird – von wegen tumber Angestellter, er gilt als Kapazität beim Programmieren – , um die auf den Prüfstand zu hieven und zu durchleuchten, die als künstlich intelligente Wesen dort in der Einöde vom genialen Eigner geschaffen worden sind und deren intellektuelle und sonstige Leistung Caleb nun überprüfen soll. Das Ganze wird ihm als Experiment: Mensch gegen Maschine verkauft.

 

Das ist wirklich zwischendurch unglaublich spannend, weil wir Zuschauer unsere eigenen Denkfähigkeiten gleich mitüberprüfen, wenn Ava, die Lieblingsroboterin und nicht mal geheime, sondern ganz offen Lieblings- und Lichtgestalt des Drehbuchschreibers und Regisseurs Alex Garland, der Alicia Vikander ein schönes Gesicht, schmalen Körper und unendliche Intelligenz gibt, nun ihre Lernfähigkeit beweist. Ist nämlich zuerst durchaus noch Caleb im Vorteil, weil er das Fühlen und Interpretieren besser beherrscht als Ava, die er befragen soll, so erweist sich nach und nach, daß diese einfach schneller lernt, als es jeder Mensch könnte, der eben auch an seinen Irrtümern länger hängt, als so eine Roboterin, bei der schnurzpurz die technische Intelligenz alles beiseite schiebt, was der Mensch als Gefühlsmüll mit sich schleppt, bevor er anderen Sinnes werden kann.

 

Trotzdem wäre das ganz falsch, diese Roboterin für gefühllos oder gefühlskalt zu halten. Im Gegenteil. Nicht erst seit Metropolis wissen wir um die Unwägbarkeit von Maschinen und der ihnen eingespeisten Intelligenz und wenn wir es recht bedenken, hat das keiner so schön und so früh ausgedrückt wie unser Frankfurter Johann Wolfgang Goethe mit dem ZAUBERLEHRLING:

 

Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister
werd ich nun nicht los.

 

Da hilft auch kein "In die Ecke, Besen, Besen! Seids gewesen“, wie der Meister den Taten seines Lehrlings noch Herr wird. Hier wird der Herr zum Gescherr, wenn er überhaupt überlebt und die Zukunft gehört den guten, moralisch einwandfreien Robotern mit der hochgezüchteten menschlichen Intelligenz. So was passiert, wenn man Psychologie mit Technik mixt und als Science-Fiction auf der Leinwand wahr werden läßt.