Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 2. Juli 2015, Teil 3

 

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) – Wie ein Weltwunder wurde ich bestaunt, als ich nach der Pressevorführung der MINIONS bekannte, daß dies mein erstes Zusammentreffen mit diesen kleinen gelben Dingern ist, obwohl ich ja schon länger im Fach dabei bin. Also kann ich nur diesen einen Film beurteilen und muß das andere den Kollegen glauben.

 

Die waren nämlich nach der Vorführung sowohl glücklich wie auch ein klein wenig traurig, daß nun aus den idealen Lieblingen, nur hundsgewöhnliche Völkerscharen geworden waren, die sich jedem an den Hals werfen, der möglichst böse und tyrannisch wirkt. Denn bisher – so erzählten mir die Kollegen – waren in den ICH – EINFACH UNVERBESSERLICH-Filmen (seit 2010) diese Minions einfach nur Begleitpersonen, Füllmasse sozusagen, die die eigentliche Geschichte dekorierten, die sich aber direkt in die Herzen der Zuschauer spielten, weshalb – Geschäft, Geschäft! - es nahelag, aus ihnen einen ganz eigenen Film zu machen.

 

Auch als ich dann einwarf, ich fände diese Plastikhüllen ähnelten den Überraschungseiern, die, wenn man Kinder beschenkt, als Müll dann zurückbleiben und die Idee, diese kleinen gelben Dinger mit Schwimmbrillen zu garnieren, so daß sie fast wie Gasmasken wirken, die sei doch schräg, winkten die Kollegen gelangweilt ab. Das war schon anderen aufgefallen. Ja, was denn nun? Was sollte ich Neues beitragen können, wenn schon alles gesagt ist. Tja, wenn schon alles gesagt worden wäre, hätte es diesen Film nicht gegeben, der nun – da erfolgreich, Geschäft, Geschäft! - in die Geschichte hinabtaucht und erst einmal klärt, wie denn die gegenwärtige Herrschaft durch die Superschurkin Scarlet Overkill zustandekam, der sich die Minions so lustvoll unterwerfen.

 

Abgesehen davon, daß ich den Blick zurück eigentlich immer eher mag, als den Blick nach vorne, ist dieser besonders schräg, denn es sind kleine gelbe Einzeller, die mit der Erde auf die Welt kamen, lange lange vor den Menschen, in denen sie nun ihren Meister sehen. Zuvor dienten sie dem Tyrannosaurus Rex, aber auf Könige ist eben kein Verlaß und selbst der, der nachdem er mit der Französischen Revolution erst die Massen begeisterte, sich dann selbst zum König machte, der gute große Napoleon, an den größenhalber die Minions viel eher heranreichten, selbst dieser Diktator scheiterte und mit ihnen die Minions.

 

Versuchen wir es doch mal mit den Frauen, war gar nicht im Bewußtsein vom Minion Kevin, der nicht allein zu Haus war, sondern seine Kumpane Stuart und Bob aufgestachelt hatte, in der weiten Welt nach einer neuen und diesmal länger anhaltenden Herrschaft zu suchen. Die neue Superschurkin, die die Welt mores lehrt, sollen die drei in Amerika sichten. Ja, wo denn sonst? Und diese drei verkörpern so was wie DIE DREI VON DER TANKSTELLE, ganz unterschiedliche Typen. Kevin ist der große Bruder vom Ganzen, Bob ist der Kleine, der sich immer anpassen will und auf Harmonie aus ist und Stuart ist der Halbstarke, der antiautoritär reagiert, ob da nun eine Autorität ist oder nicht. Ewig hungrig und trotz Essen nie satt und mit der Gitarre bestückt,die ist wichtig. Diese Minions sind einerseits so klein, daß jeder sie unterschätzt, sie sind andererseits so klein, daß sie fast überall entwischen können. Und vor allem: hier sind sie nur drei, aber hinter ihnen stehen Millionen. Mindestens.

 

Der erste Teil der Geschichte, der in die Geschichte hinabtaucht, fanden wir witziger als den zweiten Teil, der zu unseren Zeiten spielt. Nachdem nämlich – da gab's viel zu lachen – die Dreiergruppe sich der Scarlet Overkill angedient hatten und diese sie als ihre persönlichen Leib- und Magenwächter anheuerte, geht’s auf nach Europa, wo Scarlet auf die Krone der Königin scharf ist und die bekommt man am ehesten, wenn man die neue Queen wird. Das ist schon schräg, aber auch irgendwie auf Dauer nicht witzig, so daß das Interesse, das der erste Teil weckte, sich gegen Schluß auflöst.

 

Nur die Stimmen, alle Minions spricht Pierre Coffin, Scarlet ist Sandra Bullock auf Englisch und Carolin Kebekus auf Deutsch, und es gibt noch viel mehr, halten einen wach. Und das hat einen Grund. Denn die Sprache der Minions ist das Allerbeste, das Allerschönste am ganzen Film, weshalb wir ihn glatt ein zweites Mal ansähen. Man versteht kein Wort, erkennt aber genau deren Sinn. Da kann man mal wieder sehen, wie sehr Tonart, Rhythmus, Modulation den Eindruck beim Hörer in die eine oder andere Richtung bestimmt. Die Sprache der Minions ist einem irgendwie bekannt. Das liegt eben am Ausdruck der Stimmen, aber auch daran, daß sie Worte verwenden, die wir teilweise kennen. Da hört man ganz deutlich, etwas Spanisches, aber schon war was Deutsch und Englisch auch, aber das doch eher Französisch, nein Spanisch, Italienisch? Nein, es ist einfach Minions. Das ist ein kleiner Geniestreich, im Film eigentlich der einzige.Aber immerhin.