Geraldine Chaplin präsentiert die frühesten Filme ihres Vaters und besucht seine Ausstellung im Deutschen Filmmuseum Frankfurt
Romana Reich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Ein Schalk diese Frau, die ihrem Vater so ähnlich sieht und auch immer in den höchsten Töchtertönen über ihn redet – als Vater und als Filmheld, der sowohl als Schauspieler zu Tränen und zum Lachen rührt und ein verdammt guter Regisseur dazu war.
Nach Frankfurt war sie gekommen, um die Anfänge von Charlie Chaplin, also die allerersten Filme, auch Filmchen, dem Publikum vorzuführen. Das gehört alles auch zum Begleitprogramm der Ausstellung „Chaplins Tramp – Ikone zwischen Kino, Kunst & Kommerz“ über die wir vielfach berichteten. Ihr Besuch dient aber auch der Vorbereitung des 125. Geburtstages von Charlie Chaplin 2014, das Jahr, in dem der erste Film 1914 sein Hundertjähriges feiert. Etwas unübersichtlich, warum das durch private Investoren in Gang gesetzte Projekt, in Chaplins Wohnhaus in Vevey am Genfer See ein Museum zu eröffnen, sich von Jahr zu Jahr verschiebt- ein Charlie Chaplin Museum nämlich gibt es bis heute nicht - , und was hier in Frankfurt zu sehen ist – das sieht auch Geraldine Chaplin so -, eine derartig umfangreiche und komische Sammlung wie die in der Welt zusammengetragenen Chaplins von Wilhelm Staudinger, gibt es nicht noch einmal. Nirgends.
Es war richtig anrührend, ihre Begeisterung angesichts der kaum zu überschauenden Charlie oder Trampkonterfeis zu erleben. Und wie sehr sie sofort auf aktuelle Situationen slapstickartig reagieren kann, zeigt sich, als man ihr vor einem menschengroßen Charlie aus Pappe ein Mikrophon in die Hand drückte. Sofort fing sie an, ihren Papp-Vater zu interviewen. Gefundenes Fressen für die Fotografen.
Claudia Dillmann, die Direktorin des Deutschen Filminstituts und Filmmuseums, führte den Gast und man konnte das Gespräch mitverfolgen und von daher auch die Kommentare der Chaplintochter hören. Bei diesem Empfang in der Ausstellung war aber auch Gelegenheit mit Geraldine Chaplin selbst zu sprechen. Sie ist die älteste Tochter aus der letzten Ehe von Charlie Chaplin mit der Tochter Oona des weltberühmten Dramatiker O’Neill, man glaubt angesichts der Dauer der Ehe und der vielen Kinder auch irgendwie seiner glücklichsten Ehe.
Zwar war Chaplin bei der Heirat schon berühmt, aber die politischen Verfolgungen in den USA störten den Familienfrieden total, zumal sich Chaplin gleich doppelt verantwortlich fühlte: für seine Filmcrew und seine Familie. Geraldine spricht über ihre Eltern in den höchsten Tönen und sie ist in der Kinderschar die einzige, die als Schauspielerin in die Fußstapfen ihres Vaters trat. Daß sie mit dem wunderbaren spanischen Regisseur Carlos Sauras verheiratet war, hat ihre Leidenschaft für den Film wachgehalten.
Derzeit ist sie als Schauspielerin in einer Alters-WG „Und wenn wir alle zusammenziehen?“ zu sehen, der ihre komischen Neigungen als Schauspielerin unterstützt. Alles, was sie kann, am allermeisten ihre Haltung, nämlich eiserne Disziplin wahren zu können, verdankt sie ihrem Vater. Der steckte sie noch blutjung in ein Nonnenklosterinternat, wo sie das lernte, was er für diesen Beruf, aber auch fürs Leben für unabdingbar hielt: Disziplin.
Man weiß, daß Chaplin seine Filme minutiös vorbereitete, auch die Stummfilme, die für den Zuschauer vom Moment der Spontaneität leben. Alles, was so leicht und zufällig aussieht, war konzeptionell im Kopf vorbedacht. Oft probierte er seine Sketche auch vor Publikum erst einmal aus, um sie zu perfektionieren. Chaplin war – das erzählt auch die Tochter – zwar ein strenger, gleichwohl liebevoller Vater, aber die Arbeit ging vor. Die Arbeit, das sind unsere Augen als Zuschauer seiner Filme. Und da kann man zu seinen ersten Filmen und vielen, vielen weiteren sagen, die nutzen sich nicht ab, die kann man immer wieder von Neuem sehen. Ist das nicht das tollste Kompliment, das man jemandem machen kann?
Ausstellung: CHARLIE, THE BESTSELLER bis 13. Mai 2012
In der Ausstellung sind Abschnitte aus den Filmen zu sehen. Die Sondervorführungen der vollständigen Charlie Chaplin Filme entnehmen Sie bitte dem Programm oder der Webseite.
www.deutsches-filmmuseum.de