Eine Revolution des Großstädters“. Architekt und Stadtplaner auf drei Kontinenten“ im Deutschen Filmmuseum Frankfurt

 

Konrad Daniel

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Beim Namen Ernst May denkt man wohl in erster Linie an das Neue Frankfurt. Innerhalb von nur fünf Jahren schuf der Architekt und Städtebauer für dieses Projekt zwischen 1925 und 1930 rund 15.000 Wohnungen, avantgardistische öffentliche Bauwerke und eine zeitgemäße soziale Infrastruktur.

 

Er selbst sprach von der „Revolution des Großstädters“, die er seiner Vaterstadt Frankfurt damit ermöglichte. Doch das Neue Frankfurt machte nur einen kleinen Teil des OEuvres Ernst Mays aus. In den 1930er Jahren führte ihn seine Arbeit in die Sowjetunion, wo er vor dem Hintergrund der forcierten Industrialisierung moderne Arbeiterstädte aus dem Boden stampfte. Anschließend war er 20 Jahre als Privatarchitekt in Ostafrika tätig. Hier realisierte er nicht nur avantgardistische Villen für wohlhabende europäische Siedler, sondern übertrug mit der Erweiterung der Stadt Kampala auch sein städtebauliches Können in den afrikanischen Kontext.

 

Das ist alles richtig, aber man muß auch erwähnen, daß es der Frankfurter Oberbürgermeister Ludwig Landmann war, der 1925 Ernst May als Stadtbaurat nach Frankfurt berief und ihn zum Leiter des Hochbau- und Siedlungsamtes bestimmte, also für das gesamte Bauwesen der Stadt zuständig. Zusammen mit Martin Elsaesser (Großmarkthalle, heute EBZ) beschäftigte er eine stattliche Gruppe von 50 Architekten, darunter Ferdinand Kramer, und Designern. Genauso muß man erwähnen, daß er nicht freiwillig als Privatarchitekt nach Ostafrika ging, sondern er damit der Nazi-Diktatur und seinem Tod entging und anders, als die meisten eben nicht in den Westen nach Amerika flüchtete und auch nicht in der Sowjetunion bleiben wollte.

 

 

ERNST MAY: „EINE REVOLUTION DES GROSSSTÄDTERS“. ARCHITEKT

UND STADTPLANER AUF DREI KONTINENTEN

Deutschland 2015. R: Otto Schweitzer, Eckhard Herrel, C. Julius Reinsberg

Dokumentarfilm. 90 Min. Blu-ray

 

Der von der Hessischen Filmförderung und dem Kuratorium Kulturelles Frankfurt geförderte Film spürt dem Schaffen Ernst Mays auf den drei Kontinenten nach. Vom Frankfurter Stadtteil Ginnheim bis zur Industriestadt Magnitogorsk im Ural, von Arusha am Kilimandscharo bis zum sibirischen Novokuzneck, überall fand das Team um den Frankfurter Filmemacher Otto Schweitzer bauliche Spuren Mays und hielt sie filmisch fest.

 

INFO:

 

Filmvorführung am Mittwoch, 22. Juli, um 20:15 Uhr

Zu Gast: Otto Schweitzer (Regie), Eckhard Herrel und C. Julius Reinsberg

(Ernst- May-Gesellschaft)