Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 29. Oktober 2015, Teil 5
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - China 1967: Die beiden Studenten Chen Zhen (Shaofeng Feng) und Yang Ke (Shawn Dou) werden in die Innere Mongolei geschickt, um den dortigen Nomaden und Schafzüchtern Lesen und Schreiben in Chinesisch beizubringen. Der chinesische Parteikader und neue Produktionsleiter vor Ort, Direktor Bao (Yin Zhusheng) teilt sie dem Mongolen Bilig (Baoyingexige) zu, der als Chef seines Stammes hohes Ansehen genießt.
Chen Zhen lebt im Haushalt von Bilig, der ihn mit auf seine Streifzüge nimmt und ihm auch das Verhalten gegenüber den herumstreifenden Wolfsrudeln beibringt. Erste Begegnung mit den Raubtieren ruft bei Chen Zhen den Wunsch hervor, die Wölfe zu studieren und wenn möglich ein Wolfswelpen zu fangen und zu zähmen. Bilig lehnt dies ab, da der Wolf als Konkurrent respektiert wird und deshalb vom Himmelsgott Tengri hoch geschätzt wird.
Chen Zhen beobachtet im Winter die Jagd des Wolfsrudels auf Gazellen. Dabei werden die Gazellen in einen vereisten See getrieben, dort bleiben die Tiere als "Frischfleisch" über den Winter. Die Nomaden bedienen sich dort genauso wie die Wölfe. Als allerdings Bao davon erfährt, lässt er auf Parteibefehl, alle eingefrorenen Gazellen abholen, um sie an die Bevölkerung in anderen Teilen des Landes zu verteilen.
Der Nomadenstamm bekommt die Aufgabe, chinesische Militärpferde zu bewachen, gleichzeitig sollen im nächsten Frühjahr alle Wolfswelpen getötet werden. Chen Zhen rettet bei einer solchen Aktion eines der Welpen und zieht es auch gegen den Willen des Nomadenstammes auf. Da die Wölfe keine Gazellen mehr jagen können, treiben die hungrigen Tiere die Militärpferde in den zugefrorenen See. Die überforderten Hirten können das nicht verhindern, dabei stirbt auch Biligs Sohn.
Direktor Bao zerstört weiterhin die unberührte Natur, in dem er am sogenannten Schwanensee chinesische Bauern ansiedelt. Die machen sich ein Spaß daraus, die Schwäne abzuschießen.
Durch ein Unglück wird der Enkel von Bilig verletzt. Während Chen versucht, das Leben des Kindes zu retten, greifen die hungrigen Wölfe die Siedlungen der Menschen an...
"Der letzte Wolf" ist eine Verfilmung des Romans "Der Zorn der Wölfe" von Lü Jiamin von 2005 (der das Buch unter dem Namen Jiang Rong veröffentlicht hat). Der Roman ist auch heute noch einer der erfolgreichsten Bestseller in China. Der französische Regisseur Jean-Jacques Annaud hat daraus eine wunderbare Abenteuergeschichte in 3D gemacht, die dem Wolf ein spektakuläres Denkmal setzt.
Überragend sind nicht nur die Landschaftsaufnahmen von Jean Marie Dreujou, sondern auch die Szenen mit den Wölfen, die von Tiertrainer Andrew Simpson vorbereitet wurden. Die Musik für den Film schrieb der kürzlich verstorbene James Horner, der mit Jean-Jacques Annaud bereits beim "Der Name der Rose" zusammengearbeitet hat.
Die Kritik am Verhalten der chinesischen Kader bei der Besiedlung und der Landschaftszerstörung in der Inneren Mongolei ist im Film sehr vorsichtig gehalten. Annaud kann die schlechte Behandlung durch die chinesischen Regierung an den Völkern, die nicht zu den Han-Chinesen gehören, sowie die Ausbeutung und das Missmanagement der lokalen Kader nur andeuten. Da dieser Film aber eine Kooperation mit China ist, ist dies verständlich und dafür ist er erstaunlich deutlich.
Insgesamt ist es darum ein sehr sehenswerter Film.
Info:
Der letzte Wolf (China, Frankreich 2015)
Originaltitel: Le dernier loup
Genre: Drama, Tierfilm
Filmlänge: 119 Min.
Regie: Jean-Jacques Annaud
Drehbuch: Alain Godard, Jean-Jacques Annaud, Lu Wei, John Collee nach dem Roman "Der Zorn der Wölfe" (2005) von Lü Jiamin (unter dem Namen Jiang Rong)
Darsteller: Shaofeng Feng, Shawn Dou, Ankhnyam Ragchao, Yin Zhusheng u.a.
Verleih: Wild Bunch Germany GmbH
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 29.10.2015
Bild: Tiefe Freundschaft: Chen Zhen (Shaofeng Feng) rettet einem jungen Wolf im endlosen Grasland der Mongolei das Leben und zieht ihn heimlich auf. © Wild Bunch Germany