10 Jahre Jubiläum des naxos.Kinos Frankfurt mit MAUS UND KATZ und Mario Adorf,    Teil 2

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Willy Praml befragte Wolf Lindner, was der Begriff des Werkstattkinos, das dieser im Munde führe, bedeute, was Lindner bündig und sympathisch damit erwidere, das solle nur ausdrücken, daß es immer wieder Pannen gebe, denn sie seien ja nicht die Superprofis, sondern hätten sich erst in die Rollen des Kinobetreibers hineinfinden müssen.

 

Willy Praml freute sich auch, wie oft das Kino seine Theateraufführungen inhaltlich begleite, denn es gehe wirklich darum, gemeinsam den Frankfurtbezug hochzuhalten, was an diesem Abend mit dem Spielfilm MAUS UND KATZ beispielhaft gezeigt werden konnte.

 

Daß es aber der Dokumentarfilm sei, um den sich alles drehe, begründete einsichtig Wolf Lindner, der auf den 11. Oktober 2005 zu sprechen kam, als mit den Filmen MANGELSDORFF SAGA alles begann. Auch hier der Frankfurtbezug übrigens und ein ganz aktueller dazu. Im August des Jahres war nämlich Albert Mangelsdorff gestorben und der eine Film DIE POSAUNE DES JAZZ – ALBERT MANGELSDORFF von Thorsten Jeß war gerade 2004 produziert worden, der andere aber OH HORN! ALBERT MANGELSDORFFS POSAUNE von Lucie Herrmann, ein Schwarzweißfilm von 1980-82 war bei der Wiederaufführung dann wirklich schon über 23 Jahre alt. Das Wichtige war, daß beide Regisseure anschließend über die Filme sprachen.

 

Zur Premiere des naxos.Kinos mit den MANGELSDORFFfilmen sagt der Verein durch den Mund von Wolf Lindner: „Schon mit diesem ersten Filmabend hat das naxos.Kino eines seiner Prinzipien deutlich gemacht: es will ergänzen, vertiefen, vergleichen, Entwicklungen aufzeigen durch seine Dokumentarfilme. Dabei soll gelegentlich auch tief ins Archiv gegriffen werden. Das ist gleich am ersten Kino-Dienstag gelungen. Fassungslos schauten etliche Zuschauer auf den 'alten' Mangelsdorff-Film, wie angenehm langsam die Kameraführung war, wie selten Schnitte gesetzt wurden, wie kontrastreich das Schwarzweiß-Material den Betrachter hineinsaugte in die Leinwand.

 

Inzwischen waren auch MAUS UND KATZ Drehbuchschreiber Peter Zingler und Regisseur Hajo Gries nach vorne gekommen und erzählten kurz vom politischen Hintergrund und ausführlicher von der Filmhandlung, worum es gleich geht. Man mag nicht glauben, was aber wahr ist, daß es der Hessische Rundfunk abgelehnt hatte, den Film mitzufinanzieren. Da geht es ja nicht nur ums Geld für das Filmprojekt, sondern auch um die Folgen. Wie man dann sehen konnte, fehlt den Bildern ein gewisses Frankfurtgefühl. Kein Wunder, die Drehaufnahmen zu den Außenbildern wurden in Köln gemacht, die Innenaufnahmen in Erfurt. Denn diese beiden Anstalten hatten den Film hauptsächlich gefördert und es ist üblich, daß man dort dann auch dreht. Erst dadurch bekamen wir überhaupt mit, daß es nicht um einen Kinofilm, sondern um einen Fernsehfilm ging. Das ist übrigens ein weites Welt, welche Filme genuin fürs Kino gedacht sind, welche fürs Fernsehen. Eine Unterscheidung gäbe es da schon, aber sie wird heute ästhetisch oder inhaltlich überhaupt nicht diskutiert.

 

Und nun MAUS UND KATZ. Spektakulärer Anfang. Da sieht man einen, der mit dem Besen kehrt, man sieht Wohnwagen, ja was, tatsächlich ist Papas liebstes Mobil der frühen Bundesrepublik hier zur Absteige umfunktioniert, denn man sieht die jungen aufgebretzelten Mädchen mit den Freiern die Wohnmobile besteigen. Irgendwie komisch, vor allem, weil so viele Wagen im Rund stehen.

 

Und dann als Antithese die Verhaftung und Abführung des Schurken in der Grünen Minna – sagt man das heute auch noch? - sowie die Plakataktionen FÜR EINE SAUBERE STADT, die deutlich ins Auge fallen. Wir sehen also gar nicht Frankfurt, aber wir imaginieren es: - Fluß Brücke, Kirche, Türme, Rotlichtviertel - und es ist nicht schlecht, die politische Ausgangssituation im Frankfurt der Jahre darzustellen, die im Film erzähltechnische Veränderungen erfuhr, wozu auch neues Personal gehört. Fortsetzung folgt.

 

 

P.S.: Nur mal am Rande ist dann doch erwähnenswert, daß mit Andrej Bockelmann ein Sohn eines Frankfurter Oberbürgermeisters, nämlich von Werner Bockelmann, 1957 bis 1964 als sozialdemokratischer OB tätig, heute moderiert. Den hatten wir zu fragen vergessen, ob er denn in der Amtszeit seines Vaters ähnlich Vorgänge, nämlich Bestechung und Kumpanei registriert hatte. Wir vermuten: nein. Oder?

 

Eine andere Sache, die wir nur am Rande mitbekamen, gilt dem Kinokulturpreis, der im Rahmen des Hessischen Filmpreises jährlich vergeben wird, und der durch die finanzielle Ausstattung für hessische Kinos enorm wichtig ist. Wieso nach den erfolgreichen Jahren 2009 bis 11 - 2012 verschwanden die eingereichten Unterlagen - dann zum letzten Mal 2013 der Preis an das naxos.Kino ging, aber 2014 und 2015 trotz des gleich guten Kinoangebots kein Preis folgte, wollen wir bei der Jury des Preises nachfragen. Fortsetzung folgt also.