VERSO SUD 21, Festival des italienischen Films im Deutschen Filmmuseum Frankfurt,vom Samstag, 28. November, bis Freitag, 11. Dezember, Teil 2

 

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) – Francesco Rosi (*1922 in Neapel, † 2015 in Rom) begann in den späten 1940er Jahren als Regieassistent bei Luchino Visconti und Michelangelo Antonioni. Mit SALVATORE GIULIANO (IT 1962) gelang Rosi der internationale Durchbruch.

 

Mit Filmen wie LE MANI SULLA CITTÀ (IT/FR 1963), IL CASO MATTEI (IT 1972) und LUCKY LUCIANO (IT 1973) festigte er seinen Ruf als politisch engagierter Regisseur, der die Verflechtungen zwischen Politik, Wirtschaft und Verbrechen in seinem Land dokumentiert und analysiert. Ende der 1970er Jahre wandte er sich jedoch auch neuen Stoffen und Verfahren zu und drehte hauptsächlich Literaturverfilmungen. 2008 verlieh ihm die Berlinale den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk, 2012 wurde er bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig mit dem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

 

 

Samstag, 28. November, 16 Uhr

Dienstag, 22. Dezember, 20:30 Uhr (Wiederholung)

LA TREGUA Die Atempause

Italien/Frankreich/Deutschland/Schweiz 1997. R: Francesco Rosi

D: John Turturro, Rade Serbedzija, M. Ghini. 118 Min. 35mm. OmU

 

Am 27. Januar 1945 befreit die Rote Armee Auschwitz. Einer der befreiten Überlebenden ist Primo Levi, ein junger italienischer Chemiker. Für ihn und für einige seiner Kameraden beginnt ein langer Weg zurück ins Leben, eine Monate dauernde Odyssee durch das vom Krieg gezeichnete Europa. Francesco Rosis letzter, mehrfach preisgekrönter Film entstand nach einem autobiografischen Roman von Primo Levi, der 1987, gezeichnet von seinen Erlebnissen im Konzentrationslager, Selbstmord beging.

 

 

Sonntag, 29. November, 11:30 Uhr

CRISTO SI È FERMATO A EBOLI Christus kam nur bis Eboli

Italien/Frankreich 1979, R. Francesco Rosi

D: Gian Maria Volenté, Paolo Bonacelli, Alain Cuny. 150 Min. 35mm. OmeU

 

Carlo Levi, ein Arzt, Maler und Schriftsteller aus Turin, wird 1935 aufgrund seiner antifaschistischen Aktivitäten vom Mussolini-Regime in ein süditalienisches Bergnest verbannt. Seine Erlebnisse in dieser für ihn fremden Welt verarbeitete Levi zehn Jahre später in einem Roman, der die Grundlage für Francesco Rosis Adaption bildete – eine Verbeugung vor der faszinierenden Landschaft und vor den Not leidenden, doch aufrechten Bewohnern dieser Region.

 

 

Montag, 30. November, 18 Uhr

Donnerstag, 17. Dezember, 20:30 Uhr (Wiederholung)

TRE FRATELLI Drei Brüder

Italien/Frankreich 1981. R: Francesco Rosi

D: Charles Vanesi, Michele Placido, Philippe Noiret. 111 Min. 35mm. OmeU

 

Nach dem Tod der Mutter treffen sich drei Brüder erstmals seit Jahren wieder. Raffaele ist Richter in Rom, Rocco leitet in Neapel ein Heim für kriminelle Jugendliche, Nicola ist Arbeiter in Turin. In der Nacht vor der Beerdigung geraten sie aufgrund ihrer unterschiedlichen Meinungen in Streit, finden aber am Grab ihrer Mutter wieder zueinander. Francesco Rosi erzählt von drei Menschen, in deren Leben und Weltanschauungen sich die Existenzfragen Italiens am Beginn der 1980er Jahre widerspiegeln.

 

 

Dienstag, 1. Dezember, 18 Uhr

Freitag, 18. Dezember, 20:30 Uhr (Wiederholung)

IL CASO MATTEI Der Fall Mattei

Italien 1972. R. Francesco Rosi.

D: Gian Maria Volenté, Luigi Squarzina, Gianfranco Ombuen, Peter Baldwin, Renato Romano. 116 Min. 35mm. OmeU

 

Am 27. Oktober 1962 kam Enrico Mattei, der Präsident der staatlichen Erdölgesellschaft ENI, bei einem Flugzeugabsturz in Norditalien ums Leben. Acht Jahre später begann Rosi mit der Arbeit an seinem Porträt des umstrittenen Erdölmagnaten, der aus ärmlichen Verhältnissen stammte und zu einem der mächtigsten Männer Italiens aufstieg. Das Leben und Wirken Matteis ist nicht chronologisch, sondern thematisch montiert. Es entsteht das Bild eines Mannes, der aus der Rolle des „Staatsdieners“ in die des Staatschefs hineinwuchs. Rosis Film wirft Fragen nach den Grenzen zwischen Machtgebrauch und Machtmissbrauch auf.

 

 

Mittwoch, 2. Dezember, 20:30 Uhr

Sonntag, 20. Dezember, 20:30 Uhr (Wiederholung)

C’ERA UNA VOLTA Schöne Isabella

Italien/Frankreich 1967. R: Francesco Rosi.

D: Sophia Loren, Omar Sharif, Georges Wilson, Dolores del Rio. 103 Min. 35mm. OmeU

 

Ein spanischer Prinz soll sich unter sieben italienischen Prinzessinnen eine Gemahlin aussuchen, verliebt sich aber in die einfache Landmagd Isabella. Nach allerlei Abenteuern, Hexereien und Intrigen findet das ungleiche Paar schließlich zueinander. Als Hommage an neapolitanische Volksmärchen gedacht, wurde dem aufwändigen Kostümfilm von einigen Kritikern vorgeworfen, einen zu großen Kompromiss mit der Industrie eingegangen zu sein. Was den Film dennoch als Werk Rosis ausweist, ist die Präsenz des bäuerlichen Volks in vielen Szenen, das die beiden Stars Sophia Loren und Omar Sharif bisweilen an die Wand spielt.

 

 

Freitag, 4. Dezember, 18 Uhr

Donnerstag, 29. Dezember, 20:30 Uhr (Wiederholung)

UOMINI CONTRO Bataillon der Verlorenen

Italien/Jugoslawien 1970. R. Francesco Rosi.

D: Mark Frechette, Alain Cuny, Gian Maria Volenté, Giampiero Albertini. 101 Min. Blu-ray. OmeU

 

Italien im Kriegsjahr 1916: Der italienische General Leone will um jeden Preis eine an die Österreicher verlorengegangene Stellung von den Soldaten seiner Division zurückerobern lassen. Täglich werden die Truppen zum Angriff hinausgetrieben und verbluten massenhaft im sinnlosen Stellungskrieg. Mittendrin liegt das Bataillon von Leutnant Sassù, der sich im Angesicht des Grauens mehr und mehr mit den Soldaten solidarisiert und schlussendlich zum Widerstand gegen die militärische Führung aufruft. Rosis einzige Großproduktion zeigt seine konsequente moralische Haltung und reiht sich ein in die pazifistische Tradition von Lewis Milestones ALL QUIET ON THE WESTERN FRONT (US 1930).

 

 

Samstag, 5. Dezember, 16 Uhr

FRANCESCO ROSI – MOMENTE DER WAHRHEIT

Deutschland 2002. R: Eckhart Schmidt

Dokumentarfilm. 90 Min. Digi Beta. OmU

 

MOMENTE DER WAHRHEIT ist ein filmisches Porträt Francesco Rosis, der sein Handwerk in den 1950er-Jahren bei Lucino Visconti und Michelangelo Antonioni erlernte und sich seit seinem ersten Film LA SFIDA (IT 1958) immer wieder mit den mafiösen Strukturen auseinandersetzte und die korrupte Verfilzung von Macht und Kapital anprangerte. Regisseur Eckhart Schmidt lässt Rosi selbst zu Wort kommen und belegt seine Aussagen über Kunst und italienische Zeitgeschichte anhand zahlreicher Filmausschnitte. Dabei verdichtet sich das Porträt zum Bild einer der außergewöhnlichsten Erscheinungen in der europäischen Filmszene.

 

 

Samstag, 5. Dezember, 18 Uhr

Freitag, 25. Dezember, 18 Uhr (Wiederholung)

LE MANI SULLA CITTÀ Hände über der Stadt

Italien/Frankreich 1963. R. Francesco Rosi.

D: Rod Steiger, Salvo Randone, Guido Alberti, Angelo D’Alessandro. 100 Min. Blu-ray. OmeU

 

Baulöwe Nottola plant den großen Coup: Billiges Ackerland am Rande von Neapel soll durch einen Beschluss des Bürgermeisters zu teurem Bauland werden. Doch als ein maroder Altbau neben der Baustelle einstürzt und mehrere Bewohner unter sich begräbt, gerät das skandalöse Geflecht aus Korruption und Vetternwirtschaft ins Wanken. Die ZEIT schrieb anlässlich der Verleihung des Goldenen Ehrenbären der Berlinale für Francesco Rosis Lebenswerk: „LE MANI SULLA CITTÀ ist das epische Gemälde einer Stadt im Würgegriff einer zerstrittenen politischen Klasse und alteingesessener krimineller Clans.“

 

 

Sonntag, 6. Dezember, 11:30 Uhr

SALVATORE GIULIANO Wer erschoss Salvatore G.?

Italien 1962. R. Francesco Rosi.

D: Frank Wolff, Salvo Randone, Pietro Cammarata, Sennuccio Benelli. 123 Min. Blu-ray. OmeU

 

Francesco Rosi rekonstruiert in SALVATORE GIULIANO mittels dokumentarisch wirkender Elemente den Mord an einem als Volkshelden verehrten sizilianischen Banditenkönig am 5. Juli 1950 und macht sich zwölf Jahre nach dem Verbrechen auf die Suche nach den Tätern. Als Darsteller wirkten fast ausschließlich Laien aus den Drehorten mit, ehemalige Ganoven spielten sich selbst. Während der Dreharbeiten erhielt Regisseur Rosi mehrfach Morddrohungen.

 

 

Montag, 7. Dezember, 18 Uhr

I MAGLIARI Auf St. Pauli ist der Teufel los

Italien/Frankreich 1959. R. Francesco Rosi.

D: Alberto Sordi, Belinda Lee, Renato Salvatori, Linda Vandal. 107. 35mm. OmeU

Der italienische Gastarbeiter Mario verliert seinen Job in Hannover und überlegt, wieder in seine Heimat zurückzukehren. In dieser hoffnungslosen Lage lernt er Totonno kennen, einen Trickbetrüger, der als Teil einer neapolitanischen Gaunerbande minderwertige Stoffe und Teppiche für viel Geld an die Profiteure des deutschen Wirtschaftswunders verkauft. Mario schließt sich Totonno an und geht mit ihm nach Hamburg, wo das große Geld in Gestalt des Teppichgrossisten Mayer lockt. Doch auf St. Pauli tobt ein harter Verteilungskampf zwischen Deutschen, Polen und Italienern, und als sich Mario auch noch in Paula, die Frau des Teppichhändlers, verliebt, häufen sich die Probleme.

Foto:

Francesco Rosi

 

 

Info:

Verso Sud wird veranstaltet vom Deutschen Filminstitut / Deutschen Filmmuseum und Made in Italy (Rom) und wird gefördert vom Ministerio dei Beni e delle Attività Culturali e del Turismo Direzione Generale per il Cinema (Rom) und unterstützt vom Consolato Generale d’Italia (Frankfurt), dem Istituto Italiano di Cultura (Köln), der Camera di Commercio Italiana per la Germania (Frankfurt) sowie der Casa di Cultura (Frankfurt).