Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 26. November 2015, Teil 1

 

Margarete Frühling

 

München (Weltexpresso) - James Donovan (Tom Hanks) ist Wirtschaftsanwalt in New York in einer großen Anwaltspraxis, dessen Chef Thomas Watters (Alan Alda) ist. 1957 nimmt die CIA den russischen Spion Rudolf Abel (Mark Rylance) fest und die Anwaltskammer bittet Donovan, ihn als Pflichtverteidiger vor Gericht zu verteidigen.

 

Donovan nimmt zögernd an, kümmert sind dann aber um seinen Klienten, denn er glaubt - wie er dem CIA-Agenten Hoffmann (Scott Shepherd) erklärt - dass die "United States Constitution" die Grundlagen des Staates seien und dass jeder das Recht auf ein faires Verfahren hätte.

 

Nach dem Schuldspruch verhandelt er noch mit Richter Byers (Dakin Matthews) und erreicht, dass Abel nur zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt wird, um ihn evtl. gegen US-Spione austauschen zu können. Donovans Familie wird deshalb von der Öffentlichkeit tyrannisiert.

 

Als der amerikanische U2-Pilot Francis Gary Powers (Austin Stowell) 1960 während eines Spionagefluges abgeschossen und zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt wird, bittet der CIA Donovan inoffiziell nach Ost-Berlin zu fahren und einen Austausch zu versuchen. Im Januar 1962 trifft er dabei auf Iwan Schischkin (Mikhail Gorevoy), den Koordinator der KGB-Spionage in Westeuropa, und auf den Ostberliner Juristen Wolfgang Vogel (Sebastian Koch), da es sich herausstellt, dass die DDR den jungen amerikanischen Studenten Frederic Pryor (Will Rogers) im August 1961 verhaftet hatte.

 

Obwohl der CIA nur ein Interesse am Austausch Abel gegen Powers hat, gelingt es Donovan, Pryor in die Verhandlungen mit einzubeziehen. Er erreicht einen Austausch von Abel gegen Powell, der am 10. Februar 1962 auf der Glienicker Brücke zwischen Berlin Wannsee und Potsdam stattfindet. Um allerdings die Souveränität der DDR nicht zu verletzten, wird Pryor zur gleichen Zeit von Vogel am Checkpoint Charlie übergeben.

 

Erst jetzt erfährt Donovans Frau Mary (Amy Ryan) und seine Familie aus dem Fernsehen von der Arbeit ihres Mannes.

 

 

"Bridge of Spies" ist die neuste Zusammenarbeit von Steven Spielberg und Tom Hanks. Die Geschichte des Agentenaustauschs 1962 auf der Glienicker Brücke beruht auf Tatsachen und sollte zumindest in Deutschland bekannt sein. Das Drehbuch von Matt Charman, Ethan und Joel Coen hält sich sehr nahe an die Tatsachen. Es ist grandios und enthält genau die richtige Menge an Nervenkitzel, politischem Gehabe und gut getimtem Humor. Allerdings musste das Drehbuch doch etwas vereinfacht werden, dabei wurden auch einige Personen weggelassen (z.B. die Eltern des Studenten Frederic Pryor) oder ihre Beteiligungen herunter gespielt (z.B. bei Wolfgang Vogel), um die ganze doch recht verwickelte Geschichte übersichtlicher zu gestalten.

 

Spielberg umgeht die Unterschiede zwischen West- und Ost-Berlin zur Zeit des Mauerbaus, da er nur die heruntergekommenen Straßen im Ostteil zeigt. Dabei filmt er vor allem trostlose graue Gebäude im eiskalten Winter und vermittelt damit ein Gefühl der Depression und Unsicherheit. Thomas Newtons Filmmusik ist zurückhaltend, aber eine starke Ergänzung zu den Ereignissen.

 

Tom Hanks spielt James Donovan als zurückhaltenden aber versierten Rechtsanwalt, der hart für seine Klienten und deren Interessen kämpft. Dies macht die Szenen, in denen Donovansich mitden russischen und ostdeutschenUnterhändlern trifft, besondersspannend. Hanks zeigt hier eine oscarwürdige Leistung.

 

Die Überraschung des Filmes ist aber Mark Rylance als Rudolf Abel. Er lässt den Zuschauer nie vollständig hinter seine Maske zu blicken. Schließlich ist Abel ein erfolgreicher Spion, der nie seine Ausbildung trotz seines hervorragenden Benehmens vergisst. Mark Rylance, der seit vielen Jahren in England und Amerika als Theaterschauspieler bekannt ist, ist mit dieser Leistung hoffentlich ein Kandidat für den Oscar als bester Nebendarsteller.

 

Insgesamt ist "Bridge of Spies" ein wunderbarer, aber auch kritischer und verfassungs-patriotischer Film, der die Amerikaner nicht immer gut aussehen lasst (z.B. im Zusammenhang von ihrem Verhalten zu Frederic Pryor). Auch die Gefahr, dass in dem Film, der zur Zeiten des Kalten Krieges spielt, die damalige UdSSR und die DDR nur als Unrechtsstaaten dargestellt werden, wurde umgangen. Allerdings wurde sehr wohl auf den Mauerbau und das Erschießen von Flüchtlingen an der Grenze nach West-Berlin hingewiesen (und es auch gezeigt).

 

Es ist ganz sicher ein Film, der bei den Nominierungen für den Oscar des besten Films nicht übergangen werden kann. Dies gilt auch für das Drehbuch und wie vorher schon bemerkt für die tollen schauspielerischen Leistungen von Tom Hanks und Mark Rylance.

 

Info:

Bridge of Spies - Der Unterhändler (USA 2015)

Originaltitel: Bridge Of Spies

Genre: Drama

Filmlänge: ca. 150 Min.

Regie: Steven Spielberg

Drehbuch: Matt Charman, Ethan und Joel Coen

Darsteller: Tom Hanks, Mark Rylance, Scott Shepherd, Amy Ryan, Sebastian Koch, Alan Alda, Austin Stowell, Will Rogers u.a.

Verleih: 20th Century Fox

FSK: ab 12 Jahren

Kinostart: 26.11.2015

 

Bild: Tom Hanks als James Donovan und Mark Rylance als Rudolf Abel © 20th Century Fox