Pettersson & Findus: 1 an Weihnachten im ZDF; 2 – Das schönste Weihnachten überhaupt, Weihnachten 2016 im Kino, Teil 3

 

Claudia Schulmerich

 

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Schon letzte Woche war es, am 18. November, als die Dienstlimousine vorfuhr und nicht zum ersten Mal der Hessische Minister für Wissenschaft und Kunst diese Animationsschmiede besuchte, wo er sich einerseits als Fachmann – zwei Söhne in genau dem Kinderfilmalter und deren literarischen Vorlagen – gerne filmtechnisch fortbildet, und andererseits auch wissen will, was mit dem Geld geschieht, womit Hessen diesen Film fördert.

 

Natürlich fördert er nicht alleine und natürlich auch nicht persönlich. In Hessen ist es die neugegründete HessenInvestFilm, zu denen als weitere Förderer die Mitteldeutsche Medienstiftung hinzukommt, vor allem ebenfalls die Medienstiftung NRW und weitere Filmförderanstalten anderer Bundesländer. Denn da kommt einiges zusammen, man geht von der Produktionssumme von 8,5 Millionen aus, was so gesagt nicht ganz stimmt, denn der Etat ist so hoch. Die wirklichen Produktionskosten ergeben sich erst am Ende.

 

Gleichzeitig mit dem Beobachten und dem Gesprächeführen mit denen, die vor den mehr als 24 Rechnern im Arbeitsraum sitzen, gab der Chimney Geschäftsführer auch statistische Daten bekannt, so daß man selber ständig zwischen Abstraktem und konkreter Bildgestaltung der vielen Mitarbeiter pendelte. Das hielt den zweistündigen Besuch lebendig – eben auch die vielen Fragen, auch die vielen vom Minister, der einen ob seiner Wißbegierde staunen machte und der sich auch – dazu kommen wir noch – inhaltlich mit diesem Pettersson und Findus genau auskannte. Seine Söhne...sagte er nur. Wir haben uns vorgenommen, bis zum nächsten Jahr die literarischen Vorlagen der Kinderbuchreihe des Schweden Sven Nordqvist, eben Pettersson und Findus, vorzustellen und dazu auch mit Minister Rhein ein Fachgespräch zu führen. Nein, nicht über die Animation, über den Umgang von Buch und Film von und mit Kindern!

 

Die Fragen zur Tätigkeit der 24 Mitarbeiter kommen zudem automatisch, wenn man hier zusieht, wie einer das Fell von Findus kämmt, das gegenüber dem ersten Film sehr voller und aufgeplusteter aussieht. Es muß gekämmt werden, wenn es zu sehr absteht. Wir sehen zu, wie hier aus Grün ein Rot wird oder auf einmal Dinge aus dem Bild verschwinden und wie leicht es ist, sich den Findus zweimal aus Lust in der Luft überschlagen zu lassen. Das sind beim Zuschauen schon Zaubereien, wie mit Mausklick und Rüberziehen die Bilder sich ändern läßt und es kommt vor, daß an einem Bild eine ganze Woche oder mehr gearbeitet werden muß. Auch länger, aber meistens kürzer.

 

Interessant auch, wie es überhaupt zum jetzigen Findus kam. Man hat nämlich ganz viele Katzen ausprobiert, bis man die fand, die seit dem ersten Film als Findus schauspielert. Eigentlich müßten wir Kater sagen, denn Findus ist ein Kater, auch wenn er Mädchenschürzen trägt, denkt man zuerst, es sind aber in der Zeichnung vom Verfasser Sven Nordqvist weitbeinige gestreifte Hosen. Und die hat auch die Comicreihe übernommen, die Hosen, denn der Kater sieht da doch eher wie eine Mischung aus Fuchs und Bieber aus. Unser Filmfindus – Findus erinnert im Deutschen wirklich an Findling, auf den man aufpassen soll, ist aber in Schweden der Name einer Supermarktkette – hat eine ganz helle piepsige Stimme. Die fällt auf. Alle anderen Stimmlagen und Sprechweisen haben einfach nicht diese Emotionen hervorgerufen, erzählt uns Thomas Springer, der an diesem Tag unser Hauptinformant ist, da Regisseur Ali Samadi Ahadi nicht dabei sein kann. Aber Thomas Springer hat nicht nur nach den Büchern die beiden bisherigen Filmdrehbücher erstellt, sondern ist als Mitproduzent auch besonders daran interessiert, daß wir Journalisten alles mitbekommen und weitertragen.

 

Das gilt auch für Kameramann Mathias Neumann, der selbst aus Frankfurt stammt, wo sich jetzt überhaupt eine richtige Findusgemeinde zusammenscharrt. Während wir nämlich noch immer brav und langatmig von „Pettersson + Findus und Das schönste Weihnachten überhaupt“, sprechen, haben die anderen den jetzigen zweiten Film längst als Findus2 im Sprachgebrauch. Geht auch schneller.

 

Noch immer geht der Minister mit Entourage die sechs Reihen, wo in jeder vier Personen an den Bildschirmen sitzen und werkeln, die er genau nach ihrem Tun befragt. Wir haben uns jetzt um die harten Fakten gekümmert, denn die sind die Voraussetzung, daß nächstes Jahr ein schöner Film herauskommt. Um das gleich folgende Kürzel VFX zu verstehen, muß man wissen, daß schon lange die Filmsprache Englisch ist, unsere Visuellen Effekte also visual effects sind, längst übrigens eine Sparte bei den Oscars von Hollywood.

 

Ein wenig rächt sich, daß wir auf den bisherigen Film und den Inhalt der Bücher noch nicht eingingen. Man muß nämlich wissen, daß auch die Mucklas wieder eine Rolle spielen, diese schadenfrohen Biester, die kaum wahrnehmbar im Haus versteckt leben und ein Durcheinander anrichten, worüber sich Pettersson und Findus ärgern, was dann die Mucklas wieder hoch erfreut.

 

 

Daten, VFX Zahlen und Fakten

 

Pettersson und Findus 2 ist exklusive Abspann insgesamt 76 Minuten lang, in 49 Minuten davon sind Animation und Visuelle Effekte (VFX) enthalten.

 

Insgesamt spricht man bei P&F 2 von 865 VFX Shots, was bedeutet, dass in jeder zweiten Einstellung VFX enthalten sind.

 

Während Findus in 515 Einstellungen über die Leinwand flitzt, haben die Mucklas in 40 Einstellungen ein Gastspiel. In manchen Shots sind sie auch gemeinsam zu sehen.

 

Nachdem Pettersson & Findus 1 größtenteils im Studio vor einem 360° bedruckten Hintergrund umgesetzt wurde ist man beim zweiten Teil aus vielen Gründen auf einen reinen Studiodreh vor Green Screen umgestiegen. Diese Entscheidung hat zur Folge, das es neben den Findus und Mucklas Animations-Shots weitere 280 reine Darsteller Shots gibt, die von ihrem grünen Hintergründen befreit und durch digitale Matte Painting Winterwelten erweitert werden.

 

Bei den verbleibenden 30 Shots handelt es sich um diverse Retusche Shots, in denen unter anderem Hilfsmittel weggemalt werden wie beispielsweise Stunt-Rigs und Seile von Petterssons wilder Schlittenfahrt.

 

Findus hat im zweiten Teil eine Screen Time von insgesamt 33 Minuten.

 

Findus selbst gibt es bereits seit dem ersten Teil der geplanten P&F Trilogie, allerdings hat Findus für die Winterzeit im zweiten Teil ein kleines Make Over bekommen. Findus verfügt nun über ein vollständiges Fell, was ihn im Zusammenspiel mit Pettersson noch glaubhafter macht als Charakter. Damit sein Fell nicht in alle Richtungen absteht, muss es ähnlich der Realität am Computer ‚gekämmt’ werden.

 

Die Mucklas haben in Teil 2 Zuwachs bekommen. Neben den bekannten Mucklas aus dem ersten Teil sind nun auch mehrere aufgeweckte Mucklas-Kinder mit von der Partie, die viel Spaß an den weihnachtlichen Vorbereitungen haben.

 

Fortsetzung folgt.

 

 

 

Foto:

 

v.l.n.r. Sebastian Leutner (Head of Arts & Entertainment Chimney Germany), Nadine Chodan (VFX-Producer Chimney Germany, Helmut G. Weber (Produzent Tradewind Pictures), Stefan Kurt (Darsteller Pettersson), Boris Rhein (Hessischer Minister für Wissenschaft und Kunst), Thomas Springer (Autor / Produzent Tradewind Pictures), Sonja

 

Ewers (Wild Bunch Germany), Mathias Neumann (Bildgestaltung / Kamera), Chris Stenner (VFX-Supervisor / Animation Director Chimney Germany), Götz Brandt (Redakteur ZDF), Berd Kammerer © 2015 Tradewind Pictures, Senator Film München, ZDF

 

Info:

 

Animation, was aus dem Lateinischen kommt und erst einmal in Animieren zum Leben erwecken bedeutet und im Unterhaltungsbereich eben zum gefälligen Zuhören und Zuschauen animieren möchte, bedeutet in Bezug auf Film ein technisches Verfahren. Allerdings steht der Film damit nicht alleine, diese technisch verstandene Animation ist simpel erst einmal ein so schnelles Aneinandereihen von Einzelbildern, daß im Auge des Betrachters daraus ein flüssiger Ablauf, eben ein bewegtes Bild wird. Das geschieht übrigens, wenn Sie um die 24 Bilder pro Sekunde im Ablauf sehen.

 

Wer Kunstgeschichte studiert hat, wird des auf ewig mit der Serienfotografie von Eadweard Muybridge verbinden, dessen galoppierender Reiter für das 19. Jahrhundert einfach ein Teufelswerk waren. Und der Anfang von dem, was heute mit der Computeranimation noch lange kein Ende hat. Wir wollen ein andermal auf die notwendigen Unterscheidungen innerhalb von Animationstechniken eingehen, denn landläufig spricht man schon von animierten Filmen, wenn wie bei PETTERSSON UND FINDUS ein in Wirklichkeit gedrehter Film durch Animation verändert, eben animiert oder teilanimiert wird. Ein echter Animationsfilm dagegen sollte vollständig 'unecht', also ohne Dreh in der wirklichen Welt entstanden sein.

 

Die eigentlich interessanten Details sind in den Animationen dann einerseits die technischen Verfahren wie 2D-Animation mit Zeichentrickfilm u.a., andererseits die Prinzipien genannten Verfahren, wie man diese Technik zur Belustigung der Zuschauer nutzt, in dem die Figuren gequetscht, gestreckt oder durch Körpercodes übertrieben werden, bis zur Karikatur, die manchen Figuren eigen ist. Aber um die so spannenden Finessen kann es bei unserem Besuch nicht gehen. Der bleibt allgemein, auf den Film und die Arbeit von Chimney bezogen.