Die Operettendiva und Star deutscher Tanzkomödien wird heute 100 Jahre


Anna von Stillmark


Wien (Weltexpresso) – Meine Wiener Großmutter kannte sie persönlich, denn sie hat die ersten Wiener Jahre der blutjungen Elevin aus Budapest begleitet und gelacht, wenn sie später als ‚deutscher Traum’ bezeichnet wurde, obwohl ihr Vater immerhin ein ehrenwerter deutscher Bankdirektor war und die Mama Sängerin, die auf die Ausbildung der Tochter achtete.

Marta  galt schnell als Wunderkind, weil sie – was immer sie machte – alles mit einer Eleganz und Leichtigkeit ausübte, so als ob bei ihr kein Schweiß und keine Tränen zum harten Ballett- und Künstlertraining dazu gehörten. Ihr zum Vorteil, daß ihr Typ genau in die aufkommenden deutschen Sing- und Tanzkomödien passte und sie eine beispiellose Karriere vor sich hatte. Ihr zum Nachteil, daß ihrem ersten großen Filmerfolg TRARA UM LIEBE 1931 mit 19 Jahren so schnell die Nazis folgten, die sie gerne als ‚blonden Traum’ hätten arisieren wollen, in ihrem Rassenwahn aber jüdische Wurzeln ausmachten, dem strafverschärfend ihre Ehe mit dem polnischen Wundertenor Jan Kiepura noch eins draufsetzte. Denn dieser war nicht nur die Konkurrenz für die deutschen Tenöre Richard Tauber und Joseph Schmidt, sondern wie letzterer auch mit Juden in der Familie ‚belastet’.
So wurden aus dem deutschen Traumpaar, geeignet für Walzerseligkeit, die das deutsche Volk vom politischen Geschäft ablenken sollte, dann doch Reservespieler, die in Wien verheiratet bis zum Anschluß an das Deutsche Reich 1938 immerhin die Film- und Theaterkarriere fortsetzen konnten. Rechtzeitig konnten beide – Jan Kiepura hatte ein Engagement an der Metropolitan Opera in New York – über Frankreich in die USA emigrieren. Damals war übrigens Marcel Prawy Kierpuras Privatsekretär, der später der in Österreich wie eine Institution gehandelte „Opernführer der Nation“ wurde.
Marta Eggerth und Jan Kiepura schafften es auch in der neuen Welt, ihre Karrieren fortzusetzen. Marta wurde am Broadway die Verkörperung der LUSTIGEN WITWE von Franz Lehár und ihre erlernte Disziplin half ihr auch den Streß von acht Vorstellungen pro Woche zu bewältigen und sogar noch ein Familienleben mit zwei Söhnen zu führen. Sieben Jahre nach dem Krieg kam sie zurück nach Wien, wirkte im ZAREWITSCH, ebenfalls von Franz Lehár, am Raimundtheater mit und kam immer wieder auch nach Deutschland.
Im Jahr 1979 bekam sie für ihre langwährende Karriere in der oberen Spitzenklasse das Filmband in Gold. In den USA trat sie weiter auf, gab ihre Erfahrungen zunehmend in Kursen für junge Opernsänger weiter und hielt die neue Praxis in Europa, die leichte Muse von dem „echten Gesang“ abzukoppeln, für unsinnig.
Hundert Jahre alt zu werden und das in solch guter Verfassung ist eine Gnade. Eigentlich nicht zu verstehen, daß sich das Deutsche Fernsehen entgehen ließ, den TATORT von 1999 NIE WIEDER OPER aus Wien am heutigen Tag zu wiederholen. Damals trat sie zusammen mit Marcel Prawy auf, sang als ehemalige Operndiva sich selbst sozusagen und ließ Kommissar  Harald Krassnitzer seine Arbeit tun. Glückwunsch in die USA.