Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 24. Dezember 2015, Teil 2

 

Margarete Frühling

 

München (Weltexpresso) - Der 10jährige Ben und seine 6jährige Schwester Saoirse wohnen mit ihrem Vater Conor, einem Leuchtturmwärter, auf einem Felsen am Meer vor der irischen Küste. Saoirse hat bis jetzt noch kein Wort gesprochen. Ben ist sauer auf das kleine Mädchen, da ihre Mutter Bronach nach deren Geburt verschwunden ist.

 

Dazu kommt, dass Conor den Tod seiner Frau immer noch nicht verkraften kann.  Geblieben sind nur die Legenden des Feenvolkes, die sie Ben mit Worten und Liedern erzählt hat, und eine magische Muschel mit Löchern, die Ben nicht spielen kann. Als Saoirse an ihrem Geburtstag die Muschel spielt, zum Meer wandert und dort mit den Seehunden spielt, beschließt die anwesende Großmutter, die Kinder mit in die Stadt zu nehmen, selbst Bens geliebter Hund Cu darf nicht mitkommen.

 

Doch Saoirse ist kein normales Mädchen, sondern - ebenso wie ihre Mutter - ein Selkie, am Land ein Mensch und im Wasser ein Seehund. Als sie die Muschel in der Stadt wieder spielt, begegnen die Kinder drei Feen und bekommen mit, wie die von den Eulen der bösen Hexe Macha versteinert werden. Die Feen können den Kindern vorher noch mitteilen, dass Saoirse eine wichtige Aufgabe zu erfüllen hat. Sie braucht ihren Selkie-Anzug und muss das Lied ihrer Vorfahren singen, um die von Macha versteinerten und gefangenen Wesen zu befreien - eine schwierige Aufgabe für ein Kind, das bisher noch keinen Ton gesagt hat. Da das Mädchen an Land auch noch krank wird, wissen die Kinder, dass sie schnellstens ans Meer zurückkehren müssen - und dass gerade an Halloween.

 

Glücklicherweise kommt den Kindern nicht nur Bens treuer Hund Cu zu Hilfe, sondern es gibt auch noch sagenhafte Wesen, die sie unterstützen werden. Bevor Saoirse endgültig den Fabelwesen helfen kann, muss auch Ben seine Angst vor dem Wasser verlieren und einen für seine Schwester wichtigen Gegenstand wieder besorgen.

 

 

Regisseur von "Die Melodie des Meeres" ist Tomm Moore, der auch die Originalgeschichte geschrieben hat. Der Film wurde 2015, ebenso wir Moores "Das Geheimnis von Kells" (2009), für einen Oscar als bester Animationsfilm nominiert, hat aber leider gegen Disneys "Big Hero 6" verloren.

 

Dies ist etwas unverständlich, denn "Die Melodie des Meeres" ist nicht nur ein wunderbarer Kinderfilm, sondern auch Erwachsene werden die Anklänge an keltische Sagen lieben. Dabei ist der Film nicht nur tragisch, sondern auch amüsant. Die Charaktere haben Ecken und Kanten. Sowohl Conors Trauer als auch Bens Probleme mit seiner Eifersucht auf seine kleine Schwester sind auch für Kinder nachvollziehbar. Das Märchenhafte wird dadurch unterstützt, dass die Großmutter und die Hexe Macha aber auch Vater Conor und der Riese MacLir nicht nur ähnlich aussehen, sondern im Original auch von den gleichen Schauspielern gesprochen werden.

 

Die Bilder haben - wie schon bei "Das Geheimnis von Kells" - eine magische Atmosphäre mit Ornamenten aus der irischen und piktischen Sagenwelt. Die Animation wirkt wie handgezeichnet und hat eine malerische Ästhetik, die bis in die kleinsten Details und für die Nebenideen fantasievoll ausgearbeitet werden.

 

Die Originalmusik des Filmes wurde wie auch bei "Das Geheimnis von Kells" von Bruno Coulais in Kooperation mit der irischen Gruppe Kila komponiert. Dabei wurde der "Song of the Sea" während des Filmes immer wieder von anderen Personen gesungen oder auch als Hintergrundmusik verwendet.

 

"Die Melodie des Meeres" kommt in Deutschland zu Weihnachten in die Kinos. Der Film ist nicht nur für Eltern mit Kindern eine gute Alternative zum üblichen Weihnachtsprogramm. Er hat einen sehr reizvollen eigenen Stil, dem man in jeder Einstellung die Liebe des Regisseurs zu der ganzen Produktion anmerkt. Deshalb: Unbedingt ansehen!

 

 

Foto: Saoirse und Ben © KSM GmbH

 

Info:

Die Melodie des Meeres (Irland, Luxemburg, Belgien 2014)

Originaltitel: Song of the Sea

Genre: Animationsfilm

Filmlänge: 93 Min.

Regie: Tomm Moore

Drehbuch: Will Collins - basierend auf einer Originalgeschichte von Tomm Moore

Englische Sprecher: David Rawle, Brendan Gleeson, Fionnula Flanagan, Lisa Hannigan u.a.

Verleih: KSM GmbH

FSK: ab 0 Jahren

Kinostart: 24.12.2015