MITTENDRIN. Persönliches Tagebuch der BERLINALE 2016 vom 11. bis 21. Februar, Tag 4
Hanswerner Kruse
Berlin (Weltexpresso) - „Aaach! Uach!“ mit kräftigen Lauten begleiten die zwei Maori-Schauspieler in der Pressekonferenz ihre synchronen abstrusen Bewegungen. Ein bisschen erinnern die Ureinwohner Neuseelands dabei an den Fußballtrainer Jürgen Klopp, wenn der die „Säge“ nach erzielten Toren seiner Mannschaft macht. Im Wettbewerbsfilm „Manaha“ zelebrierten die beiden Kontrahenten dieses uralte maorische Kampfritual, das sie für uns nun wiederholen.
In einer anderen Konferenz hatte bereits vorher eine japanische Schauspielerin, die in Doris Dörries „Grüße aus Fukushima“ eine uralte Geisha spielt, ein ergreifendes altes Fischerlied gesungen. In dem Film, der in der Panorama-Reihe seine Weltpremiere hat, ist sie traurig, weil sie diesen Song an keine Schülerin mehr weitergeben kann.
Es sind bewegende Momente auf der Berlinale, wenn sich das Leben und das Kino zu berühren scheinen. Die Maori erzählen uns auch, wie sie mehr und mehr gesellschaftlich respektiert werden. Dörrie erinnert sich, wie begeistert die Menschen in Fukushima waren, dass eine Deutsche über sie den ersten Spielfilm drehte.
Diese beiden - formal und inhaltlich sehr unterschiedlichen - Filme zeigen bereits, dass aktuelle soziale Themen wie Minderheiten oder Katastrophenopfer, keine drögen, langweiligen Streifen sein müssen.
Ach ja, es grenzt schon an Satire, wenn in den Pressekonferenzen die immer gleichen Kollegen gebetsmühlenartig fragen, was denn die Schauspieler für Flüchtlinge täten oder warum die Regisseure keinen Migrantenfilme machten. Bei George Clooney - dem UN-Botschafter für Frieden, der sich bekanntermaßen sehr für Flüchtlinge und Menschenrechte engagiert - kam dieses Stereotyp gut an. Er fragte zurück, „Was machen Sie denn so? Ich treffe morgen Frau Merkel.“