Die Filme der 66. Berlinale vom 11. bis 21. Februar 2016
Kirsten Liese
Berlin (Weltexpresso) - Filmemacher haben oft Visionen, sie wollen für Themen sensibilisieren, wenn nicht gar die Welt verbessern. Das gelingt nicht immer, weil oftmals die Menschen, die für ein Thema unempfindlich sind, sich damit auch gar nicht beschäftigen wollen, aber manchmal kommt doch was rum.
Zumindest hat ein Wettbewerbsbeitrag auf der Berlinale bei vielen Menschen Emotionen freigesetzt: „24 Wochen“, der einzige deutsche Film im Rennen um die Bären-Trophäen. Das große Mitgefühl gilt einer schwangeren Kabarettistin, die erfährt, dass ihr Kind im Bauch schwer behindert zur Welt kommen würde und sich allmählich schweren Herzens zu einer späten Abtreibung durchringt. In meinem Kopf entstanden beim Sehen noch ganz andere Assoziationen: Ich musste an die armen Milchkühe denken, denen ihre Kälbchen, kaum dass sie schwer geboren wurden, weggenommen und ermordet werden. Und diese Barbarei geschieht täglich tausendfach. Und die Menschen, die sich darüber empören, sind immer noch viel zu wenige.
Aber an die verzweifelten Milchkühe, die sich vor Kummer ihre Seele aus dem Leib schreien, wenn ihnen ihre Jungen weggenommen werden, denkt außer mir vermutlich bei diesem Film niemand. Als ich das im Gespräch mit einer Kollegin aufgriff, reagierte sie fast entsetzt, das könne man doch nicht vergleichen. So denken wohl viele. Aber natürlich ist es eine bequeme Art, sich vor den Konsequenzen zu drücken. Ein besseres, würdigeres Leben für die Tiere einzufordern, hieße auch auf Dinge wie „Fleisch- und Milchprodukte“ zu verzichten.
Wer noch nicht abgestumpft ist, kann nicht von der Hand weisen, dass Tiere genauso leiden wie Menschen. Es sind Lebewesen mit einem menschenähnlichen Organismus.
Wer einmal ein Video mit einer leidenden Milchkuh gesehen hat, wird sobald weder ein Kalbschnitzel noch ein Steak ohne schlechtes Gewissen essen können. Das Leben verändert sich mit solchen Einsichten. Deshalb ernähre ich mich vegan. Vielleicht sollte ich darüber auch mal einen Film machen. Eine Vision davon habe ich schon.