Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 18. Februar 2016, Teil 3

 

Margarete Frühling

 

München (Weltexpresso) - Eddie Mannix (Josh Brolin) ist ein "Fixer", der Mann, der für Capitol Pictures in den frühen fünfziger Jahren die Probleme löst und für eine gute Reputation der Schauspieler sorgt. Vor genau einer Woche war er der Eröffnungsfilm der Berlinale und kommt eine Woche später schon in deutsche Kinos.

 

Heute hat Eddie Mannix es gleich mit mehreren Problemen zu tun. Da ist die junge Schauspielerin Gloria DeLamour (Natasha Bassett), die nicht genehmigte provokante Fotoaufnahmen macht, daneben muss er sich mit einem Rabbi, einem protestantischen, katholischen und russisch orthodoxen Priester wegen der Darstellung von Jesus im neuen Film "Hail, Caesar!" auseinandersetzen, einem historischen Film, der sich mit der Kreuzigung Christi beschäftigt und in dem der bekannte Schauspieler Baird Whitlock (George Clooney) die Hauptrolle als römischer Heerführer Autolycus spielt.

 

Damit nicht genug, muss er versuchen mit der Wasserbalett-Darstellerin DeeAnna Moran (Scarlett Johansson) zu verhandeln, da sie unverheiratet schwanger ist und dringend einen Ehemann braucht, um ihr mustergültiges Image zu behalten. Und da ist auch noch der populäre Western-Star Hobie Doyle (Alden Ehrenreich), der auf Wunsch des Studio-Bosses in einer Produktion der Broadway Adaptation von "Merrily We Dance" die Hauptrolle spielen soll, aber neben seiner ungelenken Art zu spielen, unfähig ist auch nur einen Satz mit britischem Akzent halbwegs richtig aufzusagen, worüber sich der Regisseur Laurence Laurentz (Ralph Fiennes) bei Eddie beschwert.

 

Dann wird auch noch Whitlock vom Set weg entführt und es werden 100 000 $ Lösegeld gefordert. Es ist für Mannix kein Problem, das Geld in kurzer Zeit aufzutreiben, da hat er schon mehr Mühe die beiden Klatschkolumnistinnen Thora und Thessaly Thacker (beide Tilda Swinton) davon abzuhalten, über Whitlock zu schreiben und sie gleichzeitig bei Laune zu halten.

 

Die Entführer sind kommunistische Drehbuchautoren (Fisher Stevens, Clancy Brown, David Krumholtz u.a.), die den naiven Whitlock animieren, sich ihrer Sache anzuschließen. Während Mannix darauf wartet, wo er das Geld verstecken soll, hat er ein Gespräch mit Hobie Doyle, der ihn auf eine Idee bringt, wie man die Entführer finden könnte....

 

 

"Hail Caesar!" ist eine Hommage der Coen-Brüder an das Hollywood-Kino der frühen 50er Jahre. So ist George Clooneys Baird Whitlock sicher Rod Taylor in Quo Vadis? und vor allem Charlton Heston in Ben Hur nachempfunden. DeeAnna Moran (Scarlett Johansson) ist eine Mischung aus der schwimmenden Schauspielerin Esther Williams und Loretta Young, die ihr eigene Tochter aus einem Waisenhaus adoptiert hatte, da der Vater des Kindes, Clark Gable, noch verheiratet war.

 

Alden Ehrenreichs "singender Cowboy" (z.B. James Ellison) entspringt einem typischen Genre-Film dieser Zeit. Der Filmausschnitt, in dem Burt Gurney (Channing Tatum) singt, tanzt und steppt, könnte genauso gut auch aus dem Film "Heut’ gehn wir bummeln" mit Gene Kelly stammen, der übrigens gegen Hollywoods schwarze Liste protestiert hat. Regisseur Laurence Laurentz ist vermutlich eine Mischung aus Vincente Minelli und George Cukor. Auch die beiden Klatschkolumnistinnen Thora und Thessaly Thacker sind ein Amalgam von Hedda Hopper und Louella Parsons sowie Abigail Van Buren und Ann Landers.

 

Eddie Mannix ist zwar eine reale Person, allerdings wurde seine Lebensgeschichte stark abgewandelt und ist eine Kombination aus dem echten Eddie Mannix und Howard Strickling, der die Aufgabe des Fixers bei MGM hatte.

 

Besonders interessant sind sicher die Szenen, bei denen man hinter die Kulissen sehen kann, incl. gemalter Hintergründe, Aufbau der Kameras etc. Dagegen sind die Szenen mit den Drehbuchautoren, die die Kommunistenhatz der McCarthy Ära ironisierend aufnehmen, nicht so gelungen. Sie sind doch zu stark übertrieben (gespielt) und auch zu lang, obwohl natürlich auch hier mindestens eine Person gut zu erkennen ist, Dalton Trumbo (mit typischer Brille) - der Film "Trumbo" kommt am 10.3. in die deutschen Kinos. Der Zuschauer würde gerne einen Teil der anderen Geschichten etwas ausführlicher sehen.

 

Die Schauspieler füllen ihre teilweise recht kleinen Rollen wunderbar aus. George Clooney spielt zum wiederholen Mal in einem Coen-Film einen etwas unterbelichteten Charakter, Channing Tatum zeigt, dass er neben schauspielern auch singen und tanzen kann und Alden Ehrenreich hat nicht nur einen Teil seiner Stunts auf den Pferden selbst ausgeführt, sondern zeigt ein paar Tricks mit dem Lasso, die sich sehen lassen können. Dass Tilda Swinton und Ralph Fiennes auch in winzigen Rollen brillieren, braucht man nicht extra zu betonen.

 

Zentrale Figur ist allerdings Eddie Mannix, der immer alles im Griff hat und der von Josh Brolin wunderbar kaltschnäuzig und seinem Boss gegenüber absolut loyal dargestellt wird. Dies zeigt sich dann besonders in einer der letzten Szenen des Films, die ihn zusammen mit George Clooneys Baird Whitlock zeigen.

 

Insgesamt ist "Hail Caesar!" eine gelungene Nummernrevue mit Rahmenhandlung, dessen Nummern nicht alle gleich gut gelungen sind. Am Ende ist aber ein komödiantischer und absolut sehenswerter Film herausgekommen, der nicht nur Cineasten mit seinen Anspielungen begeistern wird.

 

Foto: Baird Whitlock (George Clooney) wird von Eddie Mannix (Josh Brolin) zusammengestaucht © Universal Pictures International Germany

 

Info:

Hail, Caesar! (USA 2016)

Originaltitel: Hail, Caesar!

Genre: Komödie

Filmlänge: 106 Minuten

Regie und Drehbuch: Joel & Ethan Coen

Darsteller: Josh Brolin, George Clooney, Alden Ehrenreich, Ralph Fiennes, Scarlett Johansson, Tilda Swinton, Channing Tatum u.a.

Verleih: Universal Pictures International Germany

FSK: ab 0 Jahren

Kinostart: 18.02.2016

 

 

Weltexpresso auf der Berlinale

 

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