MITTENDRIN. Persönliches Tagebuch der BERLINALE 2016 vom 11. bis 21. Februar, Tag 7

Hanswerner Kruse 

 

Berlin (Weltexpresso) - Seit einer Stunde sitze ich bereits auf dem edlen Plüschsessel im Berlinale-Palast, endlich signieren Jude Law und Nicole Kidman ihre großen Fotos im Flur und werden vom Festivalleiter in den riesigen Saal geführt. Das Publikum jubelt.

 

Aber es geht immer noch nicht los, ausländische Diplomaten und heimische Polit-Promis sollen ebenfalls beklatscht werden. Bereits vorher gab’s auf der übergroßen Leinwand Live-Videos vom roten Teppich. Nun fordert die sehr schlanke und sehr schöne Ansagerin „Film ab!“

 

Täglich gibt es drei Pressevorführungen der Wettbewerbsfilme mit Konferenzen, das ist ein Arbeitstag von 8 bis 18 Uhr ohne Pause. Aber „wir sind Tagespresse“, dadurch habe ich das Privileg, Tickets für alle Gala-Vorstellungen zu bekommen, falls ich die Pressevorführungen verpasse. Im Anschluss an den Gala-Film kommen die Stars noch mal auf die Bühne.

 

Die einfachen Besucher, die lange für ihre Karten anstehen mussten, dürfen neben den geladenen Gästen so auch am Glamour der Berlinale schnuppern. 250.000 Tickets wurden bis vorgestern, zur Halbzeit des weltweit größten Publikum-Filmfestivals, verkauft. Oft haben die Leute sogar das Glück, Ehrungen wie von Michael Ballhaus zu erleben.

 

Für mich unerwartet bekamen am Montag „European Shooting Stars“ ihre Sterne-Pokale von Daniel Brühl überreicht, der ihn einst selbst bekam. Von einer Jury werden alljährlich zehn junge europäische Schauspieler ausgewählt, für die das ein mächtiger Karrieresprung ist.

 

Und ich, ich bin immer wieder berührt, wenn die Zuschauer bis zum Ende des Films sitzen bleiben und die Namen der Filmcrew im Abspann beklatschen. Diese magischen Momente, in denen man den Streifen noch mal in sich nachklingen lässt, sind im normalen Kino ja fast verschwunden.