Ein Kommentar zu den 66. Berliner Filmfestspielen vom 11. bis 21. Februar
Hanswerner Kruse
Berlin (Weltexpresso) - Der Gewinner ist...die Berlinale! Der große Wettbewerb des Berliner Filmfestivals mit seinen 18 Werken durchdringt Probleme unserer Zeit mit künstlerischen Mitteln: Von großen Tragödien um Flüchtlinge oder Cyberkriege bis zu privaten Beziehungsdramen im Alltag.
Wichtige Themen oder tolle Schauspieler ergeben aber noch keinen guten Film. Doch mit dem Goldbären für „Fuocoammare“, den unter die Haut gehenden Lampedusa-Film, hat die Jury um Meryl Streep eine ganz große Wahl getroffen. Das berührende Werk ist weit mehr als eine herkömmliche oder larmoyante Dokumentation.
Auch die anderen Entscheidungen sind in Ordnung. Weise haben die Juroren aus einigen durchschnittlichen Filmen eine gute Kamera oder ein außerordentliches Drehbuch herausgepickt und prämiert.
Doch nicht alleine der Siegerfilm und der Silberbär für den 8-Stunden-Film „Hele Sa Hiwagang Hapis“ erhalten den Ruf der Berliner Filmfestspiele als das innovativste, engagierteste und politischste Festival der Welt. Gezeigt wurden neben dem Wettbewerb ja über 400 weitere internationale Filme in diversen anderen Sektionen, in denen es ebenfalls Preise gab. Wie im Wettbewerb wurden etliche Streifen aus nichttraditionellen Kinoländern präsentiert. Bereits die Teilnahme ist für die meisten Filmemacher eine Ehre.
Bemerkenswert ist, dass die Berlinale junge Talente fördert und weiterbildet. Manche tauchen dann später in anderen Sektoren oder eines Tages sogar im Wettbewerb auf. Auch die Grenzen des Mediums zur Bildenden Kunst hin werden erkundet und verschoben: Der philippinische Regisseur Lav Diaz war glücklich, sein 8-Stunden-Epos, hier zeigen zu können.
Die Berlinale ist das größte Publikumsfestival der Welt. Nicht alle der über 300.000 Besucher fanden wohl alle Filme gut. „Aber jeder Film ist es wert gesehen zu werden“, sagt Jafar Panahi, der Gewinner des Goldbären von 2015, in seinem Film „Taxi“. Auch wenn die überall präsenten, dumpf-aggressiven Securities nicht gerade eine Zierde für die Berlinale waren, so haben die Festspiele, wieder einmal, den Spagat zwischen Glamour, Aufklärung und Filmkunst geschafft.
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Berlinaleleiter Dieter Kosslick und die Vorsitzende der Internationalen Jury, Meryl Streep auf der Preisverleihung