Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 10. Mai 2012, Teil 2

 

Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Schade, wieder haben deutsche Filme ihre Chancen verpaßt. Die Geschichten sind exotisch wie in Sibirien oder überflüssig, wie weitere alberne Hochzeitsfilme. Aber in beiden Filmen kann man erahnen, was hätte werden können, wenn sie konsequenter von Anfang an gewußt hätten, was sie wollen und sollen.

 

 

AUSGERECHNET SIBIRIEN

 

Wird hoffentlich viel angeschaut, obwohl alles viel toller klingt, als es beim Anschauen ist.Grundlage ist der Roman „Der Neuling“. Ein Mitarbeiter einer Leverkusener Textilfirma, Logistiker, soll in Sibirien nach dem Rechten schauen und die Außenstelle der Firma auf Vordermann bringen. Die dortigen Mitarbeiter haben allerdings eine andere Mentalität, als der knochentrockene Ordnungsfanatiker. Sie lieben nämlich das Leben, Weib, Wein – hier in Form von Wodka – und Gesang. Aber irgendwie wird keine runde Geschichte draus, als sich der biedere Deutschmann mit dem engen Gefühlskorsett in eine Einheimische verliebt, angehörige der Schoren, die ihn mit ihrem Kehlkopfgesang erobert, was der Film mit uns leider nicht macht.

 

 

DAS HOCHZEITSVIDEO

 

Ein deutscher Film, noch dazu einer von Sönke Wortmann, der mit seinem Fußballerfilm Kult produzierte, deutschen Kult. Nun aber läuft er amerikanischen Produktionen hinterher, was lustig gemeint ist, aber nicht lustig ist. Keine Ahnung, warum Hochzeiten auf einmal so komisch sein sollen, Hier wollen also zwei, die sich noch nicht lange kennen, heiraten. Der beste Freund des Bräutigams, der von feinem Adel ist und gerade von der Freundin verlassen wurde, soll diesen Hochzeitsvideo drehen. Nun wird zwar auf den schlimmsten amerikanischen Klamauk verzichtet, aber der Film wird trotzdem nicht ansehnlich, weil er so brav ist, wie heute kein Film mehr sein darf.

 

 

CARTE BLANCHE

 

Dieser Dokumentarfilm von Heidi Specogna gilt dem Prozeß gegen Jean-Pierre Bemba am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. Der Film erinnert an STURM, den Film, den Hans-Christian Schmid mit ähnlicher Thematik drehte und der mit Recht auch ein Publikumserfolg wurde. Bemba war Stellvertretender Präsident der Demokratischen Republik Kongo und hatte den Präsidenten einer benachbarten Republik gegen eine Revolte unterstützt, bei der es viele Tote und Folterungen gab. Hier wird versucht, die Vorgeschichte mit dem Ablauf des Prozessen zu verbinden. Der Titel nimmt auf James Bond Bezug und die Umgangsformen sind entsprechend.,

 

SOUND IT OUT

 

Der Titel ist der Name eines kleinen Geschäfts im Norden Englands, das Schallplatten verkauft. In Personalunion Regisseurin, Kamerafrau und Drebuchverfasserin ist Jeannie Finlay und ihr Film trifft auf eine Renaissance der Vinylsucht, die, wenn man mal systematisch Flohmärkte und entsprechende Läden aufsucht für so manchen ein Kultprodukt geworden ist, für das man gerne Geld zahlt. Dieser Dokumentfilm nimmt den Weg zurück, wie es anfing und hängt die Handlung des Films vor allem an den skurrilen Kunden auf. Diese suchte die Regisseurin auf und interviewt sie. Das anzuschauen macht Spaß, läßt aber außer acht, daß auch bei uns längst wieder eine Szene entstanden ist, die diese Vinylplatten aufkauft und nicht mehr der schrullige Liebhaber, sondern der geschäftsbewußte Käufer dran ist.

 

 

21 JUMP STREET

 

Das war vor über 20 Jahren eine erfolgreiche Fernsehserie und wird jetzt unvermittelt zum Film. Johnny Depp spielte damals mit und gibt sich jetzt für einen Spezialauftrag her. Zwei Polizisten kriegen das nicht hin mit der vorgesehenen Verhaftung und müssen erneut auf die Polizeihochschule. Dort haben sich aber die alten Verhältnisse umgedreht und beider Rollen gewandelt. Das ergibt schon die eine oder andere komische Situation, aber keinen fesselnden Film.