Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 17. Mai 2012, Teil 1

 

Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nein, er ist kein Amerikaner, dieser Sacha Baron Cohen, der in BORAT einen kasachischen Landdeppen nach Amerika reisen ließ, damit sich dieser Hort der Freiheit mal so richtig als rassistisches Land zeigen konnte und ebenso erging es dem homosexuellen Modejournalisten BRÜNO, der auf die biblischen Evangelikalen in den USA stößt. Alles andere als politisch-korrekt auf jeder Seite. Sacha Baron Cohen ist Engländer und die können so etwas, aus dem allgemeinen common sense die Abgründe

erauszufischen.

 

DER DIKATATOR

 

Diesmal ist der Wandelbare, den man in jeder Rolle wiedererkennt, ein nordafrikanischer Diktator aus dem Öl-Staat Wadiya auf dem Wege, in den USA vor der UNO seine geliebte Waffe: die Atombombe in einer mehrstündigen Rede als notwendige Verteidigung zu umkleiden. Allein, es kommt alles ganz anders. Und ganz anders ist auch dieser Film, als es seine Vorbilder uns erst einmal glauben machen. Nicht Charlie Chaplins Diktator kommt einem in den Sinn, sondern alle die Filme, die die Reaktion der Umwelt auf Großmannssucht herausstellen und entlarven, wie etwas Chaplins EIN KÖNIG IN NEW YORK. Und so passiert es, daß dieser egomanische Alleinherrscher, übrigens seit seinem siebten Lebensjahr, uns so richtig ans Herz wächst.

 

Dazu trägt erst einmal das Märchenhafte der Gesamterscheinung bei. Das fängt schon mit dem Namen an. ALADEEN erinnert uns all zu sehr an ALADIN, der ja die Wunderlampe besaß, genauso wichtig wie heutzutage die Atombombe. Beste Wiener Operette paart sich bei den Uniformen mit all den potentiellen Potentaten, die heutzutage Aladeens Vorbilder sind. Und um Öl geht es immer, auch als der machtgierige Onkel und Chefunterhändler (Ben Kingsley) in einem Coup ihn vor der UNO durch ein Double ersetzt, das von Demokratisierung schwafelt – damit er derweil das Öl an 'Investoren' losschlagen kann - und der arme Diktator jetzt ratlos durch New York irrt, seine mehrstündige Rede, die er halten will, im Kopf.

 

Zu den Film-Geheimnissen des Sacha Baron Cohen, der den Film von Larry Charles drehen läßt, gehört eben auch, wie er fundamentale Gegensätze durch die Lebenssituation zusammenführt und die ideologischen Gräben dadurch verschwinden läßt. Ausgerechnet die linke Aktivistin (Anna Faris) nimmt den heimat- und mittellosen in New York auf – sie ist eben ein Mensch und Frau dazu! - und wir erleben immer wieder Situationen, in denen die Reaktion der anderen auf den gemeinsamen Feind genau so hysterisch und inhuman sind, wie andererseits Menschen aus Mitgefühl heraus sich xenophil verhalten. Tatsächlich ist es die Fremdenfeindlichkeit generell, die vorgeführt wird, wobei allein die Bezeichnung „Araber“ einen interessanten Teilaspekt aufweist. Denn der als arabischer Diktator Bezeichnete weist weit von sich, Araber zu sein.

 

 

 

LACHSFISCHEN IM JEMEN

 

Kennen Sie Fliegenfischen? Da gibt es verschiedene Liebhaber und manche von ihnen haben Bücher geschrieben. In Deutschland war es Norbert Scheuer mit ÜBERN RAUSCHEN aus dem Beck Verlag, der sogar in die Endauswahl zum Deutschen Buchpreis 2009 gelangte. In England ist die Filmvorlage der gleichnamige Roman von Paul Torday, der auch deshalb ein großer Erfolg wurde, weil in ihm die differenzierten heutigen sprachlichen Verkehrsformen ihren Platz finden: von Emails bis zu Verhörprotokollen, was wichtig ist, weil aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird.

 

Der Film 'funktioniert', weil man einen bewährten Regisseur – Lasse Hallström – nahm und sehr bekannte und auch gute Schauspieler – Ewan McGregor, Emily Blunt, Kristin Scott Thomas, Amr Waked als jemenitischer Scheich - und so eine entspannende nette Geschichte zustandekam, deren Fundament, die skurrile Leidenschaft für Fische gleichermaßen für den Schotten und den Jemeniten gilt.

 

DIE KUNST ZU LIEBEN

 

Das können die Franzosen, von der Liebe im Allgemeinen zu reden und sie im Besonderen an Beispielen im Film vorzuführen. Dazu gehören – wie gehabt – Episoden, denn eine einzige Liebesgeschichte filmisch zu gestalten, ohne daß sie in Kitsch ausartet oder zur Mordgeschichte wird, ist sehr viel schwieriger. Hier geht’s sowohl um den Mann/Frau für immer, wie auch den/die für die erstbeste Gelegenheit, die im Paris der Jetztzeit vorgeführt wird. Dem Regisseur Emmanuel Mouret schwebt so etwas wie „Anleitung zum Glücklichsein“ vor. In der Tat sind ihm mit guten Schauspielern hinreißende Szenen gelungen. Die Liebe höret eben nimmer auf und die Filme darüber auch nicht.