Die ARD-Spielfilmreihe MITTEN IN DEUTSCHLAND beginnt heute und läuft bis 6. April, Teil 3/3
Elke Eich
Berlin (Weltexpresso) - Der letzte Teil der Trilogie “Die Ermittler – Nur für den Dienstgebrauch“ - durchweg mit starken Schauspielern in (meist) fiktionalen Rollen besetzt (u.a. Florian Lukas, Liv Lisa Fries, Sylvester Groth, Florian Stetter, Ulrich Noethen) – rüttelt so gleich zu Beginn mit der extrem vielschichtigen und verschachtelten Perspektive aus dem Ermittler- und Verfassungsschutz-Dschungel auf.
Regisseur Florian Cossen („Das Lied in mir“) spricht in Berlin vom „3. Puzzle-Stück“, das – wenn alle drei Filme gesehen werden – „die Dreidimensionalität erst so richtig zum Schwingen bringt.“ Mit Rolf Basedow, Christoph Busche, und Jan Braren hatte der im Ausland aufgewachsene Diplomatensohn für seinen komplexen Stoff gleich drei renommierte Drehbuchautoren an der Seite.
Florian Stetter, der im Ermittler-Film einen „V-Mann“-Führer spielt, weist im Gespräch auf die Wichtigkeit hin, dass die Figuren fiktional sind Nur Helmut Roewer, Thüringens ehemaliger Verfassungsschutzpräsident, besetzt mit Ulrich Noethen, ist nicht fiktivund geht auf die größeren Zusammenhänge ein: „Unser Film ist natürlich auch eine Parabel für unseren Staat und für unser Staatssystem... Da geht es um Allgemeingültigeres, was weit über diesen Fall hinausgeht.“
„Seltsam, im Nebel zu wandern! Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern, Jeder ist allein.“Die ersten Verse von Hermann Hesse Gedicht „Im Nebel“ werfen ein trostloses Licht der Erkenntnis – gerade auf die Ermittlungen im Falle der brutalen NSU-Verbrechen. Florian Cossen zitiert das Gedicht in seinem Film – Die Zeile „nur für den Dienstgebrauch“ im Titel setzt den Fokus auf das zentrale Dilemma im Ermittlungsapparat: Infos stehen zur Verfügung, aber eben nur zur internen Nutzung. Zielführend zur Aufklärung der Verbrechen konnte und (durfte?) das nicht sein.
Es ist bekannt, dass die Ermittlungen der Zielfahnder gegen die Mitglieder des NSU intern und im Dschungel der Instanzen und Behörden – sprich LKA, BKA, LfV und BfV - boykottiert und in die Irre geleitet wurden. Auch mit der Art und Weise des Einsatzes von V-Männern diskreditierte sich der Thüringer Verfassungsschutz. Was war die Alternative? Geht es, V-Männer einzusetzen und dabei die Hände sauber zu halten?
Florian Stetter, der durch seine Rolle als „V-Mann-Führer“ tiefer eingestiegen ist in die Zusammenhänge, hat als wacher Staatsbürger seine Schlüsse aus den Recherchen gezogen, z.B. die „dass so eine Behörde, die eigentlich dazu da ist, die Bürger zu schützen, wahnsinnig kompliziert ist. Ich denke auch, dass man das alles gar nicht über einen Kamm scheren kann.“
„Man denkt ja immer,“ führt er fort, „der BND ist zusammengesetzt aus Leuten, die uns in einer Demokratie vor Leuten schützen, die Unrechtes wollen. Man erkennt aber, dass sie da mitunter gar nicht so handlungsfähig sind, wie man sich das wünschen würde. Das hätte ich vorher so nicht gedacht.“ Schließlich komme es immer auch darauf, was wer gerade wolle, findet er und weiß: „In solch einem Behördenapparat, der nach Außen hin konform auftritt, gibt es eben halt auch sehr unterschiedliche Interessen.“
Regisseur Florian Cossens Blick ist der eines Menschen, der seine Kindheit und Jugend als Sohn eines Diplomaten im Ausland erlebte, d.h. eines Menschen, der „sein Deutschland“ in großen Strecken in ausländischen Nachrichten entdeckte – aus der Ferne in Tel Aviv, dann später aus Montreal und Barcelona – in Zeitungen und auf dem Bildschirm und auch oft in anderen Landessprachen reflektiert fand. Identitätssuche ist bei ihm mit dieser Vita schon nahezu genetisch angelegt, was sich schon in seinem vielfach preisgekrönten Spielfilmdebüt „Das Lied in mir“ (mit Jessica Schwarz und Michael Gwisdek) ausdrückt. Besonders für ihn muss es eine besondere Chance gewesen sein, sich diesem stockdunklen Kapitel jüngster deutscher Geschichte zu widmen, in dem die Sicherheitskräfte der Nation und das Funktionieren der Demokratie auf dem Prüfstand stehen .
Und weil es so in die Tiefe geht,
hier Hermann Hesses Gedicht in Gänze
IM NEBEL
„Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.“
Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.
Seltsam, Im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.
Hermann Hesse – November 1905
Info I:
DETAILS zu „MITTEN IN DEUTSCHLAND: NSU“
1. „Die Täter - Heute ist nicht alle Tage" (SWR, ARD Degeto, MDR)
Im Mittelpunkt stehen Aufbau und Radikalisierung der rechten Szene seit Anfang der 90er Jahre, die Geschichte und die Hintergründe des NSU.
Regie: Christian Schwochow / Drehbuch von Thomas Wendrich.
Hauptrollen: Albrecht Abraham Schuch (Uwe Mundlos), Sebastian Urzendowsky (Uwe Böhnhardt) und Anna Maria Mühe (Beate Zschäpe)
2. „Die Opfer - Vergesst mich nicht" (WDR, ARD Degeto, MDR)
Die Sicht der Opfer und traumatisierende Diffamierungen steht im Mittelpunkt - basiert auf dem Buch „Schmerzliche Heimat" von Semiya Simšek und Peter Schwarz.
Regie: Züli Aladag / Drehbuch: Laila Stieler.
Hauptrollen: Almila Bagriacik (Semiya Simšek), Uygar Tamer (Adile Simšek), Orhan Kilic (Enver Simšek), Tom Schilling (Bronner) und André M. Hennicke (Hegemann).
3. „Die Ermittler - Nur für den Dienstgebrauch" (BR, ARD Degeto, MDR)
Es geht um die Ermittler: Polizisten zwischen Verfassungsschutz, V-Männern und Staatsinteresse...
Regie: Florian Cossen / Drehbuch: Rolf Basedow, Christoph Busche + Jan Braren.
Hauptrollen: Florian Lukas (Paul Winter) Liv Lisa Fries (Charlotte Ahler), Sylvester Groth (Walter Ahler), Florian Stetter (Alexander Melchior), Alexander Beyer (Mirko Kerber), Ulrich Noethen (Helmut Roewer), Christian Berkel (Amor), Anna Maria Mühe (Beate Zschäpe)
Im Anschluss an den dritten Teil folgt der Dokumentarfilm
4. „Der NSU-Komplex - Die Rekonstruktion einer beispiellosen Jagd" (BR, MDR, NDR) Regie: Stefan Aust und Dirk Laabs.
Info II:
Die Termine der Spielfilmtrilogie "Mitten in Deutschland: NSU"
Mi, 30.03.2016 | 20:15 Uhr
Die Täter – Heute ist nicht alle Tage
(SWR | ARD Degeto | MDR )
Mo, 04.04.2016 | 20:15 Uhr
Die Opfer – Vergesst mich nicht
(WDR | ARD Degeto | MDR)
Mi, 06.04.2016 | 20:15 Uhr
Die Ermittler – Nur für den Dienstgebrauch
(BR | ARD Degeto | MDR)
Mi, 06.04.2016 | 21:45 Uhr
DOKUMENTARFILM
Der NSU-Komplex – Die Rekonstruktion einer beispiellosen Jagd
(BR | MDR | NDR)
Die interaktive „Web-special“-Seite der ARD
zum NSU-Terror an - erreichbar unterwww.nsu-terror.de
Die Spielfilmtrilogie "Mitten in Deutschland: NSU"
Mi, 30.03.2016 | 20:15 Uhr
Die Täter – Heute ist nicht alle Tage
(SWR | ARD Degeto | MDR )
Mo, 04.04.2016 | 20:15 Uhr
Die Opfer – Vergesst mich nicht
(WDR | ARD Degeto | MDR)
Mi, 06.04.2016 | 20:15 Uhr
Die Ermittler – Nur für den Dienstgebrauch
(BR | ARD Degeto | MDR)
Mi, 06.04.2016 | 21:45 Uhr
DOKUMENTARFILM
Der NSU-Komplex – Die Rekonstruktion einer beispiellosen Jagd
(BR | MDR | NDR)
Die interaktive „Web-special“-Seite der ARD
zum NSU-Terror an - erreichbar unterwww.nsu-terror.de
DETAILS zu:
„MITTEN IN DEUTSCHLAND: NSU“
1. „Die Täter - Heute ist nicht alle Tage" (SWR, ARD Degeto, MDR)
Im Mittelpunkt stehen Aufbau und Radikalisierung der rechten Szene seit Anfang der 90er Jahre, die Geschichte und die Hintergründe des NSU.
Regie: Christian Schwochow / Drehbuch von Thomas Wendrich.
Hauptrollen: Albrecht Abraham Schuch (Uwe Mundlos), Sebastian Urzendowsky (Uwe Böhnhardt) und Anna Maria Mühe (Beate Zschäpe)
2. „Die Opfer - Vergesst mich nicht" (WDR, ARD Degeto, MDR)
Die Sicht der Opfer und traumatisierende Diffamierungen steht im Mittelpunkt - basiert auf dem Buch „Schmerzliche Heimat" von Semiya Simšek und Peter Schwarz.
Regie: Züli Aladag / Drehbuch: Laila Stieler.
Hauptrollen: Almila Bagriacik (Semiya Simšek), Uygar Tamer (Adile Simšek), Orhan Kilic (Enver Simšek), Tom Schilling (Bronner) und André M. Hennicke (Hegemann).
3. „Die Ermittler - Nur für den Dienstgebrauch" (BR, ARD Degeto, MDR)
Es geht um die Ermittler: Polizisten zwischen Verfassungsschutz, V-Männern und Staatsinteresse...
Regie: Florian Cossen / Drehbuch: Rolf Basedow, Christoph Busche + Jan Braren.