Die Berlinale trauert um Festivalfotografin Erika Rabau

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die langjährige Berlinale-Fotografin Erika Rabau ist am 10. April 2016 verstorben. Im Nachhinein wundert man sich über sich selbst. Zuerst fiel einem doch auf, daß sie bei den Pressekonferenzen der diesjährigen Berlinale im Februar nicht im Pulk der Fotografen war, die erst die Stars vor der Bilderwand und dann auf dem Podium fotografieren dürfen.

 

Das ist immer martialisch, wie diese Typen – überwiegend große Männer mit riesigen Apparaten, furchterregend – sich aufbauen und tausendfach das Gleiche fotografieren, ein Geschwader, das danach meistenteils wieder abzieht, wenn's ums Eigentliche, die Aussagen zu den Filmen geht. Unter Ihnen, unglaublich, die kleine, schmale, immer in Lederkluft daherkommende Erika Rabau, die auf unnachahmliche Art ihre große Ledertasche mit den weiteren Utensilien, die nicht um den Hals hingen, einfach hinter sich herzog – die Geste einer Königin – und jedes Trumm sie artig durchließ, nur sie, die dann ihren Spezialplatz einnahm.

 

Also, zuerst fiel Ihr Fehlen auf, aber dann im Verlauf, wenn für einen persönlich die Welt nur noch aus dem Berlinale-Palast und den Pressekonferenzen sowie den Artikeln darüber besteht, da hätte man geschworen, sie – wie immer - gesehen zu haben! Und nun ist sie tot. Über 40 Jahre hat sie als offizielle Festivalfotografin die Berlinale begleitet und ermöglichte durch ihren besonderen Status neben Impressionen vom Festivalglamour und den Stars auch den Blick hinter die Kulissen.

 

 

Erika Rabaus Berlinale-Fotos sind Dokumente unvergesslicher Festivalmomente. Erika wird uns fehlen, ihre unverwechselbare Energie und ihr Temperament ebenso wie ihre Eigenwilligkeit auf dem Roten Teppich. Wir hatten viel Spaß miteinander und sie liebte ihren buntgestreiften Berlinale-Schal, den ich ihr für ihren unermüdlichen Einsatz auf dem Roten Teppich umgebunden hatte. Sie wird uns fehlen“, sagt Festivaldirektor Dieter Kosslick.

 

 

1972 war Dr. Alfred Bauer, der Gründungsdirektor der Internationalen Filmfestspiele Berlin, auf die umtriebige junge Fotografin aufmerksam geworden und engagierte sie umgehend als offizielle Berlinale-Fotografin. Seither hat Erika Rabau nahtlos Jahr für Jahr für die Berlinale fotografiert. Ihre Erscheinung im wahlweise blauen oder schwarzen Lederoutfit war nicht von den Roten Teppichen oder Pressekonferenzen des Festivals wegzudenken. Im Februar 2016 musste sie erstmalig krankheitsbedingt aussetzen.

 

Neben Ihrer Fotografenkarriere hat sie im Laufe der Jahre auch in über 30 Filmen in kleinen Rollen mitgewirkt, unter anderem unter der Regie von Wim Wenders, R. W. Fassbinder und vor allem Lothar Lambert.

 

Und 2008 wurde sie selbst zum Filmsujet. Die Berlinale zeigte im Panorama den Dokumentarfilm Erika Rabau – Der Puck von Berlin (Regie: Samson Vicent).

 

 

 

Für Ihre Verdienste um die Internationalen Filmfestspiele Berlin wurde sie vom Festival 2004 mit einer Berlinale Kamera ausgezeichnet. Und wir wissen schon heute, daß die nächste Berlinale eine andere sein wird, weil die kleine Gestalt nicht mehr dabei ist. Übrigens schön, wenn ein hochgerüstetes Filmfestival immer noch so viel Menschlichkeit hat und der altgewordenen Fotografin die Treue hielt. Das ehrt beide.

 

Foto:  © Alexander Janetzko /Berlinale