Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 21. Juni 2012, Teil 1

 

Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die Sensationswally dieses Jahrhunderts in New York, das war weder die Frau, die einen echten König vom Throne zog, noch die junge Wallis, die nun in der neuesten Madonna-Regie sich in ihre historische Vorgängerin einfühlt. Die richtige WALLY dieser Jahre ist das 1912 entstandene expressionistische Bildnis des Egon Schiele von seinem Modell und seiner Geliebten Walburga Neuzil, das die Amerikaner 12 Jahre lang als potentielles jüdisches Kulturgut beschlagnahmt hatten, bevor es im Siegeszug im Juli 2010 in Wien wieder einzog.

 

 W. E.


Das mußte gesagt werden, denn uns würde die Geschichte dieser Malerliebe eigentlich mehr interessieren, als das Herumgestochere in den königlichen Kreisen. Was ist Liebe? Das ist eine so alte, wie nie zu beantwortende Frage und ob diese Wallis Simpson, das W im Titel mit ihrem Edward als E wirklich zu einem WE, das heißt WIR geworden sind, wer vermag das zu sagen. Die Geschichte selbst ist natürlich irre, aber der Regisseurin geht es nicht um aberwitzige Geschichten aus der Geschichte, sondern sie muß nachdrücklich die ganz große Liebe servieren. Da steht sie unter Druck. Das merkt man dem Film auch an, in dem Andrea Riseborough als Wallis zeigen darf, welch tolle Schauspielerin sie ist.

 

DEIN WEG


Das ist eine Vater-Sohn-Geschichte im doppelten Sinne. Martin Sheen spielt einen unglücklichen Vater und glücklichen Augenarzt aus Kalifornien, der in Spanien den auf dem Jakobsweg – im Englischen The Way genannt - tödlich verunglückten Sohn als Leiche abholen muß und sich selber auf den Weg nach Santiago de Compostela macht. Durchaus als Vermächtnis für seinen einzigen Sohn, dem er so auf dem Weg nahekommen will und es kann, was voraussetzt, daß er zu sich selber kommt. Der Darsteller des Sohnes und der Regisseur sind in Personalunion Emilio Estevez, der wirkliche Sohn von Martin Sheen.

 

WAGNER & ME


Ein schöner Film für Wagnerfreunde und Wagnerhasser. Stephen Fry wagt sich nach Bayreuth und andere Wagnerstätten und unternimmt auf liebenswürdige und musikalisch innige Weise eine vernunftmäßig leichte und gefühlsmäßig schwierige Sache: zwischen dem musikalischem himmlischen Werk und ihrem irdischen Schöpfer zu unterscheiden. Damit rennt er bei uns offene Türen ein, die wir Wagnermusik goutieren und von seiner antisemitischen Drecksschrift genauso wissen, wie um die Verstrickungen der Wagnerfamilie in den Nationalsozialismus, speziell mit Hitler. Dafür kann nur diese Musik nichts. Also ein Film, der grundsätzlich nach Israel gehört. Da Fry jüdische Wurzeln hat und auch aus seiner Familie Angehörige in Auschwitz ermordet wurden, erst recht. Übrigens, die Menschen sind frei. Man muß Wagners Musik nicht lieben. Aber dann aus den richtigen Gründen.

 

VIELLEICHT IN EINEM ANDEREN LEBEN


Was dem Hamburger seine Zimmermannstracht, sei dem Österreicher seine Niedertracht, formulierte einst André Heller. Hier geht es um die aus Niederösterreich, wenn das Großdeutsche Reich daniederliegt und ein Kriegsverbrecher auf der Flucht ist und Rettung sucht. Vergangenheitsbewältigung.