Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 14. Juli 2016, Teil 9

Aus dem Filmheft

Berlin (Weltexpresso) – Spannend, was die gebürtige Südkoreanerin und heutige Hessin aus dem Taunus, über ihre Filmarbeit erzählt, waraus auch folgt, welche Protagonisten im Film eine Rolle spielen.


Über Nordkorea kann man alles Mögliche und Unmögliche erzählen, zumal das Gegenteil schwer zu beweisen ist. So kursieren haarsträubende, zum Teil bizarre Geschichten, die man nicht überprüfen kann. Wenn es um Nordkorea geht, hört journalistische Sorgfalt und Seriosität plötzlich auf. Nicht nur bunte Geschichten, sondern auch journalistisch ernst gemeinte Lügen über das Land, sind okay, oder gar willkommen, wenn sie der Kritik an diesem schrecklichen Schurkenstaat dienen. Der Zweck heiligt das Mittel. Eine differenziertere Betrachtung Nordkoreas wird nicht nur nicht abverlangt, sondern ist per se suspekt.
Es scheint, dass man in einer dermaßen aufgeregten Zeit, wie der unseren nicht mehr mit journalistischer Ausgewogenheit punkten kann; mit einem schrillem Aufschrei und einem erhobenen Zeigefinger aber schon. In einer immer komplexer werdenden Welt ist das Bedürfnis nach einem Buhmann, nach einer Projektionsfläche für Angst und Schrecken, einer Symbolfigur für das Böse  groß. So fühlt man sich moralisch sicherer und überlegen. Aktuell hat die Weltgemeinschaft meinen Landsleuten im Norden diese Rolle zugewiesen. Und Nordkorea und die nordkoreanische Führung übernehmen diese Rolle offenbar sehr gerne und erfüllen sie zufriedenstellend.
Wir hören regelmäßig von Atombomben- und Raketentests, von schlimmsten Menschenrechtsverletzungen und von totalitärem Wahnsinn. Also genau das, was wir von dem Land erwartet haben. Leider ist dieser „internationale Depp“ – der nordkoreanische Führer, über den sich jeder lustig machen kann, und der als „der Teufel schlecht hin“, keine differenzierte Beobachtung zulässt, auch ein Teil meines Heimatlandes Korea.
Als geborene Koreanerin möchte ich auch meine Landsleute im Norden besser und vor allem anders als in bisherigen Betrachtungsweisen kennenlernen. Meinen ersten Schritt habe ich mit dem Dokumentarfilm MEINE BRÜDER UND SCHWESTERN IM NORDEN getan. Mir ist bewusst, dass ich mir mit diesem Film keine Freunde machen werde. Weder die aufgeklärten Intellektuellen im Westen, noch meine Landsleute im Süden werden den Film gutheißen. Denn mein Film versucht, das Land und die Menschen unvoreingenommen und differenziert darzustellen. Ich glaube es ist Zeit die Lage genauer anzuschauen. Denn ich will wissen, wie Nordkorea wirklich ist und ich hoffe noch immer auf eine Wiedervereinigung.




PROTAGONISTEN

Die Protagonisten kommen aus drei verschiedenen Orten in Nordkorea: Pjöngjang, Sariwon und Wonsan.
Pjöngjang ist die Hauptstadt.
Sariwon liegt südlich zwischen Pjöngjang und dem 38. Breitengrad.
Wonsan ist eine Hafenstadt und liegt am Ostmeer.


FAMILIE RI aus Pjöngjang

Ri Ok Hee (83) ist die Großmutter von Ri Ju Hyok und Ri Ok Kyong.

Ri Ju Hyok (30, Ingenieur) studierte „Automatisierung und Mechanisierung“ an der renommierten Kim Il Sung Universität und arbeitet in dem Wasservergnügungspark Munsu, Pjöngjang. Seine Aufgabe ist Automatisierung der Arbeitsprozesse und der Dienstleistung im Wasservergnügungspark.

Ri Ok Kyong (26, Soldatin) ist die Schwester von Ri Ju Hyok. Sie steht kurz vor Entlassung des zehnjährigen Militärdienstes. Als Offizierin leistet sie ihren Dienst von zu Hause aus und lebt mit der Oma und dem Bruder zusammen.

KANG YONG MIN (42), Künstler aus Pjöngjang

Kang Yong Min arbeitet als Maler in dem staatlichen Mansudae Kunstatelier, Pjöngjang. Am liebsten malt er schöne Frauen und bezeichnet seine Kunst als „Schönismus“.




FAMILIE GO aus Sariwon

Go Kwang Bok (45) ist Bauer und lebt mit seiner Frau in einem der Musterkollektiven in Sariwon. Er ist Traktorfahrer, was in Nordkorea als Privileg gesehen wird.




Kim Chun Hwang (38) ist seine Frau und ist ebenfalls Bäuerin.




RI GUM HYNÁNG (23), Arbeiterin aus Wonsan

Ri Gum Hyang arbeitet als Näherin in der Patriotischen Kleiderfabrik in Wonsan an der Ostküste.
Sie würde gern „Entwerfer“ werden. Das Wort Designer versteht sie nicht.


INTERNATIONALE FUSSBALLSCHULE in Pjönjang

Die Kinder und die Lehrerin der Internationalen Fußballschule von Pjöngjang. Die Internationale Fußballschule von Pjöngjang wurde 2013 von dem Marschall Kim Jong-Un persönlich gegründet. Aus dem ganzen Land werden begabte Kinder in die Hauptstadt geholt, um eine Fußballelite aufzubauen. Die Versorgung in der Fußballschule ist exzellent, neben dem Training gibt es schulischen Unterricht. Manche Kinder wollen gar nicht nach Hause fahren, weil sie in der Schule genug zu essen bekommen, was zu Hause nicht immer der Fall ist.

 

Foto: Die Szene sieht man im Film: die Regisseurin eingerahmt vom stolzen Militär