Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 4. August 2016, Teil 2
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Als Erin Gilbert (Kristen Wiig) kurz vor ihrer Festanstellung als Professorin für Teilchenphysik an der Columbia Universität in New York steht, taucht ein Buch im Internet auf, das sie vor einigen Jahren zusammen mit ihrer Freundin Abby Yates (Melissa McCarthy) verfasst hatte und in dem die beiden behaupten, dass es Geister wirklich gibt.
Um ihre fachliche Reputation zu retten, versucht sie zu erreichen, dass das Buch aus dem Internet verschwindet. Leider hat der Dekan Harold Filmore (Charles Dance) es bereits gesehen und kündigt ihr. Sie wendet sich an Abby, die sie wiederum bittet, ihr zu helfen, eine Geistererscheinung in einem alten Herrenhaus aufzuklären.
Zusammen mit Abbys Mitarbeiterin, der Nuklear-Ingenieurin Jillian Holtzmann (Kate McKinnon) besuchen sie das Haus, sehen dort eine Geistererscheinung, eine Frau in der Kleidung des 19. Jahrhunderts, die im letzten Moment Erin vollschleimt.
Da Abby und Jillian zur gleichen Zeit die Stellen an ihrer Universität verlieren, suchen die drei Frauen nach einer Bleibe und machen eine Firma als Geisterjägerinnen auf. Sie stellen den charmanten, gutaussehenden, auch ambitionierten, aber hoffnungslos unterbelichteten Kevin (Chris Hemsworth) als Assistent ein.
Bei einer Geistererscheinung in der New Yorker U-Bahn lernen sie die U-Bahn Mitarbeiterin Patty Tolan (Leslie Jones) kennen, die recht bald als vierte Frau in die Geisterjäger-Firma einsteigt.
Nachdem die Aufträge am Anfang etwas schleppend anlaufen, können sich die Geisterjägerinnen bald nicht mehr vor Nachfragen retten und machen sich mit ihren selbstgebauten Waffen auf, um die von Rowan North (Neil Casey) geöffnete Tür zur Anderswelt zu schließen, New York von den Geistern zu befreien und dabei auch Kevin zu retten.....
"Ghostbusters" ist ein Reboot des Erfolgsfilms Ghostbusters von 1984. Allerdings wurden nicht Bill Murray, Dan Aykroyd oder Ernie Huston (Harold Ramis ist leider 2014 verstorben) die Geisterjäger, sondern eine neue weibliche Crew will den Geistern den Garaus machen. Sigourney Weaver und die drei überlebenden Darsteller haben aber Cameos im Film. Dass plötzlich Frauen die so beliebten Geisterjäger spielen sollen, kam bei den Fans im Vorfeld nicht gut an.
Als Regisseur wurde Paul Feig verpflichtet, der schon in drei früheren Filmen mit Melissa McCarthy zusammen gearbeitet hat. Mit den vertauschten Geschlechterrollen der Ghostbusters wurde Wert darauf gelegt, die Rollen mit bekannten Comedy-Darstellerinnen zu besetzen.
Der Kultklassiker von 1984 war vor allem deshalb ein Erfolg, weil ernsthaft vorgetragene, aber unsinnige und fantasievolle Dialoge, abstruse Geistererscheinungen, pseudowissenschaftlicher Nonsens am Ende eine durchaus mögliche und witzige Erklärung ergaben. Dieses Prinzip wurde von Paul Feig und seiner Ko-Autorin Katie Dippold hervorragend übernommen. Vor allem Kate McKinnon als Jillian Holtzmann glänzt mit dem von Technik-Slang und Fremdwörtern durchzogenen Kauderwelsch.
Wichtig ist natürlich auch der Detailreichtum der technischen Requisiten, der Waffen und natürlich des Geisterjäger-Mobils - ein umgerüsteter Leichenwagen geliehen von Pattys Onkel (Ernie Huston). All das wurde sehr gut in die Gegenwart übertragen. Die im Computer entstandenen Geister sind hervorragend gelungen, auch wenn diesmal kein riesiger Marshmallow-Mann, sondern nur lustige Ballongeister durch New York schweben.
Leider wurde von den vier Hauptdarstellerinnen an manchen Stellen zu überdreht gespielt und auch die Geisterjagden sind nicht alle gleich gut gelungen, so ist das Spektakel beim Heavy-Metal Konzert doch zu stark übertrieben. Auch Kristen Wiigs Reaktionen auf Kevins gutes Aussehen geht dem Zuschauer nach einiger Zeit etwas auf die Nerven, weil hier wieder Stereotype abgearbeitet werden.
Trotz der genannten Kritik machen die vier Hauptdarstellerinnen ihre Sache hervorragend. Man merkt ihnen an, dass sie große Erfahrung als Comedy-Darstellerinnen haben. Eine wunderbare Überraschung ist allerdings Chris Hemsworth als begriffsstutziger Sekretär Kevin. Hemsworth kann hier zeigen, dass er nicht nur Thors Hammer schwingen kann, sondern auch ein großartiges komödiantisches Talent besitzt (und wie es sich während des Abspanns zeigt) auch tanzen kann.
Insgesamt ist der neuen weiblichen Ghostbuster-Truppe ein lustiger, spannender und absolut sehenswerter Film gelungen. Es schadet nichts, die Originale zu kennen, es ist aber für das Verständnis der Handlung nicht notwendig. Der Abspann lässt vermuten, dass eine Fortsetzung geplant ist. Man kann nur hoffen, dass dann eine neue Geschichte erzählt wird, und man nicht alte Geister wieder aufleben lässt, obwohl schon Einiges darauf hindeutet. Deshalb: Unbedingt während und nach dem Abspann sitzen bleiben.
Foto: Die vier Geisterjägerinnen, v.l.n.r.: Melissa McCarthy, Kate McKinnon, Kristen Wiig und Leslie Jones © Sony Pictures Germany
Info:
Ghostbusters (USA 2016)
Originaltitel: Ghostbusters
Genre: Science Fiction, Komödie
Filmlänge: 116 Minuten
Regie: Paul Feig
Drehbuch: Paul Feig, Katie Dippold
Darsteller: Kristen Wiig, Melissa McCarthy, Kate McKinnon, Leslie Jones, Chris Hemsworth u.a.
Verleih: Sony Pictures Germany
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 04.08.2016