von Lida Bach 

 

 

„Hattest du einen Unfall?“ Ja, so in der Art hatte er den, beichtet Georg, wobei das Beichten hier ein buchstäbliches vor einem Kirchenvertreter ist. Da das Bekenntnis trotzdem unaufrichtig wirkt, ist der Mann Gottes, vor dem der Gastwirt (Christian Ulmen) des bayerischen Skiressort Hollerbach es ablegt, der Ihm allernächste Papst Innozenz XIV (Nikolaus Paryla). Er sei gern Papst, antwortet er auf Georgs Frage bei der ersten Begegnung. Mittlerweile ist das vielleicht anders, doch als Papst gibt es kein Entkommen, stellt Georg fest: „Es ist ja nicht so, dass Sie einfach aufhören können, wenn´s Ihnen nicht mehr zusagt.“ Ähnlich ergeht es Filmkritikern, die neben der dem Hintergrundkommentar Georgs dessen filmische Bebilderung Marcus H. Rosenmüllers ertragen abnehmen müssen.

 

 

„Ist euch dieses Bauerntheater nicht peinlich?“, rätselt selbst Schwägerin Evi (Lisa Maria Potthoff), die Georg, Dorflehrer Pellhammer (Maximilian Schafroth), Ortspolizist Hartl (Simon Schwarz) Bestatter Hubert (Jürgen Tonkel) Supermarktbesitzer Karl-Heinz (Johannes Herrschmann) als Pornodarstellerin schätzen. „Wer´s glaubt, wird selig“, entgegnet der Regisseur und Drehbuchautor im Titel der cineastische Beichte, die künstlerisches Doppelgeständnis ist: der schauspielerischen Unfähigkeit Ulmens und der inszenatorischen Rosenmüllers, deren erste Zusammenarbeit die letzten nach Peinlichkeiten wie „Polnische Hochzeit“, „Maria, ihm schmeckt´s nicht“ oder „Jonas“ respektive „Sommer in Orange“ und „Sommer der Gaukler“ verbliebenen Zweifler von der Voraussicht der Dialoge überzeugen soll: „Die Kritiker haben es ein erbärmliches Schmierentheater genannt.“ Das eröffnet Georg mit der Drohung: „Ich hohl mal ein bisschen weiter aus.“ Die Spuren des komödiantischen Rundumschlags sieht man ihm an der Nasenspitze an.

 

Die ist zerschrammt, nicht, weil er durch die Frontscheibe eines Autos geschleudert wurde, sondern weil seine als Hummer verkleidete Gattin Emilie (Marie Leuenberger) ihm mit der Schere draufgehaut. Dabei war der Anlass des Hummer-Kostüms eigentlich die Versöhnung mit Georg, die im Bett erfolgen sollte. Dort stimmt die Chemie so wenig wie zwischen Akteuren, die alle Einzelvorstellungen abgeben. „Ihr blamiert euch bis auf die Knochen.“, urteilt Evi, deren Rolle sich darauf beschränkt den bäurischen Sexappeal ihrer Schwester zu ergänzen. Dem Hummer-Outfit stellt Rosenmüllers augenscheinlicher Kostümfetisch Latex, sexy Polizeiuniform und Lolita-Dessous zur Seite, um zugleich die Unattraktivität der Protagonisten und der biederen Glaubenslehre zu kaschieren. „Es gibt Unfälle und es gibt Unfälle.“, weiß Georg und bezieht sich dabei statt auf Rosenmüllers dramaturgischen Unfall auf den ersten derer, die darin als Gags dienen.

 

„Die große Frage ist, ob dieser Unfall ein Wink Gottes war.“ Falls ja, dann keiner mit dem Zaunpfahl, sondern dem Kruzifix. Selbiges stürzt auf Emilies Mutter Daisy (Hannelore Elsner), die allnächtlich davor zur Muttergottes betet. Mit jener will der Schwiegersohn sie gleichsetzen lassen, damit anstelle der mangels Schnee ausbleibenden Winterurlauber Gläubige an den Schrein der heiligen Daisy pilgern. „Unser Dorf geht zu Grunde und den lieben Gott scheint das überhaupt nicht zu interessieren.“ Gottes Gleichgültigkeit ist angesichts der unsympathischen Figuren gut verständlich; im Gegensatz zu dem geschmacklosen Gags, die mit Vorliebe um verwundete Tiere oder Menschen zielen. Das Lachen vergehen lassen sie einem nicht - dazu hätte es erst aufkommen müssen. Daran scheitern die von Elsner gepriesenen „sehr feinen, witzigen und wahren Dialoge“, die neben der Motivation der Protagonisten die der Filmemacher verrät: „Für unser Dorf. Für die Liebe. Für´s Geld!“

 

Das scheint Produzent Quirin Berg so sicher wie das Amen in der Kirche: „Auch alle Nicht-Rosi-Fans und Nicht-Bayern-Fans werden begeistert sein.“ Wer´s glaubt wird selig, kann man selbst als Nicht-Rosi- , Nicht-Bayern- , und Nicht-Ulmi-Fan nur sagen. Oder gleich Georg Gott anklagen: „Quasi wegen unterlassener Hilfeleistung.“

 

Oneline: Allein, es fehlt der Glaube an jenes filmische Werk.