Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 15. September 2016, Teil 2
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Hieronymus Bosch (Geburtsname Jheronimus van Aken) wurde um 1450 in ’s-Hertogenbosch geboren und starb dort im August 1516. Er war ein niederländischer Maler der Spätgotik und Renaissance, dessen Vorfahren vermutlich aus Aachen stammten.
Er war bereits in der vierten Generation Maler und unterhielt - wie auch seine Vorfahren - eine Malerschule. Erhalten geblieben sind von Boschs Werken nur etwa 25 - 30 Gemälde auf Holztafeln und zusätzlich noch einige Federzeichnungen auf Papier.
2010 haben Wissenschaftler des Het Noordbrabants Museums in ’s-Hertogenbosch begonnen, für 2016 zum 500. Todestag des Malers eine Ausstellung zu organisieren. Ein Forscherteam des Museums bereiste aus diesem Grund die Welt und besuchte dabei Museen wie den Prado in Madrid, das Escorial in San Lorenzo de El Escorial bei Madrid, den Dogenpalast in Venedig, die National Gallery of Art in Washington und das Nelson-Atkins-Museums in Kansas City.
Dabei ging es zum Einen darum, welche Bilder für die Ausstellung ausgeliehen werden können und zum Anderen wurden Boschs Gemälde mit modernen Techniken wie Röntgendiagnostik, Infrarot-Fotografie und Spektralanalyse einer fundierten und tiefgreifenden Analyse unterzogen. Dabei konnten auch die Unterzeichnungen von Boschs Gemälden untersucht werden, was aufschlussreiche und überraschende Erkenntnisse über seine Arbeitsweise zu Tage brachte.
Natürlich wurde auch versucht, die Frage zu klären, welche Werke (oder zumindest welche Teile von Werken) Bosch selbst gemalt hat, was aus seiner Werkstatt stammt oder nach seinem Tod hergestellt wurde. Dazu wurde z.B. das Alter der Holztafeln dendrochronologisch untersucht.
Besonders interessant war, dass im Rahmen der Untersuchungen ein nur 25 mal 38 Zentimeter großes Bild, das eine Szene des Heiligen Antonius darstellt, und das sich seit 1935 im Magazin des Nelson-Atkins-Museums in Kansas City befindet, von den Wissenschaftlern als Original anerkannt wurde.
Neben dem Het Noordbrabants Museum will aber auch der Prado eine Bosch Ausstellung zum 500. Todestag organisieren. Plötzlich bekommt der Wettlauf um die wichtigsten Bilder auch eine politische Dimension. Wer wird die Bosch Bilder zuerst zeigen können? Und dann tauchen noch Federzeichnungen bei einem privaten Sammler in Antwerpen auf, die vermutlich auch von Hieronymus Bosch stammen.....
"Hieronymus Bosch – Schöpfer der Teufel" ist eine niederländische Dokumentation unter der Regie von Pieter van Huystee. Der Film wird in den Originalsprachen Englisch, Niederländisch und Spanisch mit deutschen Untertiteln gezeigt werden.
Der Film will vor allem zeigen, was man als Wissenschaftler machen muss, um ein Ausstellung dieses Ausmaßes zusammen zu bekommen (incl. die Bilder aus Venedig für 300 000 € zu restaurieren). Daneben sind aber weitere interessante Aspekte, ob ein bestimmtes Bild wirklich vom Meister selbst stammt, oder ob es "nur" in seiner Werkstatt gemalt worden ist. So konnte gezeigt werden, dass an einem der Bilder ganz eindeutig ein Linkshänder mitgemalt hat, Bosch war unbestreitbar Rechtshänder.
Auch zeigte sich, dass durch so eine Ausstellung plötzlich neue Quellen aufgetan werden. Dies konnte sehr gut am Antonius-Bild aus Kansas und den Federzeichnungen aus Antwerpen dargestellt werden.
Die Dokumentation hat sich mehr mit den technischen Details und weniger mit den Inhalten der Bilder beschäftigt, wie z.B. "Was bringt Bosch dazu solche fantastischen Bilder über Hölle, Tod, Teufel und jüngstes Gericht zu malen?" Oder auch "Sind die Inhalte von Boschs Bildern einzigartig oder gab es andere Maler, die in der Renaissance ähnliche Sujets gemalt haben?"
Eigentlich wurde nur an einem Bild "Tod und der Geizhals" (zwischen 1500 und 1510) aus dem National Gallery of Art in Washington stärker auf die inhaltliche Darstellung des Werkes eingegangen, das aber doch im Vergleich zu Boschs anderen Bildern eine eher konventionelle Geschichte erzählt.
Es wäre sicher interessant gewesen, auch mehr inhaltliche Informationen z.B. über Boschs "Heuwagen" (ca.1490) oder "Der Garten der Lüste" (um 1500) zu erhalten.
Trotz aller Kritik, ist "Hieronymus Bosch – Schöpfer der Teufel" ein spannender Film, der sich stärker auf das Entstehen einer Ausstellung und die Untersuchungen, inwieweit die Werke wirklich Hieronymus Bosch zugeschrieben werden können, gestützt hat als auf die Diskussion über die Inhalte der Bilder. Besonders gut gelungen waren dabei die Szenen, in denen die Unterzeichnungen mit dem endgültigen Bild verglichen wurden.
Zum Schluss muss man sich sicher die Frage stellen, wer sich einen solchen hervorragend gelungenen Film im Kino ansehen wird. Eigentlich ist er mehr fürs Fernsehen geeignet.
Übrigens: Die Bosch Ausstellung fand vom 13. Februar bis 8. Mai 2016 in den Räumen des Het Noordbrabants Museum in s’Hertogenbosch statt. Die Wissenschaftler konnten am Ende 17 Gemälde und 19 Zeichnungen für die Ausstellung gewinnen, u.a. auch "Der Heuwagen" aus dem Prado.
Foto: Ausschnitt aus "Dem Garten der Lüste" © Mindjazz Pictures
Info:
Hieronymus Bosch – Schöpfer der Teufel (Niederlande 2015)
Originaltitel: Jheronimus Bosch, Touched by the Devil
Genre: Dokumentation
Filmlänge: 89 Minuten
Regie: Pieter van Hystee
Drehbuch: Pieter van Huystee, Hans Dortmans
Verleih: Mindjazz Pictures
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 15. September 2016