Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 17. November 2016, Teil 8
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Der 29jährige englische Magizoologe Newt Scamander (Eddie Redmayne) kommt nach einer weltweiten sehr erfolgreichen Exkursion 1926 mit seinem Koffer in New York an. Das ist eine ziemlich ungünstige Zeit, da die magische Welt gerade von zunehmenden Gefahren bedroht wird.
Newt hat in seinem magischen Lederkoffer, der aber im Inneren ungeheure Dimensionen hat, eine ganze Sammlung von seltenen und hochgefährlichen magischen Tieren, aber auch einen Niffler, der gerne Schmuck klaut und seinen Bowtruckle Picket, der in seiner Jackentasche lebt. Scamander fällt der Aurorin Porpentina "Tina" Goldstein (Katherine Waterston) auf, da es verboten ist, magische Tiere nach Amerika einzuführen.
Durch einen Zufall wird auch noch sein Koffer mit dem des ahnungslosen No-Maj (amerikanisch für Muggel) und Bäcker Jacob Kowalski (Dan Fogler) vertauscht, dem dann, wie in einem solchen Film zu erwarten, einige Tiere entkommen. Das ist natürlich ein ernsthafter Verstoß gegen das Geheimhaltungsabkommen und so machen sich Newt und Jacob daran, die Tiere wieder einzufangen, immer verfolgt von Tina, die dadurch hofft, ihre ehemalige Position als Aurorin zurückzuerhalten, die sie nach einem Fehler verloren hat.
Des Weiteren sind da zum einen auch noch Gellert Grindelwald, von dessen Taten in Europa man auch in der magischen Welt Amerikas gehört hat und der spurlos verschwunden ist. Zum Anderen streift etwas dunkles Geheimnisvolles durch die Straßen New Yorks, hinterlässt eine Spur der Verwüstung und tötet sogar Menschen. Letztendlich sind da noch Mary Lou Barebone (Samantha Morton), die als fanatische Anführerin der Second Salemers, die das Vermächtnis der Hexenprozesse von Salem fortführen, und Mary Lous Kinder, darunter ihr Adoptivsohn Credence (Ezra Miller), die versuchen, die Stimmung gegen die New Yorker Zauberwelt anzuheizen.
Scamander, der eigentlich nur kurz in den USA sein wollte, um den Donnervogel Frank in seine Heimat Arizona zurückkehren zu lassen, gerät so mit dem MACUSA, dem Magischen Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika, unter der Präsidentin Seraphina Picquery (Carmen Ejogo) aneinander. Er muss deshalb versuchen zusammen mit Jacob, Tina und deren Schwester Queenie (Alison Sudol) die Tiere wieder einzufangen und sich gleichzeitig vor einem Wesen zu retten, das eindeutig nicht auch dem Koffer des Magizoologen entwischt ist. Zur gleichen Zeit werden sie auch von Percival Graves (Colin Farrell), dem rätselhaften Direktor für magische Sicherheit im MACUSA verfolgt....
"Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" ist ein Prequel zu den Harry Potter Filmen. Er spielt 70 Jahre vor den Ereignissen um Harry und Voldemort. Newt Scamander ist in den Harry Potter Büchern als Autor des Buches über die Zaubertiere bekannt geworden, das die Hogwarts-Schüler als Lehrbuch in der Schule verwenden.
Das Drehbuch zu diesem Film wurde von Joanne K. Rowling, der Autorin der Harry Potter Bücher, selbst verfasst. Es soll der erste Film einer Reihe von inzwischen 5 Filmen werden, die vermutlich alle 2 Jahre in die Kinos kommen. Regisseur ist David Yates, der schon zwischen 2007 und 2011 für die letzten vier Potter-Filme (Harry Potter und der Orden des Phoenix, Harry Potter und der Halbblutprinz, Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 1 und Teil 2) verantwortlich war.
Nach Aussagen von Warner Bros. soll David Yates auch beim nächsten Film der Reihe Regie führen. Die Fortsetzungen sollen nicht nur in New York spielen und tiefer in die dunkle Zeit der Zauberwelt führen. Der Name Grindelwald ist in diesem Film ja bereits gefallen und Warner hat auch bekannt gegeben, dass Johnny Depp den Zauberer spielen soll. Es ist deshalb zu vermuten, dass die Serie dann 1945 mit dem Sieg von Albus Dumbledore über Grindelwald enden wird (was ja bereits in den Harry Potter Büchern beschrieben wurde).
Der Film ist spannend gemacht, leider stehen eigentlich zwei Geschichten etwas unverbunden nebeneinander. Da sind zum einen Newt Scamanders Probleme, um seine entkommenen Tiere wieder einzufangen - ein unterhaltsames familiengerechtes Abenteuer - daneben spielen in düsteren Tönen die Bedrohung der magischen Welt durch Grindelwald und die Konflikte zwischen den No-Majs und den Magiern in Amerika eine Rolle. Beide Plots werden erst gegen Ende etwas unvermittelt zusammengebracht.
Die Charaktere und ihre Darsteller sind gut gewählt, leider fehlen besonders für Kinder die Identifikationsfiguren, da alle Hauptdarsteller Erwachsene sind. Während Eddie Redmayne als schrulliger Newt Scamander eine jugendliche Abenteurerlust und ein profundes Wissen vor allem über Magizoologie zeigen darf, ist vor allem Dan Fogler als Sidekick Jacob Kowalski der heimliche und wunderbar naive Held des Filmes, der mit großen Augen die ihm bislang verborgen gebliebene magische Welt erlebt.
Von den weiteren Darstellern ragt Colin Farrell als zwielichtiger Percival Graves heraus. Daneben legt besonders Ron Perlman als Goblingangster ein bemerkenswertes Cameo hin, während die Rollen von Katherine Waterston als etwas verplante Porpentina Goldstein, Newts zukünftige Ehefrau, Ezra Miller als Credence Barebone und Samantha Morton als Mary Lou Barebone doch recht eindimensional ausfallen.
Die Effekte des Filmes sind auch in 2D herausragend, die zahlreichen Tiere sind wunderbar gestaltet, wobei besonders der diebische Niffler - eine Kreuzung zwischen Maulwurf und Schnabeltier - gleich in zwei Szenen den menschlichen Mitspielern die Schau (sowie Gold und Juwelen) stielt. Auch Newts Bowtruckle, der zugegeben doch etwas wie der junge Groot aus "Guardians of the Galaxy" aussieht, oder die Sequenzen, die in Newts Koffer spielen und weitere zauberische Tiere und wunderbare Landschaften zeigen, sind wundervoll gelungen.
Insgesamt ist "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" ein lustiger, zauberhafter aber auch dramatischer Film mit ernsten politischen Untertönen, der zu Recht von der Deutschen Film- und Medienbewertung mit dem Prädikat "Besonders wertvoll" ausgezeichnet wurde. Der Film ist ab 6 Jahren freigegeben. Allerdings sollten Eltern ihre Kinder unter 10 Jahren doch in den Film begleiten, da er an einigen Stellen ziemlich düster und Angst einflößend ist.
Foto: Eddie Redmayne als Newt Scamander © Warner Bros. Pictures Germany
Info:
Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (Großbritannien, USA 2016)
Originaltitel: Fantastic Beasts and Where to Find Them
Genre: Fantasy, Abenteuer
Filmlänge: 133 Minuten
Regie: David Yates
Drehbuch: Joanne K. Rowling
Darsteller: Eddie Redmayne, Katherine Waterston, Dan Fogler, Ezra Miller, Samantha Morton, Jenn Murray, Faith Wood-Blagrove und Colin Farrell u.a.
Verleih: Warner Bros. Pictures Germany
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 17.11.2016