Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 17. November 2016, Teil 15
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Hätte ich nicht schon zuvor kein Fleisch mehr gegessen, spätestens nach diesem Film wäre dies das Ergebnis. Aber, wer schaut sich diesen Film an? Die, die schon katholisch sind oder die, die es werden sollen? Obwohl Sabine Kückelmann alle Argumente in Wort und Bild vorträgt, ist jedoch das Bild immer wieder nicht auszuhalten.
Immer wieder habe ich einfach die Augen geschlossen, dann hörte ich aber noch das Fiepen, das Schreiben, das Winseln – es ist furchtbar. Ich glaube nicht, daß es nicht anders ginge, daß man also so drastisch die Verbrechen an den Tieren zeigen mußte, was ich schade finde, denn alles, was der Film vorträgt, ist richtig. Zudem verharrt er nicht auf einem moralischen, ethischen Postulat, sondern bringt Argumente für den Verzicht des modernen aufgeklärten Menschen auf Fleisch aus vielen Bereichen.
Der Film beginnt mit dem stärksten Argument im Umgang des Menschen mit Tieren: Wie kommt es, daß wir – zumindest eine breite Mehrheit - die Katzen und Hunde als Haustiere lieben, - hier sind die süßen Katzenkinder, die kleinen niedlichen Schweinchen stellvertretend am Ananf des Films- , für sie Aufmerksamkeit, ja Liebe empfinden, viel Geld für ihr Futter und eventuelle Krankheiten ausgeben, aber andere Tiere essen. Tiere, die wir teilweise sogar niedlich finden, oder positiv ihnen gegenüberstehen und dennoch töten. Töten? Wir? Nein, natürlich nicht wir persönlich, aber töten lassen. Und sicher würde eine Mehrzahl der Menschen auf Fleisch verzichten, würden sie die Tiere selber töten müssen.
Diese absolut irre Diskrepanz im Umgang mit Tieren wird dann um so deutlicher, wenn wir auf einmal in China sind und sehen wie eine Katze, am Genick gepackt, in kochendes Wasser ...quälende Bilder, auch die gemästeten Hunde, die gleich frittiert werden. Doch in diesem Zusammenhang – so glaube ich – wird schon auch Fleischessern klar, daß das ein Widerspruch ist, wer auf der Welt die Tiere in zwei Gruppen einteilt: in die, die man lieb hat und die, die man ißt.
Nutztiere heißen die Tiere im Jargon, die dem Menschen Nutzen bringen. Das war herkömmlich der Ochse, der den Pflug zog oder der Esel, der die Last trägt, auch die Kuh, die Milch gibt - wobei später im Film noch einmal klargestellt wird, daß das euphemistisch ist und verräterisch, mit welchen Worten wir das bezeichnen, wenn Menschen den Tieren etwas wegnehmen, hier die Milch. Daraus wird dann: 'sie gibt', so als ob es ein freiwilliges Geschenk wäre. Das ist das eine. Aber Nutztiere sind auch diejenigen, die gegessen werden, die gezüchtet werden, damit ihnen das Fell über die Ohren gezogen werden kann.
Und auf welche Art das geschieht, wie diese Tiere regelrecht ermordet werden und zwar auf sadistische Weise durchzieht den ganzen Film, wo dann – wie gesagt – die Bilder nicht mehr aushaltbar sind. Keiner spricht im Film diese Sprache, aber beim Zuschauen sagte ich mir immer wieder: wie in den KZs der Nazis, hier wird industrielle Tötung betrieben. Zusehen zu müssen, wie auch technisch ausgefeilte Weise, aber auch ganz primitiv die sich wehrenden Tiere geschlachtet werden, wie das Blut rinnt, wie die große elektrische Säge die Schweine und andere Tiere teilt, es ist unerträglich. Hier im Bild, aber das Bild bildet die Wirklichkeit ab.
Der Film bringt vieles zusammen. Neben den schönen und den schrecklichen Aufnahmen von Tieren, gibt es Statistiken – aus der Erinnerung verzehren wir im Leben durchschnittlich 46 Schweine und pro Tag werden 250 000 Ferkel in der EU 'produziert' – und wichtig sind die Aussagen von verschiedenen Experten zum Thema aus ihrer speziellen Sicht. Das sind Dr. Melanie Joy (Sozialpsychologin, Autorin), Prof. Dr. Steven Best (Autor, Aktivist), Dr. Eugen Drewermann (Theologe, Psychoanalytiker), Captain Paul Watson (Aktivist, Sea Shepherd), Dr. med. Ruediger Dahlke (Arzt, Autor), Dr. Edmund Haferbeck (PETA Deutschland e.V., Leiter der Wissenschafts- und Rechtsabteilung) u.a.m., die mal Bekanntes, dann wieder wirklich Interessantes vorbringen. Fortsetzung folgt.
Info:
Filmtitel: Im Namen der Tiere
Gattung: Dokumentarfilm
Produktionsland: Deutschland
Produktionsjahr: 2015
Länge: 103 Minuten
Produktionsformat: digital, Farbe
Bildformat: 16:9 (1,78:1)
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Vorführformate: digital (DCP, Blu-ray, DVD)
Sprachfassung: OmdU
FESTVALS/PREISE
2016: NaturVision, Nominierung „Newcomerfilmpreis“
2015: Uraufführung: 49. Internationale Hofer Filmtage
2015: Accolade Global Film Competition, Award of
Excellence: Special Mention
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