Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 8. Dezember 2016, Teil 3

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Ray (Elle Fanning) ist 16 Jahre alt, heißt eigentlich Ramona und lebt zusammen mit ihrer Mutter Maggie (Naomi Watts), ihrer Großmutter Dolly (Susan Sarandon) und deren Lebensgefährtin Frances (Linda Emond) in einem alten Haus in New York, das Dolly gehört.



Schon seit Jahren möchte Ray normal werden - für sie bedeutet das, dass sie endlich auch äußerlich zu Ray werden kann. Deshalb strebt der Teenager eine geschlechtsangleichende Operation an, um endlich als Mann leben zu können.

Während Dolly Schwierigkeiten hat zu akzeptieren, dass sie von nun an endgültig einen Enkelsohn haben wird, unterstützt Maggie ihre Tochter. Als Ray jetzt aber mit der Testosteron-Behandlung beginnen will, zögert Maggie doch. Da Ray noch nicht volljährig ist, benötigt sie neben der Unterschrift ihrer Mutter auch die von Rays Vater Craig (Tate Donovan), mit dem beide seit Jahren keinen Kontakt mehr hatten.

Als Maggie über ihren Schatten springt und Craig dann doch besucht, sieht sie, dass er inzwischen eine eigene Familie mit drei Kindern hat. Craig ist von Rays Vorhaben gar nicht begeistert und weigert sich erst einmal seine Unterschrift auf den Papieren zu leisten. Denn da ist noch eine alte Geschichten zwischen den beiden Erwachsenen, in der auch Craigs Bruder Matthew (Sam Trammell) eine Rolle spielt.

Letztendlich liegt es an Ray selbst, den verschollenen Teil der Familie besser kennen zu lernen und auch den Vater von seinem lebenswichtigen Wunsch zu überzeugen.


Regisseurin von "Alle Farben des Lebens", der im englischen sowohl "Three Generations" als auch "About Ray" hieß, ist die Britin Gaby Dellal, die auch zusammen mit der gefeierten Theaterautorin Nikole Beckwith das Drehbuch verfasst hat. Die Autorinnen haben dazu intensive Recherchen in der Transgender-Community unternommen und fundiert und unterhaltsam die gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre reflektiert. Es ist ein humorvolles Porträt einer modernen Familie entstanden, die sich nicht am traditionellen Vater-Mutter-Kind-Modell orientiert, sondern viel mehr durch Liebe und Zusammenhalt definiert ist.

Dellal konnte für ihre leichtfüßige Transgender-Geschichte mit Elle Fanning, Naomi Watts und Susan Sarandon hervorragende Schauspielerinnen für die drei Hauptrollen gewinnen.

Das Thema Transsexualität wird gerade in mehreren Filmen behandelt (Eddie Redmayne hat ja in diesem Jahr eine Oscar-Nominierung für seine Darstellung als Einar Wegner / Lili Elbe in "The Danish Girl" bekommen). Auch in "Alle Farben des Lebens" ist die Transsexualität Rays ein wichtiger Punkt. Daneben geht es aber auch um Befindlichkeiten in dem Drei-Generationen-Haus und um ein Geheimnis, das Ray vorenthalten wurde.

Außerdem zeigt Dellal ganz selbstverständlich die unterschiedlichsten Lebens- und Liebesentwürfe. Dies macht den Film ganz beiläufig zu einem Plädoyer für mehr Toleranz gegenüber allen Arten von Beziehungsmustern.

Insgesamt ist "Alle Farben des Lebens" ein netter und unterhaltsamer Independent Film über New York und seine Bewohner, wobei das Thema "Transgender" zwar der wichtigste aber nicht der einzige Aspekt ist. Er macht vor allem wegen den herausragenden Leistungen der Hauptdarstellerinnen Spaß und ist deshalb sehenswert.



Foto: Elle Fanning (Ray), Naomi Watts (Maggie), Susan Sarandon (Dolly) © Tobis Film GmbH

Info:
Alle Farben des Lebens (USA 2015)
Originaltitel: Three Generations, später About Ray
Genre: Tragikomödie
Filmlänge: 93 Min.
Regie: Gaby Dellal
Drehbuch: Nikole Beckwith, Gaby Dellal
Darsteller: Elle Fanning, Naomi Watts, Susan Sarandon, Linda Emond, Tate Donovan, Sam Trammell u.a.
Verleih: Tobis Film GmbH
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 08.12.2016