Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 8. Dezember 2016, Teil 14
Filmheft
Berlin (Weltexpresso) - Vier Jahre sind vergangen seitdem Filmfans erstmals das Vergnügen hatten die freundliche Familie Tepes aus Transsilvanien im Kino zu erleben. Damals entschlossen sich die Eheleute Mihai und Elvira dem Familiensitz in Bistrien den Rücken zu kehren und mit ihren zu dieser Zeit zwölf Jahre alten Zwillingstöchtern Dakaria, genannt Daka, und Silvania nach Deutschland zu ziehen.
Das beschauliche Dörfchen Bindburg und seine Einwohner ahnten es nicht, aber ihnen stand eine Härteprüfung bevor, die sie sich wohl niemals erträumt hätten. Denn bei der Familie Tepes handelt es sich um Vampire. Oder besser gesagt: Mihai ist ein Vampir, Elvira wurde als Mensch geboren und ist, seitdem sie Mihai in einer feierlichen Blutzeremonie ihr „Snie“-Wort gegeben hat – vampvanisch für „Ja!“ -, eine Halbvampirin – wie auch ihre beiden Töchter. Sie haben typisch menschliche Eigenschaften, aber können auch all das, was Vampire auf dem Kasten haben – die eine etwas mehr, die andere etwas weniger. Sie können fliegen, sie haben den gefürchteten heißen Blick, mit dem man Gegenstände durch bloßes Anschauen erhitzen kann, sie fühlen sich unwohl in der prallen Sonne und sie können flopsen – also: sich auflösen und blitzschnell auf der anderen Seite eines Raumes wieder auftauchen.
Ansonsten könnten die beiden Mädchen unterschiedlicher nicht sein: Dakaria ist Vampirin mit Leib und Seele. Nichts mag sie lieber als herzhaft in eine Blutwurst zu beißen. Menschen dagegen findet sie doof und damit auch all die menschlichen Eigenschaften, die sie besitzt. Ein Blick auf ihr Äußeres – dunkle kurze Haare, schwarze Klamotten, Lederjacke – und man weiß: Daka ist die Tochter ihres Vaters. Silvania dagegen kommt eindeutig nach ihrer Mutter. Sie trägt gerne wallende Kleider und Röcke, hat lange lockige Haare und genießt das Leben – sie lebt streng vegetarisch! Ihre vampirischen Eigenschaften empfindet Silvania als zunehmend lästig. Aus dem Zusammenprall dieser verschiedenen, nicht immer gut miteinander zu vereinbarenden Temperamente bezieht DIE VAMPIRSCHWESTERN seinen ureigenen inneren Reiz, während äußere Spannung (auch Komik und Humor) durch einen weiteren, allerdings völlig anders gearteten Zusammenprall entsteht: Für die Vampirfamilie Tepes ist es zunächst nicht immer ganz einfach sich nahtlos ins Menschenleben in Bindburg einzufügen: Niemand darf wissen, dass sie Blutsauger sind. Zusätzlich erschwert wird das von ihrem Nachbarn Dirk van Kombast, einem spießigen Muttersöhnchen, das in panischer Angst vor Blutsaugern lebt und es sich ausgerechnet zur Lebensaufgabe gemacht hat, Vampire zu jagen.
Diese Prämisse liegt den Büchern der Jugendbuchschriftstellerin Franziska Gehm zu Grunde, die die mittlerweile zwölf Bände umfassende Romanreihe 2008 aus der Taufe gehoben hat. „Die Thematik ist nicht wirklich totzukriegen. Für mich als Autorin ist es einfach ein sehr dankbares Thema, weil es so viele Klischees gibt, die man alle schön verbraten kann und über die man sich auch ein bisschen lustig machen kann“, erinnert sich die Autorin, die berichtet, dass es tatsächlich aber ein reales Erlebnis in München war, das den Ausschlag dafür gab, dass sie sich ihre Geschichten einfallen ließ: „Zufällig hatte ich eine junge Frau kennengelernt, die von Rumänien nach Deutschland zog als sie ungefähr 14 Jahre alt war. Ich fand es spannend, dass sie wirklich aus Transsilvanien kam. Ein paar Tage später lernte ich auch noch ihre Schwester kennen. Sie waren zwar keine Zwillinge, aber sahen sich total ähnlich. Dann erzählte sie auch noch, dass sie in München Zahnmedizin studierte. Da fing meine Fantasie an sich selbstständig zu machen. Ich dachte, dass es doch witzig wäre, wenn das Vampire wären, die hier in München studierten und lebten. Ein paar Monate später meldete sich der Loewe Verlag bei mir und meinte:,Thema Vampire, hast du da nicht Lust etwas zu machen?’, und so ist das dann gekommen.“
Uli Putz von der Produktionsfirma Claussen+Putz war auf DIE VAMPIRSCHWESTERN aufmerksam geworden, als sie vor einigen Jahren die Frankfurter Buchmesse besucht hatte. „Ich schlenderte durch die Hallen, da fiel mir Die Vampirschwestern auf – es waren tatsächlich der Titel und die dazugehörige Grafik, die mich regelrecht ansprangen“, erinnert sich die Produzentin. „Ich dachte: Das hört sich ja lustig an. Mein Interesse war sofort geweckt. Ich habe mir das näher angesehen und stellte fest, dass ich die Autorin – Franziska Gehm – tatsächlich sehr gut kannte. Das gefiel mir alles sehr gut.“ Und sie merkt bezüglich des ureigenen Reizes des Stoffs an: „Andere Welten haben für Kinder immer eine besondere Anziehungskraft. Man sieht das ja auch an Fasching oder an Halloween. Das trifft auf die Vampirwelt in ganz besonderem Maße zu, gerade wenn man sie so erzählt, wie wir das gemacht haben. Es ist eine etwas abseitige Welt, leicht düster, für Jüngere, die noch nicht Twilight gucken können. Kinder genießen es, wenn sie in eine ganz andere Welt eintauchen können. Ich denke, dass viele Mädchen beides in sich haben, was die Schwestern auszeichnet. Daka hat eine wildere Seite und ordnet sich den Eltern nicht unter. Silvania dagegen hat eine ganz weibliche Seite, ist zuverlässig und ausgeglichen, man kann sich auf sie verlassen. Das Schöne ist, dass die Mädchen zwar in der Vampirwelt leben, unsere Zielgruppe ihre Probleme aber auch aus ihrer ganz eigenen Welt kennt.“
Hauptdarstellerin Christiane Paul, die in DIE VAMPIRSCHWESTERN 3 – REISE NACH TRANSSILVANIEN wieder als Elvira Tepes zu sehen ist, beschreibt es so: „Es regt die Fantasie an, weil das eine geheimnisvolle Welt ist, die sich hier mit der realen Welt mischt. Für Kinder ist es ungeheuer spannend, dass man denken könnte: Das ist doch eigentlich bei uns um die Ecke! Es ist fast wie bei uns! Plötzlich tauchen da Kinder auf, eine ganze Familie, die ganz anders ist. Damit spielen die Filme. Als Kind kann man unvermittelt in ein Abenteuer abtauchen, dass im Grunde im eigenen Zuhause beginnt. So sind viele der großen Geschichten aufgebaut, zum Beispiel Die unendliche Geschichte. Sie starten in der Normalität und plötzlich beginnt eine Reise in eine Fantasiewelt.“
Foto: die Vampirkönigin
Info:
DIE BESETZUNG
Marta Martin (Silvania Tepes
Laura Roge (Dakaria Tepes)
Christiane Paul (Elvira Tepes)
Stipe Erceg (Mihai Tepes)
Jana „JEDi¥ESS“ Pallaske (Antanasia)
Michael Kessler (Dirk van Kombast)
Tim Oliver Schultz (Murdo)
Diana Amft (Schwester Ursula)
Alexander Schubert (Urio)
DIE FILMEMACHER
Tim Trachte, Regie
Jakob Claussen & Uli Putz, Produktion
Ursula Gruber, Drehbuch
Sigrun de Pascalis, Drehbuch
Franziska Gehm, Buchvorlage
Fabian Rösler, Kamera
Ana De Mier Y Ortuno, Schnitt
Anisha Koebner, Kostüm
Ellen Latz, Szenenbild