Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 22. Dezember 2016, Teil 5

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Am Anfang der Erde war Wasser, dann schenkte der Halbgott und Gestaltwandler Maui den Menschen Inseln, wie Te Fiti, die die Form einer schlafenden Frau hat. Das Herz von Te Fiti ist ein grüner Edelstein, der das Leben bringt. Vor tausend Jahren hat Maui den Stein gestohlen.

Er wurde aber vom Lava Monster Te Ka verfolgt, dabei gingen Stein und auch Mauis Fischhaken, den er zum Gestaltwandeln braucht, im Meer verloren.

Vaiana liebt diese Geschichte ihrer Großmutter von Kindheit an. Jetzt ist sie 16 Jahre und träumt immer noch davon, über das Meer zu segeln, den Stein zu finden und ihn Te Fiti zurück zu geben. Ihr Vater Tui ist Chef der Insel und er verbietet jedem, sich jenseits der Brandung ins Meer zu wagen. Zudem soll Vaiana seine Nachfolgerin werden.

Als sich die Lebensbedingungen auf der Insel immer weiter verschlechtern, da die Fischer nur noch wenige Fische fangen und auch die Kokosnüsse innen faul sind, zeigt die Großmutter Vaiana eine geheime Höhle, in der sich viele seetüchtige Boote befinden. So erfährt das Mädchen, dass ihre Vorfahren große Seefahrer waren. Kurz nach dem Tod der Großmutter macht sich Vaiana heimlich mit einem der Boote auf, um sowohl das Herz von Te Fiti, als auch Maui zu finden. Denn nur Maui weiß, wo Te Fiti genau liegt.

Begleitet wird sie vom blinden Passagier Heihei, einem etwas unterbelichteten Hahn. Mit Hilfe ihres Freundes, dem Ozean, lernt sie segeln, findet den Edelstein im Meer und macht sich auf die Suche nach Maui. Doch es ist schon eine recht schwierige Aufgabe, den selbstverliebten und arroganten Helden zum Mitmachen zu überreden. Um wieder seine Gestalt wandeln zu können, braucht Maui allerdings zuerst einmal seinen Haken, den er an Tamatoa, einen egozentrischen, 15 Meter großer Krebs verloren hat, der in Lalotai, dem Reich der Monster, lebt. Und da sind auch noch die Kokomora, kleine, wilde Piraten mit Rüstungen aus Kokosschalen, die auf einem Floß voller Müll und Treibgut leben und die viel gefährlicher sind, als sie aussehen.

Erst als Vaiana und Maui endlich lernen, zusammen zu arbeiten und sich nicht dauernd gegenseitig übertölpeln zu wollen, habe sie eine Chance, ihre Aufgabe zu erfüllen, an Te Ka vorbeizukommen und das Herz von Te Fiti zurückzugeben.


"Vaiana"(im Original: Moana) ist Disneys diesjähriger Weihnachtsfilm - wie immer mit Musik. Allerdings einer, der nicht in der Kälte angesiedelt ist. Er ist nach Lilo und Stitch (2002) der zweite Disney-Film, der in Ozeanien spielt und der erste, der als Hauptfiguren ausschließlich polynesische Charaktere gewählt hat. Deshalb orientierten sich die Filmemacher (Regie: John Musker und Ron Clements, Drehbuch: Jared Bush) an den Göttern und Sagen verschiedener Südsee-Inseln.

Auch die Original-Sprecher (die alle auch selbst singen) stammen auch dem pazifischen Raum, so spricht und singt z.B. Dwayne Johnson, der Vorfahren in Samoa hat, Maui. Auli'i Cravalho, die 16jährige Darstellerin von Vaiana, ist auf Hawaii geboren und Temuera Morrison (als Chief Tui) und Jemaine Clement (Te Ka) stammen aus Neuseeland und haben Maori-Vorfahren. Die beiden Hauptdarsteller werden in der deutschen Synchronisation von Lina Larissa Strahl als Vaiana und Andreas Bourani als Maui gesprochen, die beide ebenfalls selbst singen.

"Vaiana" ist Disney und Pixars zweiter Film in diesem Jahr nach "Zoomania". In dem Weihnachtsfilm gibt es mit dem Schweinchen Pua und dem etwas verpeilten Hahn Heihei zwar zwei Tiere, aber keiner davon spricht. Der Film ist eigentlich eine Coming-of-Age Geschichte um ein junges, selbstbewusstes Mädchen, das gegen alle Widerstände seinen Weg geht und damit nicht nur Unheil von ihrer Heimat abwendet, sondern auch dafür sorgt, dass ihre Leute - wie ihre Vorfahren - wieder zur See fahren.

Natürlich ist die Story mehr oder weniger vorhersehbar. Aber sie ist mit kleinen Details und Überraschungen liebevoll gestaltet und punktet vor allem mit den hervorragenden Naturanimationen.

Bei den Liedern gibt es aber leider keines, das zum Mitsingen einlädt und an das man sich am Ende des Films noch erinnert. Dies gilt auch für den Song "Ich bin bereit", der in der deutschen Fassung von Helene Fischer während des Abspanns neu interpretiert wird. Allerdings steht "How Far I'll Go" auf der Liste zum besten Original Song bei den Golden Globe Awards (neben dem Vorschlag zum besten animierten Film).

Insgesamt ist "Vaiana" kein allzu innovativer Animationsfilm. Er ist aber ausgesprochen unterhaltsam, bietet viele schöne Momente und eine abenteuerliche Story mit einer selbstbewussten weiblichen Heldin. Der Film wurde zu Recht von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat "Besonders wertvoll" ausgezeichnet. Es macht Spaß sich "Vaiana" anzusehen und er ist aus diesem Grund - trotz kleiner Mängel - nicht nur als Weihnachtsfilm empfehlenswert.

PS: Unbedingt bis nach dem Abspann sitzen bleiben, da passiert noch etwas.

Foto: Vaiana und Maui © Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Info:
Vaiana - Das Paradies hat einen Haken (USA 2016)
Originaltitel: Moana
Genre: Animation, Kinderfilm, Musikfilm
Filmlänge: 107 Minuten
Regie: John Musker und Ron Clements
Drehbuch: Jared Bush
Englische Sprecher: Auli'i Cravalho, Dwayne Johnson, Rachel House, Temuera Morrison, Jemaine Clement, Nicole Scherzinger, Alan Tudyk u.a.
Deutsche Sprecher: Lina Larissa Strahl, Andreas Bourani, Debby van Dooren, Thomas Nero Wolff, Tommy Amper, Marion Martienzen, u.a.
Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 22.12.2016



Zusatz: Vor "Vaiana" zeigt Disney einen sechsminütigen animierten Kurzfilm namens "Herz oder Kopf" (engl. Inner Workings).

Ein Büroangestellter wird nach dem Aufstehen und auf dem Weg zur Arbeit von seinen inneren Organen gesteuert. Man sieht, was passiert, wenn er isst, auf die Toilette geht, auf dem Weg zur Arbeit eigentlich lieber am Strand surfen will etc. Dabei werden die inneren Kämpfe zwischen dem pragmatischen und logischen Gehirn und dem freigeistigen und abenteuerlichen Herz gezeigt. Zuerst gewinnt immer das Gehirn, das die Vernunft und die Vermeidung von Gefahr über alles andere stellt. Aber besteht das Leben eigentlich nur aus langweiliger Büroarbeit oder gibt es nicht doch noch Alternativen?

Regisseur Leo Matsuda, der bei früheren Animationsfilmen von Disney als Story Artist mitgearbeitet hat, hat sich bei der Darstellung von den transparenten Seiten zur menschlichen Anatomie aus Enzyklopädie-Büchern für Kinder inspirieren lassen. Der Kurzfilm ist eine Verbindung aus CGI und traditioneller handgezeichneter Animation.

"Herz oder Kopf" ist charmanter und beschwingter Kurzfilm. Er ist eine nette und unterhaltsame Einleitung zum Hauptfilm.

Foto: Der gläserne Mensch © Walt Disney Studios Motion Pictures Germany