Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 22. Dezember 2016, Teil 7

Filmheft

Ozeanien(Weltexpresso) - Als die Regisseure von VAIANA, Ron Clements und John Musker, die Idee hatten, ihren nächsten Animationsfilm in der traumhaft schönen Inselwelt des Pazifiks spielen zu lassen, fielen ihnen sofort wieder die geliebten Abenteuerromane und idyllischen Gemälde ihrer Jugendzeit ein. Doch nachdem sie mit der Recherche zur polynesischen Mythologie begonnen hatten, merkten sie schnell, dass sie viel tiefer in diese faszinierende Welt eintauchen mussten.


Von allen Begegnungen während ihrer Reise stach eine ganz besonders hervor, wie sich Clements erinnert: „Ein Stammesältester von Mo‘orea bat uns um etwas so Einfaches und doch Aufschlussreiches: ‘Seit Ewigkeiten werden wir von eurer Kultur verschlungen’, sagte er. ’Könnt ihr nicht dieses eine Mal von unserer verschlungen werden?’“


Der Pazifik ist Heimat tausende kleiner Inseln und Inselstaaten, die seit Generationen als Polynesien, Mikronesien und Melanesien bekannt sind. Wie die Filmemacher feststellten, teilen die Insulaner die Region selbst gar nicht in Abschnitte ein, sondern nennen sie schlicht und einfach Ozeanien. Sie sehen ihre vielen Inseln und das sie umgebende Meer als zusammenhängende Welt – und die ist bedeutend größer als die USA. Die Macher von VAIANA waren von den Menschen dort, von ihrer Kultur, Vergangenheit und ihren Traditionen tief berührt und inspiriert.


Zusammen mit einer Gruppe von Disney Animationskünstlern bereisten Clements und Musker die südliche Region von Ozeanien insgesamt zweimal. Aber nicht als Touristen, sondern als aufmerksame Zuhörer, Beobachter, Forscher und lernwillige Studenten. „Wir haben nicht nur viele Ideen, Bilder und Inspirationen für unsere Geschichte mitgebracht, sondern waren hinterher umso entschlossener, einen Film zu erschaffen, den dortigen Menschen gerecht wird und ihnen gefällt“, sagt Musker. „Uns schwebte natürlich keine Dokumentation vor, VAIANA ist und bleibt ein Animationsabenteuer. Aber unsere Erlebnisse vor Ort haben unsere Vorstellungskraft in einer Weise beflügelt, die wir nicht erwartet haben.“


FIDSCHI, SAMOA, TAHITI


Clements, Musker und diverse Mitglieder des Produktionsteams bereisten als erstes Fidschi, Samoa und Tahiti, später dann Neuseeland. „Wir wollten die touristischen Pfade, so gut es ging, vermeiden und viel tiefer eintauchen“, sagt Clements. „Wir wollten die Menschen kennenlernen, die auf den Inseln aufgewachsen sind, ihre Geschichte hören und erfahren, was die Kultur der Pazifischen Inseln so einzigartig macht.“


Die Filmemacher besuchten kleine Gemeinden, trafen sich mit Stammesältesten und Häuptlingen und ihren Familien, mit Lehrern, Handwerkern, Bauern, Fischern und Seemännern, um ihren Geschichten zuzuhören. Außerdem baten sie Archäologen, Anthropologen, Historiker, Musik-, Tanz-, Schnitz- und Kulturexperten um Unterstützung.


Musker und Clements kleideten sich in Lavalavas (traditionelle, farbenprächtige Wickelröcke) und besuchten Korova, ein kleines Dorf an der Südküste von Fidschis größter Insel Viti Levu. Dort übergaben sie den Häuptlingen und Ältesten Sevusevus (traditionelle Besuchergeschenke an ihre Gastgeber), in diesem Fall die Wurzeln eines Pfefferstrauches. „Das ist die Hauptzutat des zeremoniellen Getränks Kava,“ erklärt Clements. „Wir haben sehr viel Kava getrunken.“
Sie nahmen an einer Kava-Zeremonie teil, lauschten Geschichten und Liedern, beobachteten die Familiendynamiken und aßen Palusami, Fischeintopf, Tarowurzeln und Kekse. Ein paar Tage später wurden sie von dem Seefahrtexperten Jiujiua „Angel“ Bera auf einen Bootstrip eingeladen, um sich von ihm die innige Beziehung der Fidschianer zum Ozean erklären zu lassen. „Er erzählte uns, dass wir ’sanft mit dem Meer sprechen müssen’,“ so Clements. „Sie sehen den Ozean als lebendiges, atmendes und mächtiges Wesen, das sie verehren und vor dem sie großen Respekt haben. Wir segelten mit einem Camakau, das ist ein traditionelles fidschianisches Segelboot.“ Fortsetzung folgt

Foto: (c) Walt Disney Studios

Info: Abdruck aus dem Filmheft