Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 22. Dezember 2016, Teil 8

Filmheft

Ozeanien(Weltexpresso) -  Außerdem wurde das Team eingeladen, zusammen mit ortsansässigen Archäologen den Sigatoka Sand Dunes National Park von Fidschi zu erkunden, dessen Strände mit Tonscherben der Lapita-Kultur übersät sind. Viele der Artefakte, die in Sigatoka entdeckt wurden, befinden sich im Fiji Museum.

Außerdem sah sich die Gruppe eine Vorführung der Oceania Dance Theatre Troupe an, besuchten die Ausgrabungsstätte Bourewa und tranken noch mehr Kava mit den Einheimischen des traditionellen fidschianischen Fischerdorfs Vusama.


In Samoa lernten sie ebenfalls viel über die einheimische Kultur, über ihre Legenden, ihre traditionelle Musik und Küche. Wie Senior Creative Executive Jessica Julius erzählt, wurden sie zu einer ’Ava-Zeremonie eingeladen, die zwar ähnlich der fidschianischen Rituale war, aber nur bei ganz besonderen Anlässen durchgeführt werden. „Bei der samoanischen ’Ava-Zeremonie müssen sie aus der angebotenen Tasse zuerst als Segen eine kleine Menge ausgießen und einen Dank oder ’Manuia!’ aussprechen, bevor sie alles in einem Zug austrinken.“


Bei Nacht bewunderten die VAIANA-Macher den tiefschwarzen, sternenfunkelnden Himmel und bei Tag das warme, türkisfarbene Wasser. Während eines Tagesauflugs nach Savai’i, der größten samoanischen Insel, besichtigten sie traditionelle, runde Fale-Hütten, die aus einem gewölbten Dach und Stützbalken bestehen; und sie wurden von den berühmten Alofaaga Blowholes (Wasserfontänen) nass gespritzt. „Das war berauschend,“ erinnert sich Julius.
Außerdem traf sich das Team an der Universität von Samoa mit Akademikern des Zentrums für samoanische Studien, mit denen sie über Stereotypen und Irrtümer und das Kulturerbe ihrer Mythen und Legenden diskutierten.


Von Tätowierkünstler Su’a Peter Sulu’ape lernten die Filmemacher, dass traditionelle Tattoos in Samoa ein Initiationsritus sind – und eine große Ehre, die sich Samoaner erst verdienen müssen. Die Tätowierkunst selbst wird von Generation zu Generation weitergegeben. Jedes Symbol besitzt seine spezifische Bedeutung, darunter etwa Machtsymbole, die für Stärke, Einheit, Familie und Spiritualität stehen. Manche ehren auch einfach die Natur.


Auf Tahiti besuchten die Filmemacher ein Marae, eine zeremonielle Stätte, und lernten viel über historische Traditionen – Opfergaben für die Götter, Navigation und ihr Verhältnis zum Ozean. „Das bereitwillig weitergegebene Wissen der Tahitianer hat uns die Augen geöffnet,“ sagt Clements.


Der Präsident der Te Pu Atiti’a Vereinigung, Hinano Murphy, und sein Team beriet die Filmemacher und unterstützten sie dabei, so viel von der ozeanischen Kultur und Geschichte in den Film einfließen zu lassen wie möglich, ohne dabei zu spezifisch zu werden. Außerdem leitete Murphy auf eigenen Wunsch die Übersetzung des Films ins Tahitianische und die Schauspieler beim Einsprechen. „Einheimische Sprachen wie Tahitianisch verschwinden langsam von unserem Planeten. Deshalb ist es wichtig, neue Wege zu finden, um Gemeinden, Alte, junge Erwachsene und Kinder wieder dafür zu begeistern,“ sagt Murphy. „Es war es immens wichtig für uns, wenigstens eine polynesische Sprachversion zu haben, um so unsere Sprache und Kultur zu wertschätzen. Ich hoffe, dass sie andere Polynesier angeregt, sich etwas einfallen zu lassen, um ihre Sprachen zu retten und weiterzugeben.“


Auf Tahiti besichtigten die Filmemacher schwarze Lava-Felder und trafen sich mit Stammeshäuptlingen. Sie fuhren mit ihren Kanus den berühmten Surf Break von Teahupo‘o in Tahiti entlang und schwammen und wanderten in Gegenden, die auch in die Landschaften des Films einflossen. Sie lauschten ausgeschmückten Legenden, lernten, wie man Palmenblätter flechtet, und durften einer Schulklasse zusehen, die traditionelle Tänze lernte. Sie beobachteten, wie der traditionelle Tapa-Stoff hergestellt wird, welcher Strauch mit welcher Farbe assoziiert wird: Banyan (eine Feigenart) etwa ist schokoladenbraun, Maulbeere weiß.


Anschließend besuchten die Filmemacher gemeinsam mit dem Trio, das für die Filmmusik verantwortlich zeichnet, Lin-Manuel Miranda, Mark Mancina und Opetaia Foa‘i, das Pasifika Festival im neuseeländischen Auckland. „Das war das erste Mal, dass wir unser großartiges Musik-Team von VAIANA zusammen hatten, die Musiker und die Filmemacher“, sagt Produzent Osnat Shurer. „Das Festival bot eine ausgezeichnete Möglichkeit, die ganze Bandbreite der traditionellen Musik und Tänze der vielen unterschiedlichen Pazifik-Inseln kennenzulernen.“    


„Das Team war wie verwandelt“, so Shurer. „Die Recherche-Reise hat uns die Augen geöffnet. Wollten wir diese Geschichte, die vor 2000 Jahren spielt, korrekt erzählen, dann mussten wir die Experten einladen, die wir während unseres Trips kennengelernt hatten, damit sie an unserem Film mitarbeiten. Es ist ja schön und gut, sich von einer Reise inspirieren zu lassen, aber wir wollten viel mehr. Wir brauchten sie, damit sie den Film begleiteten – von der Story über den Look bis zu den Figuren. Alles, was man im Film sieht, lässt sich größtenteils auf unsere Berater zurückführen, vom Aussehen und der Handhabung von Vaianas Kanu über die Pflanzenwelt auf der Insel  bis zu den Materialien, aus denen die Kleider bestehen.“

 

Foto: (c) Walt Disney Studios

Info: Abdruck aus dem Filmheft