Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 5. Januar 2017, Teil 4

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Im Jahr 2320 macht sich das Raumschiff Avalon mit 258 Crewmitgliedern und 5000 Kolonisten auf den Weg zu dem erdähnlichen Planeten Homestead II. Alle sind für die 120 Jahre dauernde Reise in Stasiskammern untergebracht.



30 Jahre später gerät das Schiff in einem Meteoritenschwarm. Das führt zu ein paar kleinen Fehlfunktionen, die allerdings dazu führen, dass sich eine der Schlafkammern öffnet. Dadurch wird der Passagier James "Jim" Preston (Chris Pratt), ein Maschinenbauingenieur aus Denver, 90 Jahre zu früh geweckt. Als er den Fehler bemerkt, ist er trotz seiner Technikkenntnisse nicht in der Lage, seine Schlafkammer wieder zu reaktivieren.

Jim stellt bald fest, dass nur er aufgeweckt wurde. Sein einziger Gesprächspartner ist Arthur (Michael Sheen), ein Androiden-Barkeeper. Obwohl das Raumschiff mit jedem nur erdenklichen Luxus wie Kino, Swimmingpool und diversen Sporteinrichtungen ausgestattet ist, fängt Preston an, sich zu langweilen und zu verzweifeln. Er schafft es zwar in eine der Kabinen der Luxusklasse einzudringen, obwohl er dafür nicht bezahlt hat, er kann aber nicht einen Zugang zu den Kabinen der Mannschaft aufbrechen.

Ein Jahr später erwacht jedoch auch Aurora Jane (Jennifer Lawrence), eine Journalistin aus New York, die einen Bericht über interstellare Raumfahrt schreiben will, auch wenn ihr klar ist, dass er erst 240 Jahre nach ihrer Abreise auf der Erde gelesen werden wird. Während die beiden weiter das Schiff erkunden, fangen sie an sich ineinander zu verlieben. Preston findet dadurch seine Lebensfreude wieder, allerdings ist da auch noch ein Geheimnis, das außer Jim nur noch Arthur weiß.

Als dann aber auch noch plötzlich das Crew-Mitglied Gus Mancuso (Laurence Fishburne) aufwacht, müssen die drei sich doch mit den möglichen Gründen für ihr frühzeitiges Aufwachen und den beginnenden Fehlfunktionen der Avalon beschäftigen, denn es zeigt sich, dass ihre Erweckung möglicherweise kein Zufall war. Sie beginnen gemeinsam, das Raumschiff nach Fehlfunktionen abzusuchen und versuchen es wieder unter Kontrolle zu bekommen und damit auch das Leben der mehr als 5000 noch in den Kältekammern liegenden Passagiere und Crewmitglieder zu retten....


"Passengers" beruht auf einen Drehbuch von Jon Spaihts - bekannt als Drehbuchautor von Prometheus (2012) und Doctor Strange (2016). "Passengers" befand sich bereits 2007 auf der renommierten Blacklist der besten unverfilmten Drehbücher. Bis jetzt scheiterte aber die filmische Umsetzung. So wurde das Script von Keanu Reeves Produktionsgesellschaft "Company Films" gekauft und Reeves wollte auch zusammen mit Reese Witherspoon und später Rachel McAdams die Hauptrolle des James Preston spielen. Während dieser Zeit waren zuerst Gabriele Muccino und später Brian Kirk als Regisseure vorgesehen. 2014 sollte der Film sogar in Babelsberg gedreht werden.

Die Realisierung scheiterte aber immer wieder unter Anderem an dem geplanten Budget von 50 Mill. Dollar, denn obwohl die Geschichte nur mit wenigen Darstellern erzählt wird, spielt sie auf einem luxuriösen Raumschiff, so dass die Effekte doch recht kostspielig sind.

2015 gingen die Rechte dann an Sony über, die Chris Pratt als Jim und Jennifer Lawrence als Aurora verpflichten konnten, die beide zur Zeit zu den bekanntesten und teuersten Hollywoodschauspielern gehören. Als Regisseur wurde Morten Tyldum gewonnen, der 2014 für "The Imitation Game" für einen Oscar als bester Regisseur nominiert worden war. Jetzt wurde der Film in 3D und für rund 150 Mill. Dollar realisiert.

"Passengers" ist eine spannende aber auch vorhersehbare Geschichte mit nur wenigen Schauspielern sowie beeindruckenden Bildern und atemberaubenden Spezialeffekten in 3D. Besonders hervorzuheben ist die Szene, wenn während einer Fehlfunktion im Swimmingpool plötzlich die Schwerkraft abhanden kommt. Auch wenn das Ende mehr oder weniger vorhersehbar ist, hält sich der Film beim Pathos doch stark zurück. So bekommt der Zuschauer eine Mischung aus persönlichem Drama und Weltraumromanze zu sehen. Dazu als Zugabe einige aufwändigen Science-Fiction-Elemente.

Dabei bleiben die Szenen aus der ersten Hälfe des Film am stärksten haften, wenn Chris Pratts Jim Preston ganz allein oder nur mit Michael Sheens Android Arthur agieren muss. Pratt ist in der Lage, den Wechsel zwischen Freude am unbeschwerten Luxusleben, Entsetzen, Verzweiflung, völligem emotionalen Absturz und erdrückenden Schuldgefühlen hervorragend darzustellen. Diese ernsten Szenen sind ganz sicher die Highlights des Films.

Leider hätte man dem Film an anderen Stellen dann auch noch mehr Emotionen und auch Dramatik gewünscht, denn im zweiten Teil gleitet der Film doch stark in konventionellere Action-Bahnen ab, bei denen dann Chris Pratts Jim immer mehr zum aufopferungsbereiten Helden aufgebaut wird.

Jennifer Lawrence ist sicher eine hervorragende Schauspielerin aber inzwischen spielt sie dieselbe Rolle doch immer und immer wieder, so dass man sich daran langsam satt gesehen hat. Michael Sheen ist als Barmann Arthur nett anzusehen, aber er kann genauso wenig wie Laurence Fishbourne als Crewmitglied Gus bleibende Akzente setzten.

Leider wirkt der deutlich vom Original-Drehbuch abweichende Schluss des Filmes doch stark übertrieben und auch unglaubwürdig und trübt dadurch den im Großen und Ganzen positiven Eindruck doch etwas. Insgesamt ist "Passengers" aber trotz aller Kritik ein gut funktionierender Science-Fiction Film mit einer interessanten Prämisse und beeindruckenden Design, der ordentlich aber nicht hervorragend umgesetzt worden ist und den man sich sehr gut im Kino ansehen kann.

Foto: Jennifer Lawrence als Aurora Lane, Chris Pratt als James Preston und Michael Sheen als Arthur © Sony Pictures Germany

Info:
Passengers (USA 2016)
Originaltitel: Passengers
Genre: Science Fiction
Filmlänge: 111 Min.
Regie: Morten Tyldum
Drehbuch: Jon Spaihts
Darsteller: Jennifer Lawrence, Chris Pratt, Michael Sheen, Laurence Fishburne u.a.
Verleih: Sony Pictures Germany
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 05.01.2017