Neu auf DVD und Blu-ray ab dem 6. Januar 2017

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - 1933 verlässt der 20jährige James Cleveland "Jesse" Owens (Stephan James) seine Heimatstadt Cleveland, um an der Ohio State University als einer der wenigen Afroamerikaner zu studieren. Er lässt seine Freundin Ruth Solomon (Shanice Banton), die als Friseuse arbeitet, und seine kleine Tochter Gloria (Yvanna-Rose Leblanc) zu Hause zurück.


Jesses sportliches Talent fällt an der Universität ziemlich rasch dem Leichtathletik-Trainer Larry Snyder (Jason Sudeikis) auf. Snyder trainiert Owens nach neusten Methoden, so dass sich nicht nur Jesses Lauf- und Sprung-Stil verbessert, sondern er auch trotz seiner Hautfarbe recht schnell zum Star der Universität avanciert. Owens ist nicht nur ein herausragender 100m- und 200m-Läufer, er gewinnt auch im Weitsprung und über 220y Hürden. Dabei gelingen ihm nebenbei auch einige Weltrekorde. Snyder möchte daher erreichen, dass Owens an den amerikanischen Trials, den Ausscheidungen für die Olympischen Spiele 1936 in Berlin, teilnimmt.

Es ist aber gar nicht sicher, ob die Amerikaner an den Spielen wirklich teilnehmen werden. Besonders der Präsident der amerikanischen Amateur Athletic Union Jeremiah Mahoney (William Hurt) spricht sich gegen eine Teilnahme aus, da in Deutschland Juden ausgegrenzt und katholische Sportverbände verboten wurden. Sein Gegenspieler ist der Leiter des Olympischen Komitees, der Bauunternehmer Avery Brundage (Jeremy Irons), der für eine Teilnahme plädiert. Er bietet an, nach Berlin zu fahren und seine Bedingungen für das Teilnehmen der amerikanischen Olympia-Mannschaft den Berliner Machthabern vorzutragen.

In Berlin angekommen werden Brundage nicht nur die Olympia-Bauten gezeigt, sondern er kann auch mit Joseph Goebbels (Barnaby Metschurat) sprechen, der ihm verspricht, dass die Hakenkreuz-Fahnen während der Spiele verschwinden und dass jüdische Sportler in die deutsche Mannschaft aufgenommen werden. Zusätzlich trifft Brundage auf Leni Riefenstahl (Carice van Houten), die den Auftrag hat, einen Dokumantarfilm über die Olympischen Spiele zu erstellen. Brundage fühlt sich bestätigt und schlägt bei seiner Rückkehr der Amateur Athletic Union vor, dass die amerikanischen Sportler teilnehmen sollen. Er gewinnt die Abstimmung knapp.

Auch Owens muss sich zu Hause mit dem Boykott auseinander setzen, der von seinen farbigen Landleuten empfohlen wird. Snyder rät ihm auf jeden Fall an den Trials teilzunehmen. Dort erreicht er über im 100m- und im 200m-Lauf sowie im Weitsprung die Aufnahme in die amerikanische Olympiamannschaft. Er ist aber nicht für die 4x100m-Staffel vorgesehen. Obwohl sein Coach nicht im Trainerteam ist, reist Snyder auf eigene Kosten nach Berlin, um Owens vor Ort zu unterstützen.

Während der Olympischen Spiele in Berlin wird Jesse Owens zu dem Athleten werden, der in der Leichtathletik die meisten olympischen Goldmedaillen gewinnt. Er wird Sieger im 100m- und im 200m-Lauf. Er wird auch noch den Weitsprung gewinnen, nachdem er in der Qualifikation mit zwei ungültigen Versuchen Probleme hatte, bei dem ihm sein deutscher Kontrahent Carl "Luz" Long (David Kross) hilft. Long wird im Finale die Silbermedaille gewinnen und er wird der Erste sein, der Owens nach seinem Sieg gratuliert.

Zum Abschluss wird Jesse Owens auch noch zusammen mit Ralph Metcalfe, Foy Draper und Frank Wykoff als Startläufer in der siegreichen 4x100m Staffel eingesetzt, da die Nazis gegen die Teilnahme von zwei jüdischen Läufern in der amerikanischen Mannschaft protestieren. Diese Staffel läuft im Vor- und im Endlauf jeweils Weltrekord.

Eingefangen werden diese Momente von Leni Riefenstahl, die die sportlichen Ereignisse in Berlin vergleichsweise vorurteilsfrei dokumentiert und aus den Aufnahmen dennoch später ihren Propaganda-Film "Olympia" machen wird.

Als Owens aber nach den Spielen wieder zurück nach Amerika kommt, wird er kein Glückwunschtelegramm des amerikanischen Präsidenten erhalten und er wird zusammen mit seiner Frau bei einer Veranstaltung, die zu seinen Ehren abgehalten wird, durch den Lieferanteneingang das Hotel betreten müssen....


Der englische Titel von "Race - Zeit für Legenden" ist nur "Race". Das gibt den Inhalt des Filmes hervorragend wieder, denn Race hat im Englischen die Doppelbedeutung von Rasse und Rennen. Regisseur des Filmes ist Stephen Hopkins, der großen Wert auf Authentizität gelegt hat. So wurden z.B. Tochter und Enkelin von Jesse Owens in den Produktionsprozess einbezogen. Sie halfen auch dem kanadischen Schauspieler Stephan James sich auf seine Rolle als Jesse Owens vorzubereiten.

Die Dreharbeiten fanden 2014 in Montreal und später im Olympiastadion in Berlin-Charlottenburg statt. Dabei wurden die meisten der nicht der damaligen Zeit entsprechenden Elemente im Stadion wie z.B. die Kunststoff-Bahnen im Nachhinein aus dem entstandenen Filmmaterial entfernt. Zusätzlich musste der Sitzbereich, in dem die Nazi-Führung 1936 Platz genommen hatte, wieder eingebaut werden. Durch den Originalschauplatz erhielt der Film eine unverzichtbare Authentizität, die vermutlich mit nachgestellten Filmkulissen niemals erzielt worden wäre.

Die sporttechnische Umsetzung ist ebenfalls sehr gut gelungen, da besonderen Wert darauf gelegt wurde, dass Sprint und Weitsprung so ausgeführt und trainiert wurden, wie es damals üblich war.

Einige der politischen Abläufe während der Olympischen Spiele in Berlin sind aber etwas verändert worden. So hat wohl Hitler nach einigen Tagen nicht nur Owens sondern keinem der siegreichen Sportler mehr die Hand geschüttelt. Außerdem ist es ziemlich sicher ein Mythos, dass Owens seine Qualifikationsweite im Weitsprung erst im dritten Versuch geschafft hat; er hat sie ebenso wie Luz Long bereits im ersten Versuch erreicht. Die Bilder, die Long und Owens nach dem Wettkampf zusammen zeigen, sind aber authentisch.

Leider haben sich auch ein paar sportliche Fehler in den Film eingeschlichen. So wird immer von 400m Lauf statt vom 4x100m-Lauf (oder Staffel) gesprochen oder Long beglückwünscht Owens nach dem Sprung, während Owens noch in der Sprunggrube steht und beide gehen über den Sand zurück (das hätte dazu führen müssen, dass der Sprung ungültig gewesen wäre). Auch hat der Film ein paar Längen und hätte an der einen oder anderen Stelle gekürzt werden können.

Die schauspielerischen Leistungen sind sehr gut. Besonders Stephan James ist als Jesse Owens überzeugend. Allerdings agierte der kanadische Sprinter Hank Palmer in den Laufszenen als Double für Stephan James. Palmer war Teilnehmer bei den Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking und wurde mit der 4x100m Staffel Kanadas 6. Daneben zeigt auch Jason Sudeikis als Owens Trainer Larry Snyder, dass es ihm mehr darum geht, dass Owens für die Universität Siege erringt als sich an dessen Hautfarbe zu stören. Später hofft er auch, dass Owens sich den Traum erfüllen kann, der ihm selbst durch eine dumme Verletzung unerfüllt geblieben ist.

Trotz der genannten Kritikpunkte ist "Race - Zeit für Legenden" ein packendes und sehenswertes Sportlerdrama über den afroamerikanischen Leichtathleten Jesse Owens, der allen Widerständen zum Trotz bei der Olympiade 1936 in Berlin vier Goldmedaillen gewonnen hat und der auch heute noch eine Legende ist.

Foto: DVD Cover © Universum Film GmbH

Info:
"Race - Zeit für Legenden" ist ab dem 6. Januar 2017 als DVD und Blu-ray im Handel erhältlich. Sprachversionen sind auf der DVD Deutsch und Englisch in Dolby Digital 5.1, auf der Blu-ray Deutsch und Englisch in DTS-HD 5.1 MA. Die Untertitel sind jeweils in Deutsch und Deutsch für Hörgeschädigte. Beide Formate enthalten zusätzlich eine deutsche Hörfilmfassung für Blinde und Sehbehinderte. Das Bildformat von der DVD ist 2,40:1 (16:9 anamorph) und von der Blu-ray 2,40:1 (1080p/24).

Extras auf DVD und Blu-ray sind:
Interviews mit Cast & Crew (ca. 37 Min.)
Making of (3:50 Min.)
Featurette: Die Owens Schwestern (3:03 Min.)
Featurette: Die Verwandlung in Jesse Owens (3:52 Min.)
Deutscher Kinotrailer

Race - Zeit für Legenden (Frankreich, Deutschland, Kanada 2016)
Originaltitel: Race
Genre: Drama, Biopic
Filmlänge: ca. 115 Minuten
Regie: Stephen Hopkins
Drehbuch: Joe Shrapnel, Anna Waterhouse
Darsteller: Stephan James, Jason Sudeikis, Jeremy Irons, William Hurt, Carice van Houten, David Kross, Barnaby Metschurat, Amanda Crew u.a.
Verleih: Universum Film GmbH
FSK: ab 0 Jahren